Land- & Forstwirtschaft

Hegeschau der Jäger in Hohenaschau

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„160 Jahre haben wir bestens ohne den Wolf gelebt, wir haben ihn zu keiner Zeit vermisst“, so der BJV-Präsident Professor Dr. Jürgen Vocke bei der Hegeschau 2017 der Hegeringe III bis VI in der Aschauer Festhalle, „die Landwirtschaft ist auf Wolf und Bär nicht mehr ausgelegt, unsere dicht besiedelte Kulturlandschaft bietet beiden nicht genügend Raum für ein artgerechtes Leben der Großraubtiere ohne sofort in Konflikt mit dem Menschen und seinen anvertrauten Tieren zu geraten. Während Rotwild, Rehwild und Schwarzwild vor allem von den selbsternannten Naturschützern und auch von den zuständigen Naturschutzbehörden bis in die höchsten Ministerien als Schädlinge verdammt und zur Ausrottung bestimmt werden, jubelt man andrerseits den Wolf als „Bereicherung des Spektrums unserer Fauna“ hoch. Mit welcher Berechtigung und Legitimation diese „Wolfsstreichler“ handeln, bleibt allerdings unklar. Das Wildschwein ist vogelfrei – für den Wolf stellen sie Begrüßungskomitees auf. Auch unsere eingesessenen Wildtiere sind ein Stück Heimat und damit erhaltenswert. Das Beispiel des Bibers, dessen Verbreitung nach seiner Wiederansiedlung vollkommen außer Kontrolle geraten ist und der immense Schäden an den Bäumen verursacht, müsste ein warnendes Beispiel sein“. Dr. Vocke rief die Jäger aus dem Landkreis Rosenheim in der voll besetzten Festhalle dazu auf, sich als Anwalt der Tiere und nicht als Schädlingsbekämpfer zu sehen, denen jedes erlaubte und unerlaubte Mittel recht sein muss. „Das Bild der Jagd wird draußen von euch Jägern gemacht, lasst euch nicht zu Schießern herabwürdigen“.

„Die Pflichthegeschau darf auf keinen Fall abgeschafft werden, sie bringt die Jäger überregional zusammen und bringt sie mit den Vertretern der Politik, der Verwaltung und den anderen Interessenvertretungen zusammen“. Der stellvertretende Landrat Josef Huber, auch er aktiver Jäger, stellte fest, dass die Beziehungen zwischen Waldbauern und Jägern gut seien und es – von gelegentlichen Eintrübungen abgesehen – keines Wechsels bedürfe.

„Wald vor Wild – aber niemals ohne Wild“, sei die Devise der Waldbauern, Georg Höhensteiger von der Waldbauernvereinigung Rosenheim bedankte sich bei den versammelten Jägern für die Zusammenarbeit im letzten Jahr. Weiterhin müssten in den heimischen Wäldern die Sturmschäden aufgearbeitet und der Borkenkäfer von den stehenden Beständen ferngehalten werden. Die trockene Witterung mache den Bäumen weiter zu schaffen und fördere die Verbreitung des Borkenkäfers. Jetzt gelte es die Sturmflächen und Käferlöcher wieder aufzuforsten und in den nächsten Jahren vor Wildverbiss zu bewahren. Höhensteiger bemängelte, dass immer mehr Gruppierungen aus Politik und Naturschutz uneingeschränkten Zugriff auf fremdes Eigentum auf Wald und Bäume, auf Tiere und Pflanzen beanspruchten und forderte mehr Respekt vor dem Eigentum ein. Es könne nicht sein, dass es weitreichende Entscheidungen über privates Eigentum und Vermögen über die Köpfe der Eigentümer hinweg gebe.

Zum 17. Mal kamen die Jäger der Hegeringe III bis VI aus dem Landkreis in Aschau zusammen und zeigten an den Stellwänden über 1200 Trophäen des Vorjahres. Jagdberater Fritz Pichler verlas die Ergebnislisten des Vorjahres, in allen Revieren der Hegeringe wurden 129 Stück Rotwild (Vorjahr 121), 3608 Rehe (3359) und 141 (141) Gamswild erlegt, dazu 1044 (1045) Füchse, 152 (131) Dachse, 113 (99) Marder und 116 (112) Hasen. Die Abschusszahlen beim Federwild sind rückläufig: Stockente 846 (1098), Ringeltaube 87 (82), Graugans 136 (169), Eichelhäher 184 (136) und Rabenkrähe 1427 (1668). Er führte aus, dass die Abschusspläne bei Rotwild und Rehwild weitestgehend erfüllt wurden, lediglich bei den Gämsen blieben die Jäger mit 141 unter dem geforderten Soll von 175. Diese mussten in diesem Jahr lange nicht aus den Hochlagen herabkommen. Der zunächst milde Winter und die ausreichende Versorgung mit Futter in den angestammten Revieren bewahrte einige vor dem Blei des Jägers. Das Schwarzwild stellt noch keine echte Größe in den vier Hegeringen dar, drei Überläufer wurden gemeldet. Im gesamten Landkreis waren es 70 Stück, der Schwerpunkt liegt dabei mit 58 Schweinen im Raum der Moorwälder um Maxlrain. Werner Zwingmann von der Jägervereinigung Rosenheim wies darauf hin, dass Schwarzwild und jegliches Wildbret, das in den Handel komme, genauestens auf seine Strahlenbelastung überprüft wurde und unbedenklich genossen werden könne. Nach 25 Jahren als Vorstand der Jägervereinigung Rosenheim verabschiedete er sich von seinen Jägern und Forstleuten. In diesem Jahr wird er in den Ruhestand treten. „Jagd ohne Anstand und Ehrfurcht für unser Wild ist auch in Zukunft nicht korrekt, Jagd nur aus der Lust am Töten hat nichts mit unseren Werten der Jagd zu tun, Jagd darf sich nicht auf Trophäenjagd beschränken, Jagd ist nicht Sport oder Spiel, ist kein Hobby. Das Ziel der Jagd ist die Erhaltung von Lebensräumen und der angepassten Wildbestände“, gab er seinen Jägern als Vermächtnis mit auf den weiteren Weg.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg

BJV-Präsident Professor Dr. Jürgen Vocke (Mitte) mit dem Vorsitzenden der Jägervereinigung Rosenheim Werner Zwingmann (rechts)  und seinem Stellvertreter Jakob Hündl (links) bei der Hegeschau 2017 der Hegeringe III bis VI in der Aschauer Festhalle

Aus dem Wildenwarter Revier: Herzogin Elizabeth in Bayern, Jäger Georg Bohrer und Jagdvorstand Hans Bauer (rechts)

 

BJV-Präsident Professor Dr. Jürgen Vocke: „160 Jahre haben wir bestens ohne den Wolf gelebt, wir haben ihn zu keiner Zeit vermisst“.

 

Die Jagdhornbläser Frasdorf unter der Leitung von Schorsch Kautsch

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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