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Haustüre beim Schuster in Anger-Frasdorf

Das Schöne, an den die Landschaft prägenden Haustüren ist ihre Verschiedenheit. Jede ist anders, und jede ist auf ihre Art schön. Beim Schuster in Anger, wo laut Überlieferung seit Generationen das Schusterhandwerk am Haus war, ist so eine historische Tür erhalten.

Sie wurde, laut Erzählungen in der Familie und Aufzeichnungen im Frasdorfer Höfebuch, vor fast 200 Jahren von Wolfgang Decker – Aigner von Zellboden – im Jahre 1827 angefertigt. Von diesem Mann sind heute noch einige kunstvoll gestaltete Türen erhalten.

Hier bei Familie Rieder – Schuster in Anger – ist diese Eingangstüre in sechs verschieden große  Felder unterteilt, die mit feiner Reliefschnitzerei verziert sind.

In den beiden oberen rechteckigen Türfüllungen sind rautenförmige, und in den beiden unteren, ebenfalls rechteckigen, ovale Muster eingearbeitet. Die beiden mittleren, kleinen Felder haben eine quadratische Form und sind mit einem runden Muster verziert. Alle sechs Füllungen schließen mit einer Profilleiste ab.

Bei dieser Tür ist keine Oberlichte angebracht. Auf den einfachen rechteckigen Türstock ist ebenfalls ein Profilrahmen aufgesetzt. Auch in die Innenseiten des Türstocks sind ähnliche Schnitzereien wie in der Türe eingearbeitet. Die Schönheit dieser Türe wirkt hauptsächlich, wenn man sie von der Nähe betrachtet. Aber die gesamte Giebelfront strahlt von Weitem Ruhe und Schönheit aus.

In einer Nische über der Haustüre thront ein schön gefasster Rastheiland, der in der Familie „Heiland in der Ruh“ genannt wird. Dieser wird alljährlich an Ostern mit einem Palmbuschen und an Mariä Himmelfahrt mit einem Kräuterbuschen geschmückt.

Über diesem Heiland ist ein rundes Wandgemälde mit der Darstellung der „Mutter der schönen Liebe“, das für Frasdorf bedeutende Bruderschaftsbild angebracht, das beschützend auf die Eintretenden herabblickt.

Die Einführung dieser von Wessobrunn ausgehenden Bruderschaft zur Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Mariens, im Jahr 1760 war für unsere Pfarrei damals ein großes Ereignis. Und das Bruderschaftsbild erstrahlt seit dieser Zeit nicht nur mehrmals in der Kirche, es blickt auch heute noch mit der Sonnenuhr an der Außenmmauer unseres inzwischen frisch restauriertem Frasdorfer Kirchturms, sowie, wie oben erwähnt, von der Wand beim Schuster in Anger, aber auch vom Schuster in Ebnat und vom Schuster Häusl in Törwang auf uns herab.

Beim Schuster in Anger waren ursprünglich auch noch je ein Wandgemälde des hl. Florian und des hl. Georg angebracht, wie ein altes Foto belegt.

Bericht und Foto: Franz und Hildegard Osterhammer (Nach Erzählungen heuer im Frühjahr, von der leider inzwischen verstorbenen Gertraud Rieder, sowie Irmgard Rieder und Angaben im Frasdorfer Höfebuch)

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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