Ukraine- & Nothilfe

Große Spende für die Rohrdorfer Ukraine-Hilfe

Ein Jahr Krieg in der Ukraine. Das Entsetzen nach dem russischen Einmarsch, das so gut wie jeden ergriffen hatte, ist nicht weg. Aber es ist „eingekapselt“ in unseren normalen Alltag, wir haben uns mit der Situation arrangiert. Und irgendwie daran gewöhnt, dass kein Ende des Konfliktes abzusehen ist, die Gefahr einer Eskalation aber stets vorhanden.

„Es geht auch nicht anders“, sagt Katharina Schmid aus Rohrdorf „in einem permanenten Ausnahmezustand könnte kein Mensch leben“. Weshalb, so meint sie, auch die Menschen in der Ukraine – überall dort und immer dann, wenn sie von direkten Kriegshandlungen verschont bleiben – versuchen, sich in so etwas wie eine Art Alltag zu finden. Katharina Schmid ist eine von denen, die ihnen dabei hilft, denn sie gehört dem Rohrdorfer Helferkreis für die Diözese Ternopil an.

Die Unterstützung des Helferkreises unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von vielen anderen Hilfsaktionen, die es glücklicherweise im Landkreis gab und gibt: Der Helferkreis ist schon seit Jahren aktiv, er begann seine Arbeit lange vor dem Krieg. Ziel war es, einer ländlichen Region beim Aufbau zu helfen. Nicht durch gut gemeinte, aber aufgezwungene Projekte, sondern durch echte Hilfe zu Selbsthilfe. Die Diözese dort war und ist ein echter Entwicklungspol in der Region, in der man vor Ideen gewissermaßen übersprüht. Hier Hilfe zu Verwirklichung zu leisten, das war das Prinzip des Helferkreises und ist es auch seit Kriegsbeginn geblieben: Die Region Ternopil im Westen der Ukraine gelegen, nahe an Polen und selber von direkten Kriegshandlungen noch unberührt, ist zu einem Flüchtlingsziel geworden. Ein Umstand, der die ganze Region an seine Grenze bringt.

Hilfe aber braucht Spenden und die, so sagt dankbar Rohrdorfs Altbürgermeister Fritz Tischner, der ebenfalls im Helferkreis aktiv ist, flossen gerade in den ersten Monaten nach dem Einmarsch reichlich. „Es war ein Spendeniveau, das auf Dauer in der Menge und in der Breite der Spender nicht durchgehalten werden konnte“.  Umso dankbarer ist man beim Helferkreis für all jene, die auch nach einem Jahr Krieg noch spendenbereit sind, denn der Unterstützungsbedarf steigt in der Region mit jeder Flüchtlingsfamilie die dort Zuflucht sucht.

Johannes Almer aus Prien ist einer von diesen Spendern und er verdient besondere Erwähnung, denn dass eine Privatperson ganze zehntausend Euro zur Verfügung stellt, kommt nicht alle Tage vor. Der Physik- und Mathematiklehrer selbst will die Sache eher tiefer hängen. Er gibt nämlich im Eigenverlag eine naturwissenschaftliche Formelsammlung heraus und den Erlös daraus hat er schon immer für soziale Zwecke gespendet. Auch die Formelsammlung ist keine gewöhnliche – bei der Papierauswahl und beim Druck achtet Almer auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit. Und für die Schüler das Wichtigste: die Formelsammlung ist günstig, denn es geht Almer ja nicht um Gewinn für den eigenen Geldbeutel.

Die 10.000 Euro werden zur Hälfte für die Schulspeisung in Ternopil verwendet, zur Hälfte für die Anschaffung eines größeren Stromaggregates für eine Schule. Dieser Schulbezug war Johannes Almer wichtig, denn so wissen all diejenigen Schüler, die „seine“ Formelsammlung kauften, dass sie damit nicht nur ein Handwerkszeug erworben haben, sondern auch Gleichaltrigen helfen. Ein gutes Gefühl nicht zuletzt für all diejenigen, für die Mathe, Physik und Chemie eher ferne Welten bleiben werden, für die eine Formelsammlung deshalb nur ein notwendiges Übel ist. Auch sie erfahren, dass so ein Buch tatsächlich helfen und Gutes tun kann.

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Macht seine naturwissenschaftliche Formelsammlung zu Spendengeld: Der Priener Mathematiklehrer Johannes Almer (vorne mitte). Über sage und schreibe zehntausend Euro freuten sich nicht nur Fritz Tischner und Katharina Schmid vom Helferkreis für die Diözese Ternopil sondern auch Pfarrer Voldymir Firman (links) und Pfarrer Varsyl Shafran von der Diözese. Sie können mit der Spende die dortige Schulspeisung unterstützen und bekommen zudem ein Stromaggregat.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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