Kultur

Höhlen- und Dorfmuseum Frasdorf: Lebendige Ortsgeschichte

Es musste schnell gehen an diesem 8. November im Jahr 1918. Die Oppositionellen um den Sozialdemokraten Kurt Eisner haben den letzten bayerischen König Ludwig III. gestürzt. Für die drei Wittelsbacher Prinzessinen, die sich aus München nach Wildenwart gerettet hatten, bedeutete dies: so schnell wie möglich untertauchen. In Windeseile packten sie ein paar Habseligkeiten ein und flüchteten in der Nacht zu Fuß vor den neuen Machthabern. Untergekommen sind sie auf zwei Bauernhöfen in Gschwendt, getarnt als Bäuerinnen.

Das ist nur eine der vielen Geschichten, die im Höhlen- und Dorfmuseum Frasdorf dokumentiert sind und den Besuchern einen umfangreichen Einblick in die Historie des Ortes und der Region aufzeigen. Durch mehrere Schautafeln, Bilder und Originalstücke aus vergangenen Zeiten kann man verschiedene Stationen, herausragende Zeitgenossen und Geschichten der Dorfgeschichte nacherleben. Davon gibt es viele: Das rätselhafte Leben der Frasdorfer Wassertrinkerin, Schloss Wildenwart als Zuflucht des letzten bayerischen Königs, der Autobahnbau vor dem Krieg, die Lokalbahn Rosenheim-Frasdorf, der Volksmusikpfleger und Fernsehmann Wastl Fanderl, die Anfänge des Wintertourismus, einen Frasdorfer Schullehrerssohn als Hofmusiker bei König Otto in Griechenland, oder auch Frasdorf im 1. Weltkrieg.

Sowohl das Dorfmuseum als auch das Höhlenmuseum haben seit dem Jahr 2006 ihre Bleibe im dritten Stock des alten Schulhauses in der Schulstraße 7 gefunden. Und ein Besuch lohnt sich nicht nur für Dorfhistoriker. Höhlenforscher sind hier ebenfalls am richtigen Ort. Sie erfahren viel Wissenswertes über die Welt der Höhlen und sonstigen Karstgebilde im Laubensteingebiet oberhalb von Frasdorf.

Unbedarfte Museumsgäste staunen darüber, wie viele Höhlen sich dort zwischen Hochries, Riesenberg, Heuraffelkopf, Zellerhorn und Laubenstein befinden. Manche sind klein und unscheinbar, andere sind allerdings so groß, dass sie von erfahrenen Forschern begehbar sind.

Dort haben sie in den vergangenen Jahren einiges entdeckt in den dunklen Gängen der Berge: riesige Hallen oder unterirdische Seen, Tropfsteine, Sinterbildungen, großartige Farbspiele, aber auch Knochenfunde. Vieles davon ist im Höhlenmuseum zu sehen. Herausragend dabei ist der originale Bärenschädel, der im Jahre 1933 in der Schlüssellochhöhle gefunden wurde. Dieser Schädel fristete sein Dasein jahrzehntelang ziemlich unbeachtet im Lehrmittelraum des Ludwig-Thoma-Gymnasiums in Prien, bevor er im Paläonthologischen Institut in München zufällig untersucht wurde. Dort stellten die Wissenschaftler fest, dass der Höhlenbär vor rund 11.000 Jahren am Laubenstein gelebt hat.

Für Interessierte bietet das Höhlenmuseum einen abwechslungsreichen Mix aus Fotos, Plänen und echten Höhlenfunden. Sehr anschaulich ist dabei auch das Modell der Schlüssellochhöhle – gerade bei Führungen können hier die typischen Höhlenstrukturen gut erklärt werden. Dazu gibt es an Schautafeln Wissenswertes über geologische Besonderheiten, über die Tier- und Pflanzenwelt im Karstgebiet Laubenstein und über das spannende Thema Höhlenrettung. Unterhaltsame Videofilme geben zusätzliche Infos zu den Höhlen rund um Frasdorf.

Text: af – Bilder: Höhlen- & Dorfmuseum Frasdorf

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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