Land- & Forstwirtschaft

Heuer ist kein gutes Honigjahr

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Auf die Frage, wie das heurige Bienenjahr bzw. die Honigernte aussieht, gibt Imker Leopold Schlosser senior aus Prien-Stetten ohne lange Überlegung die klare Antwort: „Schlecht!“. Grund für diese negative Bilanz sind vor allem die heurigen Witterungsverhältnisse während der Blühzeiten. Für Leopold Schlosser sind kein Bienenjahr und keine Honig-Bilanz gleich. „Jedes Jahr ist anders, wenn wir das Verhalten der Bienen gänzlich verstehen möchten, müsste man wohl 200 Jahre alt werden“ – so der 85-Jährige, der bereits von Kindheit an mit der Imkerei aktiv zu tun hat.

„Seit meiner fünften Schulklasse bin ich mit den Bienen vertraut, bereits mein Großvater und natürlich auch mein Vater pflegten auf unserem Huberhof in Stetten die Imkerei, da wuchs ich unweigerlich hinein“ – mit diesen Erinnerungen haben sich viele Erkenntnisse ergeben für den Senior-Imker, der derzeit noch 11 Bienenvölker aktiv betreut, das meiste an Völkern war einmal 45 Stück. Der Ausfall der Honigernte ist das Eine, die Varroamilbe ist das Andere, hierzu sagt Schlosser zur heurigen Situation: „Varroa ist bei mir heuer nicht tragisch, aber damit ich nichts übersehe, behandele ich sie auf natürliche Weise, am besten wirkt dabei Ameisensäure“. Gründe für den heurigen und minimalen Ertrag sind für den Imker, weil im Frühjahr die Nächte kalt waren, weil es Anfang Mai nochmals gefroren hatte und weil durch schweren Regen ab Juni die Waldblüte ausfiel. „Lediglich ein paar Tage hatte in der Nähe des Bienenhauses hatte die Spitzahorn gehonigt, aber das war nur eine ganz geringe Ernte“. Wie Leopold Schlosser weiter ausführt, gab es in den letzten Jahren nie mehr Rekord-Jahre, dies erklärt er unter anderem mit der Einschätzung, dass Blumen auf den Wiesen viel zu wenig sind.  Allgemein hat er im Laufe seiner vielen Imkerjahre festgestellt, dass Bienen rein von der Natur abhängen, dass sie empfindlich auf die Witterung reagieren und dass   sich das Verhalten der Bienenvölker, die bis zu 50.000 bis 60.000 Bienen stark werden können, immer wieder ändern.

Erfahrungen werden weitergegeben – Einbußen auch beim Samerberger Lehrbienenstand

All diese Erfahrungen gab und gibt Leopold Schlosser auch an seinen Enkel Florian Hötzelsperger weiter, dieser betreut in Prien-Prutdorf selbst drei Völker. Im Gegensatz zu den Völkern von Leopold Schlosser am Waldrand waren seine Völker gut mit dem Nachwuchs. „Zweimal schwärmten bei mir neue Völker aus, die wir dann gemeinsam einholten“ – so Florian Hötzelsperger, dessen Honigertrag heuer ebenfalls bei Null ist. „Der Jung-Imker musste bereits im Juli   zufuttern, damit die Völker überleben konnten.

Auch im nahen Samerberg war die heurige Honigernte mäßig. Wie Dr. Georg Stuffer vom Imkerverein Samerberg informiert, war die Frühjahrsernte dank Löwenzahn und Obstbäume einigermaßen zufriedenstellend, je Volk konnten rund 10 kg bis 15 kg geerntet werden. Imker Stuffer betreut den vereinseigenen Lehrbienenstand mit insgesamt 18 Völkern und er bedauert, dass coronabedingt heuer keine Versammlungen und Schulungen möglich waren und sind. So mussten die in den Vorjahren immer gut besuchten Ferienprogramme der Gemeinde Prien beim Lehrbienenstand von Dr. Georg Stuffer abgesagt werden, denn die Corona-Auflagen waren bislang nicht zu erfüllen. Auch auf dem Samerberg wird seit einiger Zeit mit Zuckerwasser und Sirup zugefüttert, der Frühjahrs-Honig ist inzwischen auch schon weg, so dass es heuer keinen Samerberger Honig mehr zu kaufen gibt.

Foto/s: Hötzelsperger – Imker Leopold Schlosser senior bei der Behandlung seiner Bienenvölker  – Jung-Imker Florian Hötzelsperger  – Imker Dr. Georg Stuffer (re.) im Lehrbienenstand vom Samerberg – Archiv-Aufnahmen vom Priener Ferienprogramm beim Lehrbienenstand Samerberg.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

1 Kommentar

  • Den Artikel find ich absolut interessant, da ich auch schon von der schlechten Honigernte gehört habe und jetzt die Gründe dafür weiß. Die Überschrift heute im OVB zu diesem Artikel finde ich allerdings unpassend und hat (wie immer öfters) Bildzeitungscharakter. Wiedermal wird hier der “schwarze Peter” der Landwirtschaft zugeschoben. Man sollte aber bedenken, dass die Landwirtschaftlichen Flächen nicht zunehmen, da immer mehr Flächen u.a. auch für Wohnraum versiegelt werden und in deren Gärten auch nichts mehr blüht, da der fleißige Rasenmäher-Roboter im Dauereinsatz ist.

    Lieben Gruß
    Marion

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