Auf dem Gipfel des Wendelsteins befindet sich einer der letzten markierten Vermessungspunkte aus der Zeit der ersten bayerischen Landesvermessung. Ab sofort macht eine neue Infotafel auf dessen Bedeutung aufmerksam. Der Präsident des Landesamts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV), Daniel Kleffel, und der Geschäftsführer der Wendelsteinbahn GmbH, Florian Vogt, präsentierten die Infotafel im Rahmen eines gemeinsamen Pressetermins am 6. Juni 2025.
“Der Vermessungspunkt ist einer der letzten stummen Zeugen der ersten systematischen Landesvermessung Bayerns, die 1801 ihren Anfang nahm. Damals wurden exakte topographische Karten erstellt und die über 21 Millionen Grundstücke im Königreich Bayern erstmals genau vermessen. Dafür wurden als übergeordnetes Netz 129 Punkte festgelegt, z. B. Türme oder Berggipfel. Die ersten Messungen am Wendelstein datieren aus dem Jahr 1811, sie wurden 1854 – 1856 mit moderneren Instrumenten wiederholt. Aus dieser Zeit stammt der Vermessungspunkt. Ich freue mich, dass dieses Zeugnis der aufwendigen ersten Landesvermessung auch in Zeiten moderner Satellitenvermessung und vollständig digitaler Arbeitsweisen neu zur Geltung kommt. Die damals erstellten Uraufnahmen sind im BayernAtlas für jedermann verfügbar”, sagte LDBV-Präsident Kleffel bei der Enthüllung der Infotafel auf dem Wendelstein.
“Der Wendelstein war immer schon mehr als nur ein schöner Aussichtspunkt – er war Ziel von Wissenschaftlern, Technikpionieren, Künstlern und nicht zuletzt Vermessern. Der Messpunkt am Wendelstein gehört zur langen Geschichte der Erschließung und Erforschung dieses besonderen Ortes und es ist gut, dass wir diesen gemeinsam mit dem Landesamt wieder sichtbar gemacht haben”, so Florian Vogt, Geschäftsführer der Wendelstein GmbH, beim gemeinsamen Pressetermin.
Grundlage für die Messungen im 19. Jahrhundert war das bayerische “Hauptdreiecksnetz”: Aus den Verbindungslinien zahlreicher Punkte ergab sich ein Netz aus Dreiecken, mit denen man Winkel bestimmen konnte. Vom Wendelstein aus konnte bis zur Münchner Frauenkirche gemessen werden. Das Ergebnis war eine Pionierleistung: Exakt berechnete Grundstücksflächen und Grenzen für eine einheitliche Besteuerung sowie präzise topographische Karten von ganz Bayern.
Dieses Erbe prägt die Bayerische Vermessungsverwaltung bis heute. Die 51 Ämter für Digitalisierung, Breitband und Vermessung mit 22 Außenstellen führen und aktualisieren täglich das Liegenschaftskataster und treiben als Ansprechpartner für die Kommunen beim Breitbandausbau die Digitalisierung im ländlichen Raum voran.
Bericht: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung – Fotos: Wendelsteinbahn