Gesundheit & Corona

Inngau: Hinschauen, statt wegschauen!

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Kolbermoor. Ein wichtiges Thema stand am Montag, 14. April bei den Jugendleitern der Inngau-Trachtenvereine auf dem Programm: Frau Bacher von der Caritas referierte über die Prävention von sexueller Gewalt bzw. sexueller Grenzverletzung in Vereinen. “Ein Thema, das uns alle treffen kann – keiner ist davor gefeit” so 1. Gauvorstand Pankraz Perfler in seinen begrüßenden Worten, in denen er auch der Gaujugendleiterin Johanna Schweinsteiger und ihrem Stellvertreter Rupert Mehringer dafür dankte, dieses Thema präsent zu machen und in das Bewusstsein der anwesenden Vereine zu holen. 

Frau Bacher von der Caritas-Erziehungsberatungsstelle in Rosenheim berichtete eingangs über Grundlagen zu sexueller Gewalt bzw. sexueller Grenzverletzung und den zugehörigen Paragraphen im deutschen Strafrecht. Erschreckend waren dabei die genannten Zahlen: so ist jedes 7. Mädchen (bzw. jedes 3. wenn man das Dunkelfeld betrachtet) sowie jeder 12. Junge (Dunkelfeld: jeder 7.) vor dem 18. Lebensjahr betroffen. Über 80% der Täter stammen aus dem sozialen Nahfeld, zu dem auch Vereine gezählt werden.

Im Anschluß ging sie ausführlich auf die Strategien der Täter ein, berichtete von den Folgen für die Opfer, die oft ein Leben lang unter der Gewalt leiden. Sie wies auch darauf hin, daß Folgen der sexuellen Gewalt bei den Betroffenen oft erst Jahre später zu Tage treten. Aufmerksam solle man immer dann werden, wenn sich ein Kind in seinem Verhalten plötzlich verändert, es Geheimnisse hat oder viel Zeit alleine mit  mit einem Betreuer oder einer anderen erwachsenen bzw. viel älteren Person verbringt. Ein weiterer Punkt ihres Vortrags widmete sich dem Punkt, was präventiv im Verein unternommen werden kann: so ist es grundsätzlich zu begrüßen, daß Personen, die Umgang mit Kindern oder Jugendlichen haben, ein Führungszeugnis vorlegen müssen. Dies dient aber auch vor allem der Abschreckung – einem potentiellen Täter wird hiermit signalisiert, daß im Verein hingeschaut wird. Die selbe Wirkung hat auch klarer Verhaltenskodex, der mit Jugendleitern, Eltern und Kinder/Jugendlichen besprochen wird. Allerdings können all diese Maßnahmen nur bedingt helfen: da viele Vergehen in diesen Bereichen nicht zur Anklage kommen bzw. die Verfahren oft aufgrund mangelnder Beweise eingestellt werden, sind die Führungszeugnisse potentieller Täter frei von Einträgen. Frau Bacher appelierte an alle: “Unsere Verantwortung ist es, hinzusehen, statt wegzuschauen! Hört auf Euer Bauchgefühl – das täuscht oft nicht.”

Außerdem riet sie den anwesenden Vereinen, einen Handlungsplan zu erarbeiten, damit im Verdachtsfall (oder auch bei bestätigtem Verdacht) klar ist, wie das weitere Vorgehen ist. “Wenn etwas passiert, ist man in der Regel erst mal überfordert. Hier hilft es, wenn man genau weiß, was nun zu tun ist und an wen man sich wenden kann“ so Frau Bacher. Vorlagen und Informationen gibt es unter anderem bei dem Projekt Prätect vom Bayerischen Jugendring unter https://www.bjr.de/handlungsfelder/praevention-und-jugendschutz/praetect-praevention-sexueller-gewalt

Auch wurde darauf hingewiesen, daß es die Möglichkeit gibt, einen Kinderschutzbeauftragten zu benennen: die entsprechenden Schulungen können u.a. bei der Caritas absolviert werden. Innerhalb der Bayerischen Trachtenjugend ist Markus Hochlahner Kinderschutzbeauftragter.  Johanna Schweinsteiger bedankte sich nach einer sich dem Vortrag anschließenden regen Diskussion bei Frau Bacher für ihre Zeit und die gute Darstellung des schwierigen Themas mit einem Blumenstrauß. Auch dem Trachtenverein „D’Mangfalltaler“ Kolbermoor wurde für die Nutzung des Vereinsheims ein herzliches Vergelts Gott ausgesprochen.

Bericht und Foto: Adelheid Bonnetsmüller, Bayerischer Inngau-Trachtenverband


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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