Kultur

Hermann Huber´s „Wirtshauskino“ in der Theater-Strickerei Grabenstätt

Veröffentlicht von Günther Freund

Live-Musik zu Karl Valentins Stummfilm „Der Sonderling“

In Grabenstätt gibt es seit noch nicht allzu langer Zeit die „Theater-Strickerei“, eine Kleinkunstbühne mit einem stilvollen Vorführungsraum und einer gemütlichen Bar – eine echte Bereicherung für das kulturelle Leben im Chiemgau. Auf dem Spielplan stehen u.a. Theaterstücke, Kabarett, Musikgruppen oder auch Filmvorführungen. Jetzt war erstmals der Vollblutmusiker Hermann Huber mit seinem Wirtshauskino zu Gast. Der zweifache Ziachweltmeister führte den Karl Valentin-Film vor und musizierte dazu mit der Ziehharmonika, manchmal auch mit der Klarinette.

Hermann Huber, ein Musiker aus Leidenschaft, setzte den „Sonderling“ mit seiner Ziach virtuos in Szene. Der Volksmusiker mit seiner diatonischen Harmonika harmonierte bestens mit dem urkomischen Valentin-Film. Wie er diesen mit seinen meist selbst komponierten Musikstücken passend untermalte, war schon sehr anerkennenswert. So begleitete er z.B. eine turbulente Wirtshauszene mit der Polka „Lustige Höllenfahrt“ oder eine schmachtvolle Liebesszene mit einem französischen Walzer. Huber erhielt für sein musikalisches Feuerwerk immer wieder Applaus und am Ende lang anhaltenden Beifall.

 

Die Hauptrollen in dem ersten abendfüllenden 90-Minuten-Stummfilm Karl Valentins aus dem Jahre 1928 spielt er selbst, damals bereits als Bühnenkomiker bekannt und Liesl Karlstadt. Der Meister der wortlosen Sprachkunst spielt den Gesellen von Schneidermeister Kuhn der darunter leidet, dass die Frau seines Meisters ihm nachstellt. Als Valentin irrtümlich als Dieb verhaftet wird, ist sein seelisches Gleichgewicht empfindlich gestört und er will Selbstmord begehen. Er unternimmt mehrere Selbstmordversuche, die alle aus technischen Gründen scheitern. Doch als seine liebestolle Meisterin ihn zu einer Motorradfahrt einlädt nimmt er schleunigst reißaus: „Ich bin doch nicht lebensmüde!“.

Fast 90 Minuten Nonstop erfordern allerdings sowohl für den Künstler, als auch für das Publikum viel Ausdauer, eine Pause hätte daher ganz gut getan. Man konnte sich zwar Getränke mit in den Theaterraum nehmen, aber schöner wäre es schon noch gewesen, sich zwischendrin mal in der gemütlichen Bar einen Drink zu genehmigen und sich die Füsse zu vertreten. Insgesamt aber ein wirklich besonderer Abend.

Hermann Huber: Die Idee zu meinem Wirtshauskino entstand bei einem Besuch von einem Spezl im Cineplex in Salzburg, wo dieser den „Sonderling“ vorführte. Er bat mich danach, doch eine Musik dazu zu schreiben und den Stummfilm mit der „Ziach“ zu begleiten. Ich lehnte zuerst ab, denn die Harmonika erschien mir dazu nicht geeignet. Aber dann machte ich mich doch an das Projekt und nach einem Jahr war ich soweit. Die Uraufführung fand in Berchtesgaden vor fast Tausend Besuchern statt, seitdem bin ich mehrmals in Wirtshäusern aufgetreten. Es macht einfach Spass,  in etwas kleinerem Rahmen den direkten Kontakt mit den Besuchern zu haben.

Vita Hermann Huber:

Geboren 1961 und wohnhaft in Ainring hat mit 3 Jahren den ersten Harmonikaunterricht vom Papa bekommen. Nach verschiedenen beruflichen Betätigungen hat der Hobbymusiker 1992 mit der Staatlichen Anerkennung als Musiklehrer, sein Hobby zum Beruf gemacht. Nach der Beschäftigung in den Musikschulen Freilassing und Berchtesgaden, unterrichtet er seit 2008 in der Cajetan – Adlgasser Sing- und Musikschule Inzell.
1988 und 1989 Gewinner der “Campionata del Mondo di Fisarmonica“ in Santa Maria Nuova ( Provinz Ancona Italien). ( Weltmeisterschaft für die Diatonische Harmonika).
Hermann Huber blickt auf eine 50-jährige Bühnentätigkeit zurück, die er am 4.5.2016 mit einer Veranstaltung in Teisendorf mit über 500 Gästen gefeiert hat. An dem vom BR aufgezeichneten Konzert „50- jähriges Bühnenjubiläum“ waren 12 Musikgruppen, mit denen er in seinem Musikerleben zusammengespielt hat , vertreten.

Fotos (Ausschnitte aus dem “Sonderling”): Günther Freund

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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