Brauchtum

Hohenaschauer Advent- und Vorweihnachtszeit-Erinnerungen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Advents- und Vorweihnachtszeit war immer schon eine besondere Zeit, heuer wird die sogenannten „staade Zeit“ aufgrund der Corona-Beschränkungen noch stiller werden. Wie die Zeit vor Weihnachten früher war, daran erinnert sich gerne Rosmarie Anner (79) vom Trachtenverein „D´Griabinga“ Hohenaschau aus ihrer Jugendzeit und von Erzählungen.

„Die Klöpfeltage“

„Schon vor dem Ersten Weltkrieg waren die ersten drei Donnerstage in der Adventszeit die Klöpfeltage. An diesen Tagen zogen vornehmlich arme Leute und zwar nur Erwachsene von Haus zu Haus“ – so beginnt der Rückblick und Rosmarie Anner fährt fort: „Die Klöpfer sangen damals nicht irgend ein Lied, sondern sie überbrachten den Hausleuten gute Wünsche für das kommende Jahr und sie bekamen dafür Äpfel, Nüsse, Eier, Schmalz oder gar einen ganzen Guglhupf“. Selbst hat Rosmarie nie zum Klöpfeln gehen dürfen, zu ihrer Kindheit und Jugendzeit war es um diesen Brauch eher still geworden. In der weiteren Entwicklung des Brauches sind vorwiegend Nachbarskinder zum Klöpfeln gegangen, sie sangen dabei auch ein Lied wie etwa „Wir ziehen daher….“  oder ein anderes Vorweihnachtslied („Im Woid is so staad…“   oder das uralte Widderkinder-Klöpfllied). „In früheren Zeiten waren es nur arme Kinder, die ihr Liedl sangen und sich über eine Gabe gefreut haben, Geld gab es kaum und um Spenden baten sie auch nicht. Als `Vergelt´s` Gott überbrachten sie Glück- und Segenswünsche für die Hausleut“ – so die festgehaltenen Erinnerungen. In jüngerer Zeit haben sich oft Trachtenvereine mit ihrer Jugend daran gemacht, das Klöpfelgehen wieder zu beleben. Dabei wurden oder werden auch Geldspenden gerne entgegengenommen, um für einen vorher bekanntgegebenen sozialen Zweck zu sammeln. Das Klöpfelgehen ist nur an den ersten drei Adventdonnerstagen, am vierten Donnerstag sollen keine Kinder mehr zum Klöpfeln gehen, da sagt man: „Da geht der Teufel mit!“.

„Das Kletzenbrot“

Viel Arbeit bereitete früher das Kletzenbrotbacken, denn der Kinder gab es meist viele in den Familien und jedes der Kinder beanspruchte seinen eigenen Wecken. Dazu Rosmarie Anner: „Manchmal macht sich die jungen Dirndl einen Scherz und verarbeiteten in das Kletzenbrot, das für die Knechte und jungen Burschen vorgesehen war, Holzleistl oder sogar Vorhangstangerl. Auch Kletzen- und Feigenschnitzel feinsäuberlich zu einem Laib geformt, fanden dafür Verwendung. Diese präparierten Kletzenbrote verschenkten sie an den Weihnachtsfeiertagen an die `Hoagaschta` bevor diese mit einem `echten` Kletzenscherz entschädigt wurden.

„Das Bachler-Krippenspiel“

Vor einigen Jahrzehnten war es im Aschauer Ortsteil Bach Tradition, dass in der Adventszeit von den Bachler-Kindern ein Krippenspiel für die Weihnachtszeit einstudiert wurde, dazu heißt es: „Für die eifrigen Dirndl und Buam war es Ehrensache dabei zu sein, sie versammelten sich bei der alten verehrten Frau Arnold. Für jedes Kind hatte die alte Dame eine passende Rolle vorgesehen. Manchmal kam es vor, dass ein paar Mitspieler fehlten, dafür durften dann drei Hohenaschauer Kinder mitmachen, was die Bachler-Kinder gar nicht gern sahen, denn es war ja schließlich `ihr` Weihnachtsspiel. Die Aufführungen dienten meist einem wohltätigen Zweck, wie zum Beispiel der Unterstützung des Aschauer Roten Kreuzes“. Als besondere Belohnung bekamen die Mitspieler im Hause der sehr liebenswerten Frau Arnold zu Essen und zu Trinken, da gab es feine Plätzchen und Punsch mit selbst angesetztem Johannisbeerwein sowie für jeden, der mitmachte, ein kleines Erinnerungsgeschenk. Veranstaltungsorte waren damals das Hotel „Post“, die Högermühle und das ehemalige Altersheim im „Burg-Hotel“.

Foto/s: Hötzelsperger/Rehberg – Chiemgauer Klöpfel-Kinder, die in den letzten Jahren für ihren Trachtenverein und für soziale Zwecke unterwegs waren.

Foto: Rosmarie Anner von Herbert Reiter

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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