Kultur

Heimatmuseum Prien: Spitzenbilder

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

„Fein geschnitten“ – Spitzenbilder des 18. Jahrhunderts  –  Es ist eine besondere Ausstellung, die das Museum in Prien als diesjährige Weihnachtsüberraschung zeigt.  Zu den Kostbarkeiten der sog. Volkskunst zählen die –zumeist religiösen- Spitzenbilder (Pergamentschnitte), kleine Andachtsbilder auf Pergament, die im 18. Jahrhundert wohl vor allem in Frauenklöstern gefertigt wurden.

Das kleine Andachtsbild entstand  in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Frauenklöstern aus dem Bedürfnis, solche Bilder persönlich, etwa als Schmuckeinlage des Gebetbuches, zu besitzen und mit sich zu tragen. Die Bilder wurden zunächst von Hand kleinformatig auf Pergament, Papier oder Stoff gemalt. Typische Motive sind das Jesuskind, die Passion Christi, die Gottesmutter Maria und die Heiligen. Dem Bedürfnis der persönlichen Volksfrömmigkeit genügend wurden auch einfache Motive wie Kreuzzeichen, Christus- und Marienmonogramme sowie Gnadenbildkopien verwendet.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es –zunächst vor allem im profanen Kunstbereich im Flämischen oder in Städten wie Augsburg- zu aufwendigen Papierschnittbildern oder sog. Spitzenbildern, einer eigenständigen Kunstform, deren Herstellung mit dreistelligen Summen bezahlt wurde.Spitzenbilder waren über 100 Jahre als Luxusgegenstand zu sehen, der vor allem im Klerus, dem Adel und der gehobenen Bürgerschaft zu finden war. Wohl um 1700 wurde die Technik auch von den Klöstern übernommen, wobei bis heute nicht geklärt ist inwieweit diese Papierschnitte auch außerhalb der Klöster in sog. Heimproduktion von Briefmalern ausgeführt wurde. Auch ist offen, ob der Spitzenschnitt nicht auch in Männerorden praktiziert wurde.

Kennzeichnend für diese Andachtsbilder, die oftmals an hohe Standespersonen verschenkt wurden ist, dass sie mit einem Stichel und sehr spitzen Klingen (evtl. auch Scheren) aus dem Pergament geschnitten wurden.  Die genauen Techniken sind heute weitgehend vergessen, genauso wie offen ist, inwieweit schon im 18. Jahrhundert Modeln für die Spitzenbilder verwendet wurden. Jedenfalls hat sich kein solches –anzunehmendes und aus erhaltenen Bildern anzunehmendes-  Model erhalten. Schon einfache Fragen, worauf die Bilder gearbeitet und geschnitten wurden (auf hartem Leder?) sind bis heute ungeklärt.Während sich die Herstellungsorte für die sog. Klosterarbeiten heute oft genau die Klöster bestimmen lassen (z.B. Reutberg bei Bad Tölz, Oberschönenfeld bei Augsburg oder St. Walburg-Eichstätt) sind bisher die Spitzenbilder nicht bestimmten Klöstern zuzuweisen. Auch die Datierung erweist sich oft als schwer, da tradierte Formen im 18. Jahrhundert weitgehend formal beibehalten wurden.

Mit der Auflösung der Klöster um 1800 und der Möglichkeit Spitzenbilder ab ca. 1840 mittels Stanzen maschinell herzustellen, verschwand diese außergewöhnliche und wohl auch meditative Kunst. Heute zählen die Spitzenbilder zu den gefragten Objekten der Volkskunst.

Bericht: Karl J. Aß, Leiter des Priener Heimatmuseums   –   Literatur: Adolf Spamer, Das kleine Andachtsbild, München 1930 – Bild: (Pergamentbild mit Szenen aus der Weihnachtsgeschichte. Deutsch 18. Jahrhundert, Privatbesitz)

 Öffnungszeiten zum Jahresende

Museum Prien,Valdagnoplatz 2, 83209 Prien

Ausstellungsdauer bis 11.Januar 2026

26.12.25 – 11.01.26 täglich 13 bis 17 Uhr,

31.12. geschlossen, 1.01./ 6.01.24. geöffnet

Ab 12. Januar geht das Museum bis 27. März 2026 in Winterpause

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!