Wirtschaft

Holzknechtmuseum Ruhpolding zeigt sich rundum erneuert

Das Holzknechtmuseum in Ruhpolding-Laubau präsentiert sich in der neuen Museums­saison „runderneuert“. Ein Förderbescheid des Bayerischen Forstwirtschaftsministeriums, Mittel aus dem EU-Programm LEADER und ein direkter Zuschuss haben es möglich gemacht: Das 1988 eröffnete Museumsgebäude ist nun barrierefrei erschlossen. Die Dauerausstellung 400 Jahre Waldarbeit im Chiemgau wurde modernisiert und auf gute 350 Quadratmeter Ausstellungsfläche erweitert. Hier berichtet Museumsleiterin Ingeborg Schmid über die Herausforderungen der Umgestaltung:

Wie war die Umgestaltung durchführbar und was ist das vielzitierte „Einzigartige“ an unserem Museum? Das ist vor allem sein breiter methodischer und partizipativer Ansatz. Während etwa in der Vorbereitung die Restauratorinnen heikle Textilien und unhandliche Motorsägen „ausstellungsfit“ machten, entrosteten meine unermüdlichen Mitarbeiterinnen mit zarten Skalpellen wuchtige Sägeblätter, denen wir so manche Geschichte entlocken und ins Ausstellungsdrehbuch mit aufnehmen konnten. Ein ehemaliger Lehrer der damaligen Waldarbeitsschule half eine alte Mundartbezeichnung in die gängige Forstsprache zu übersetzen. Wir haben ein wunderbares Fotoarchiv, doch wer sind die Menschen auf den Bildern? Auch hier war unser Helfer mit weiteren Zeitzeugen zur Stelle. Einer seiner beruflichen Nachfolger, Forstwirtschaftsmeister im benachbarten Forstlichen Bildungszentrum, posierte in voller Montur und mit dem typischen Werkzeug eines modernen „Holzknechts“. Schließlich wollten wir dem lokalen Illustrator, den wir für unser Projekt gewinnen konnten, naturgetreue Vorlagen liefern.

Ja, wir haben aus dem Vollen geschöpft. Historische Lehrfilme, modernes Material aus den Tutorials der Bayerischen Staatsforsten, noch nie gezeigte Schätze aus unserem Depot, Leihgaben von privaten Sammlern, dem hiesigen Forstbetrieb, ­Heimatmuseum oder der Pfarrei, Fundstücke aus Familienalben und diversen Kellern und Dachböden, und vor allem Erinnerungen. Sie wurden mir bei Gesprächen mit Zeitzeuginnen und -zeugen geschenkt, quasi nebenbei zugetragen oder in einem liebevoll gestalteten Brief übermittelt. Alles wurde akribisch zusammengetragen und von Kuratorin Dr. Henriette Holz in ihr Konzept eingearbeitet. Im Hintergrund vermaß, fotografierte und inventarisierte das gesamte Team. Das Gestaltungsbüro Impuls-Design tüftelte stetig weiter, wie all diese Schätze ins richtige Licht gesetzt und gut erfasst werden können.

Themenvielfalt und Beziehungsarbeit

Inhalte wurden von Forstfachleuten überprüft und allgemeine Aussagen mit konkreten Biografien unterlegt. Umfassende Beschreibungen verschränken sich nun mit Originaltönen.

Dieser gemeinschaftliche Ansatz greift eine Tradition auf: Schon zu seiner Gründungszeit hatte das Holzknechtmuseum eine breite Trägerschaft. Identität musste nicht erst generiert werden, Standesehre und Kultur der hiesigen Waldarbeiter haben eine lange Entwicklung. Die Nachfrage nach dem Rohstoff Holz wird auch in der Zukunft hoch bleiben. Gleichzeitig verändern sich die Ansprüche an die Forstwirtschaft, und Naturschutz und Klimawandel gewinnen immer mehr Bedeutung für den Erhalt und die Nutzung des Waldes. Das Museum als Ort der Diskussion und des gesellschaftlichen Diskurses stellt sich in der Ausstellung diesen Fragen – auch in Bezug auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – und bezieht das Museumspublikum aktiv mit ein.

In diesem Sinn: Machen Sie sich Ihr eigenes Bild bei einem persönlichen Besuch im Holzknechtmuseum Ruhpolding-­Laubau!

Bericht und Foto: Bezirk Oberbayern

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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