Leitartikel

Interview: Denise, die Tochter vom Chiemsee-Kasperl

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Denise Mikat geht in die 5. Klasse der Priener Chiemsee Realschule. In ihrer Freizeit spielt die Elfjährige zusammen mit ihrem Papa Stephan beim Chiemsee Kasperltheater mit und übernimmt dort schon richtige Rollen als Prinzessin, Gretel oder Sternchen. Für ihr Hobby hat die junge Puppenspielerin sogar eine Ausnahmegenehmigung von der Regierung von Oberbayern erhalten. Im Gespräch mit innpuls.me erzählt Denise, was ihr am Puppenspiel gefällt, was ihre Lieblingsfigur ist, warum sie Kasperls Großmutter eher weniger mag und ob ihrer Meinung nach ein Kasperltheater überhaupt noch zeitgemäß ist.

Frage: Ist der Kasperl für eine Elfjährige überhaupt noch cool?
Antwort:  Natürlich. Ich spiele ja auch schon fast 11 Jahren mit den Puppen. Bin also sozusagen eine richtige ausgebildete Puppenspielerin. Die Geschichten sind spannend und lustig. Der Kasperl darf auch mal richtig frech sein. Und er gewinnt immer gegen den Räuber oder den Zauberer.

Frage: Wie bist Du zusammen mit deinem Papa überhaupt auf die Idee gekommen, ein eigenes Kasperltheater zu betreiben?
Antwort: Zu meinem 6. Geburtstag hat Papafür mich und meine Freundinnen ein Kasperltheater aufgeführt. Bei der ersten Probe fand ich das gar nicht lustig. Dann habe ich meinem Papa gesagt, was wir Kinder lustig finden und er hat die Geschichte so umgestellt, dass es uns allen gefallen hat. Irgendwann wollte ich nicht mehr nur zuschauen, sondern auch selbst mitmachen.

Frage: Schreibst Du auch schon selbst Stücke für das Kasperltheater?
Antwort: Nein. Aber ich darf schon mitbestimmen, welche Figuren vorkommen. Außerdem gebe ich immer Hinweise, was ich lustig oder weniger lustig finde.

Frage: Was ist Deine Lieblingsfigur und warum?
Antwort: Meine Lieblingsfigur ist der Hase Mucki, weil er frech und lustig ist, genau wie ich. Wir haben einige Stücke extra umgestellt, damit der Mucki auch darin vorkommen kann. Der Mucki ist ja eigentlich ein Osterhase. Der faule Kerl bringt den Kindern nur einmal im Jahr zu Ostern die Ostereier. Also arbeitet er meistens nicht richtig. Deshalb finde ich es gut, wenn er dann zumindest bei uns im Kasperltheater mitspielt (lacht).

Frage: Spielt der Mucki bei euerem aktuellen Stück „Wiggerl der Märchenkönig & das Schlossgespenst“ auch mit?
Antwort: Ja, da darf er ein freches Gespenst spielen. Das finde ich toll.

Frage: Gibt es auch eine Figur, die Du eher weniger leiden kannst?
Antwort: Ja, die Großmutter. Neulich bin ich mit meinem Papa zu Fuß unterwegs gewesen. Da hat mir ein Mann auf der Straße hinterhergerufen: „Ah, da ist ja die Großmutter“. Das fand ich überhaupt nicht lustig.

Frage: Was sagen deine Freunde und Klassenkameraden zu deinem Hobby?
Antwort: Das ist ihnen relativ egal. Aber als wir noch kleiner waren, sind sie schon immer gerne mit ins Kasperltheater gekommen. Dann habe ich auch „Backstage Führungen“ mit meinen Freundinnen gemacht, durfte ihnen also alles hinter den Kulissen zeigen und erklären. Das hat ihnen dann schon gefallen.

Frage: Was ist das Schwierige beim Spielen?
Antwort: Dass ich den Kopf der Figuren immer gerade halten muss. Dadurch ist die Haltung der Figuren manchmal anstrengend. Das Proben mag ich auch nicht so gerne, weil mir da die Reaktionen der Kinder fehlen.

Frage: Hast Du keine Angst, deinen Text bei einem Auftritt zu vergessen?
Antwort: Nein. Wir haben ja hinter der Bühne ein Manuskript liegen. Nur die Kinder schreien meistens dazwischen, so dass wir ganz etwas anderes spielen, als wir eigentlich im Drehbuch vorhatten.

Frage: Willst Du sptäer einmal das Kasperltheater hauptberuflich betreiben oder hast Du einen anderen Traumberuf?
Antwort: Nein, das Kasperltheater wird nicht mein Hauptberuf sein. Weil das Besondere daran ist ja, dass ich mit meinem Papa spielen kann. Solange habe ich dann auch Spaß dabei. Alleine will ich aber nicht spielen. Einen richtigen Berufswunsch habe ich noch nicht, aber ich bin ja auch erst 11 Jahre alt. Vielleicht Schauspielerin. Ich durfte schon bei einigen Fernsehfilmen mitspielen, zum Beispiel im vergangenen Jahr bei der Krimiserie K11 zusammen mit der Rosenheimer Sängerin Julia Plank. Der Film wurde bei SAT1 gezeigt. Da waren meine Mitschülerinnen schon neugierig, wie ich im Fernsehen bin.

Frage: Gibt es ein Stück, dass Du unbedingt einmal spielen willst?
Antwort: „Kasperl & rote Nase“. Das haben wir jetzt zwei Jahre lang nicht mehr gespielt. Das Stück hat mir deshalb so gut gefallen, weil es lustig war, wenn der Kasperl den Zauberer mit der Rakete dorthin schießt, wo der Pfeffer wächst. Leider ist die Rakete kaputt gegangen. Aber mein Papa hat mir versprochen, sie in diesem Jahr zu reparieren.

Frage: Ist ein Kasperltheater überhaupt noch zeitgemäß?
Antwort: Ja. Das merken wir daran, dass wir ganz viele Kinder und ihre Eltern in unseren Vorstellungen haben. Hinterher möchten sich dann auch immer viele Kinder mit dem Kasperl und dem Mucki fotografieren lassen. Das geht vor dem Fernseher schon mal nicht. Der Kasperl ist halt auch ein lustiger Kerl, der nie schlechte Laune hat. Wir üben das auch mit den Kindern. Beispielsweise zeigen wir ihnen einen Trick, wie sie ihre Eltern -auch wenn sie mal lieber schimpfen würden – zum Lachen bringen können. Aber den darf ich jetzt natürlich nicht verraten.

Das Interview führte Karin Wunsam von www.innpuls.me . Dort gibt es auch noch ein kurzes Video vom Chiemsee-Kasperltheater.
(Beitragsbild: Stephan Mikat)

Hinweis: Am Sonnag, 13. Februar spielt der Chiemsee-Kasperl ab 11 Uhr im Chiemsee Saal in Prien – weitere Informationen: www.chiemsee-kasperl.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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