Leitartikel

Heuer wieder Frauentragen im Advent auf dem Samerberg

Den Brauch des „Frauentragens“ am Samerberg gibt es nun seit über 10  Jahren. Bei einem Familientreffen  mit Diakon Günter Schmitzberger haben Mütter bedauert, dass sie nicht einmal mehr im Advent Zeit finden, sich mit der Familie zusammenzusetzen und einen Abend gemeinsam zu verbringen. Da erinnerte sich der Diakon an seine eigene Kindheit. „Jedes Jahr wurde im Advent in meinem Heimatdorf in Niederbayern ein Bildnis der „Bogenberger Mutter Gottes“ von Haus zu Haus weitergegeben. Die Legende berichtet, dass im zwölften Jahrhundert dort ein Bildnis der schwangeren Jungfrau an der Donau angeschwemmt wurde. Dieses Wallfahrtsbild ist – so wird berichtet – der Ursprung dieses Brauches“ – sagte der Diakon, der weiter den Frauen erläuterte: „Der biblische Advent steht im Zeichen des Aufbruches und des Unterwegsseins: Maria besucht ihre Base Elisabeth und später macht sie sich mit ihrem Bräutigam Josef auf den Weg nach Betlehem und suchen dort eine Herberge. Die Hirten sind auf den Feldern unterwegs und sind ergriffen von der Begegnung mit den Engeln und die Magier aus dem Morgenland haben sich auch schon auf den Weg gemacht.  Die Adventszeit heute ist auch geprägt vom Unterwegssein. Es ist aber ein anderes Unterwegssein. Umso wertvoller ist es, wenn man „gezwungener“ Maßen innehalten muss. Da sitzt dann die Familie einen Abend um die geschmückte Figur der schwangeren Maria. Kinder und Eltern packen ihre verstaubten Instrumente aus, Lieder werden gesungen, es wird gebetet und sogar Oma und Opa sitzen mit am Tisch und erzählen Geschichten aus ihrer Kindheit“.

Am nächsten Tag wird dann die Statue mit einem Gebet an eine andere Familie weitergetragen, welche sich in eine Liste eingetragen hat. Dort bekommt sie wieder für einen Tag einen schön geschmückten Platz in der Wohnung. „Wir haben einmal die Statue an eine Nachbarin weitergegeben, mit der wir uns nicht so gut verstanden haben. Unser kleiner Martin kam auf diese Idee. Seit dieser Zeit treffen wir uns oft mit ihr und spielen zusammen Mensch ärgere dich nicht…, erzählte eine Mutter“. Das ist eine von vielen kleinen Geschichten, welche ermuntern, diesen Brauch weiter zu pflegen. Sogar die örtliche Grundschule und die Samerberger Seniorenheime gewähren der Marienstatue im Advent „Gastfreundschaft“. Zu Beginn der Kindermette am Heiligen Abend wird die Figur wieder in die Kirche zurückgebracht. Dort wird sie in einer Schmuckkiste abgelegt, bis sie im nächsten Advent am Samerberg wieder von Haus zu Haus geleitet wird. Für den heurigen Advent sind noch ein paar Termine bzw. Tage und Abende frei, an denen sich Familien und Einrichtungen die schwangere Mutter Gottes ins Haus holen können. Anmeldungen sind telefonisch beim Diakon Herrn Schmitzberger unter 0171-5703762 möglich. Das Pfarramt ist derzeit nur sporadisch besetzt.

Natürlich wird in diesem Jahr auf die Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen besonders geachtet.

Foto: Rainer Nitzsche – Statue der Schwangeren Maria

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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