„Dir zur Ehr´ mein Lied ich singe“, diese Liedzeile könnte die Überschrift von Hans Bergers Leben sein, der am  Dienstag seinen 75. Geburtstag feiert. Er musiziert mit Sängern und Ensemble zur Ehre Gottes und wer am 15. September das Konzert in der Münchner Sankt Pauls-Kirche erlebt hat, hat es bemerkt: 800 Konzertbesucher sangen mit dem Berger-Hans aus dem „Liederbüchlein fürs Joppendascherl“ seine selbst komponierten Lieder kräftig mit, was den Musiker und Komponisten sehr berührte. Hans Berger gab in der guten Stube seines Wohnhauses in Seebach oberhalb der Gemeinde Oberaudorf einen Einblick in sein Musik-, aber auch Glaubensleben und stellte sich folgenden Fragen:

Frage: Was hat Dich von Kindheit im Bereich Musik und Glauben geprägt?

Hans Berger: Aufgewachsen bin ich in einer großen Familie mit römisch-katholischem Glauben. Das Leben war katholisch geprägt, was zu dieser Zeit in dieser Gegend ja ganz normal war. Ich war das achte von neun Kindern. Mein Vater war verwitwet und er hatte von der ersten Frau fünf Kinder. Seine zweite Frau, unsere Mutter, schenkte vier Kindern  das Leben. Zur Schule ging ich auf auf einer der damals höchstgelegenen und einklassigen Bergschule Deutschlands, in Wall bei Oberaudorf. Ab dem 6./7. Lebensjahr erlernte ich das Zitherspiel, mit 12 kam autodidaktisch noch das Harmonium, später die Orgel dazu. Als ich im 13. Lebensjahr am 1. Mai aus der Schule kam, wurde die Sennerin auf der zu unserem Bauernhof gehörenden „Grafenherberg-Alm“ schwanger, sodass ich kurzfristig ihre „almerischen“ Aufgaben übernehmen musste bzw. durfte. Das war eine wertvolle Erfahrung im Umgang mit den Tieren und der Natur.

Frage: Wie hat sich Dein junges Glaubensleben weiterentwickelt?

Hans Berger: Daheim war ich immer in der Katholischen Glaubenswelt. Glaubenszweifel sowie Gedanken an einen Kirchenaustritt gab es nie. Mit anderen Glaubensrichtungen habe ich mich nur wenig beschäftigt, obwohl ich Martin Luther als Initiator der Reformation respektiere. Als Ministrant in der Bergkirche Wall war ich sehr in das Gottesdienstgeschehen integriert. Damals wurde die Messe noch in lateinischer Sprache gelesen. Gerne erinnere ich mich an die Früh-, Schul- und Sonntagsmessen. Seebach war von Oberaudorf eineinhalb Gehstunden entfernt. Daher waren die Aktivitäten in der Katholischen Landjugend nur sehr begrenzt möglich, vor allem zu schneereichen Winterzeiten.

Frage: Wie kam es von der Landwirtschaft zum Berufsmusiker?

Hans Berger: Eigentlich war ich als Hoferbe vorgesehen, deshalb ging ich in die Landwirtschaftsschule Rosenheim und die Landvolkshochschule Wies bei Steingaden. Das Richard-Strauss-Konservatorium in München besuchte ich ab dem 25. Lebensjahr. Nach zwei Jahren vereinbarte ich mit meinem Bruder Sepp, dass dieser anstatt meiner den Hof übernimmt. Ich schloss nach sechs Jahren das Konservatorium als Musiklehrer und mit dem B-Diplom der Kirchenmusik ab. Damit konnte ich die hauptamtliche Stelle als Organist in der Heimatgemeinde Oberaudorf antreten.

Aufgrund der Anzeige rechts oben hat sich Hans Berger vor 50 Jahren entschieden, Musik zu studieren…

Frage: Musik und Glauben – auch weiterhin eine persönlich tragende Gemeinschaft?

Hans Berger: Auf jeden Fall:  Als Organist war und bin ich ein lebendiges Glied der Liturgie. In den 80er Jahren begann ich religiöse und kirchliche Lieder zu komponieren sowie Ensemble und Chöre (u.a. Müllner-Peter-Chor und Montini-Chor mit Sängerinnen und Sängern aus Tirol und Bayern) zu gründen und mit ihnen Veranstaltungen und Konzerte in vielen Kirchen und Sälen zu gestalten. Bis nach Rom führten uns die Anfragen, so dass wir mit Papst emer. Benedikt XVI und Papst Franziskus freudig in Kontakt kamen.

Hans Berger bei Papst Benedikt den XVI im Jahr 2011 (Foto: Hans Berger privat)

Frage: Auf welche Glaubenserfahrungen kannst Du heute zurückblicken?

Hans Berger: Musik und Gesang stellt die schönste Form des Betens dar. Die Glaubenspraxis  sollte  meines  Erachtens  weder  übertrieben noch  zu wenig gelebt werden. Als „Sommer-Hansl“ feiere ich zusammen mit meinem Sohn Johannes (32 Jahre, Berufsmusiker) am 24. Juni den Namenstag. Ich glaube an die Energie der Schutzengel und verehre ebenso gerne die Heiligen als Boten und Helfer mit direktem Draht zum Herrgott in meinen Liedern und Weisen. Eine Idee von mir ist es, einmal ein Konzert nur mit Liedern von und über Heilige zu gestalten.

Frage: An welche Erlebnisse mit Deiner Musik zu Ehren Gottes erinnerst Du Dich am liebsten?

Hans Berger: Dass so viele Kirchenchöre schon meine Lieder singen;
die Pilgerfahrt 2015 mit dem Montini-Chor und großem Ensemble und die Gestaltung der Pater-Rupert-Mayer-Messe im Petersdom von Rom war eine großartige Reise. Ein besonderer Moment war auch das „Ständchen“ zum 90. Geburtstag von Papst-Bruder Georg Ratzinger in Regensburg. Ebenso bleibt mir besonders in Erinnerung, als wir in der Bayerischen Staatskanzlei vor Papst Benedikt spielen und singen durften. Dabei begleitete ich als Zitherspieler den „Audorfer Dreigesang“ das Lied „Gott grüße Dich“. Es war das Lieblingslied vom ebenfalls Zither spielenden Vater des Papstes. Papst Benedikt der XVI. war sichtlich gerührt.  Sehr gerne musizierte ich 37 Jahre lang in einer Oberaudorfer Klinik und nun seit 6 Jahren ehrenamtlich im Seniorenheim St. Peter, Kiefersfelden.

Frage: Gibt es noch weitere Planungen vom „Berger-Hans“?

Hans Berger: Eigentlich bin ich immer in Planung. Seit den 80er Jahren habe ich rund 15 verschiedene Tonträger herausgegeben (Anmerkung: erhältlich im Shop auf der Seite www.berger-hans.de). Zur Zeit arbeite ich an dem „Liederbüchl für Volksgesang mit Liedern zur Weihnachtszeit“. Nächstes Jahr möchte ich gerne eine Solo-Zither-CD rausbringen. Vor Weihnachten stehen heuer noch einige wichtige und interessante Termine auf dem Programm: Der Montini-Chor probt derzeit für die Aufzeichnungen zum Advent- und Weihnachtssingen des Bayerischen Rundfunks in der Kirche St. Michael in Berg am Laim (Ausstrahlung am 1. Adventsonntag und am Heilig Abend, 19 Uhr). Am 1. Dezember findet ein Adventsingen im Kulturzentrum von Altötting statt. Im Freisinger Dom sind wir am 15. Dezember mit einem Adventsingen zu Gast. Den Weihnachtsreigen beschließen wir am 22. Dezember mit den beiden Adventsingen im Rosenheimer KuKo (15 und 18 Uhr).  Erste Gespräche gibt es dieser Tage auch schon mit dem Bayerischen Inngau-Trachtenverband, der im Herbst kommenden Jahres in Oberaudorf die Jahrestagung für den Bayerischen Trachtenverband organisiert. Dazu gehört ein festlicher Gottesdienst. Im Übrigen habe ich all meine Konzerte in verschiedenen Themen und Besetzungen jeweils in einem eigenen Koffer aufbewahrt. Damit kann auch nach mir auf diese „Koffer-Werke“, aber auch auf meine zahlreichen Ordner zurückgegriffen werden.

Hans Berger zeigt uns die “Kofferwerke”. Für jedes Konzert gibt es einen Koffer mit den Noten für die gesamte Besetzung und den Chor, damit die Werke auch noch nach ihm aufgeführt werden können, wie uns Hans Berger erklärt.

Frage: Welchen Tipp zum Aktiv-Bleiben im Alter kannst Du uns geben?

Hans Berger: Natürlich die Musik, aber auch Gelassenheit und Zufriedenheit, Eins-Sein mit der Natur und ned übertreim….

Unmittelbar nach dem Gespräch setzt sich Hans Berger in seiner Stube an die Zither, spielt nur kurze Zeit, dann gesellt sich seine Katze Susi auf seinem Schoss und genießt mit ihm die Saitenklänge – ein praktisches Beispiel, wie die Welt in Ordnung sein kann.

Wenn Hans Berger bei sich zuhause Zither spielt, gesellt sich seine Katze zu ihm und steckt während des Spiel ihren Kopf in die Jacke.

 

Fotos: Rainer Nitzsche | Ausgewählte Konzerte von und mit Hans Berger in den letzten fünf Jahren

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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Rainer Nitzsche

Als Webseiten-Entwickler bin ich für die Gestaltung und den technischen Betrieb dieser Plattform verantwortlich und versuche, die Seite ständig aktuell und zeitgemäß zu halten.

Als Reportage-Fotograf möchte ich mit wenigen Bildern wiedergeben, was als geschriebener Text vielleicht Bände füllen würde. Es geht um Ereignisberichte in Bildern. Es gilt, schrittweise und in den richtigen Momenten Entwicklung und Ablauf von Ereignissen festzuhalten, die schließlich in einem Höhepunkt gipfeln. Das bedeutet, meine Fotografien sind sehr oft weniger formell und zeigen den Charakter der Menschen eher in einer pose-freien, authentischen Weise, die nicht inszeniert ist.
Mehr Fotos finden Sie auch auf meiner Webseite unter www.rainernitzsche.de

1 Kommentar

  • Ich hatte Karten für den 17. Dezember im Prinze in München für Alpenländische Musik mit
    Hans Berger. Ich konnte leider den Termin nicht wahrnehmen, also schenke ich die Karten
    meinem Bruder mit Frau.
    Heute kam der Anruf von ihm. Konzert wunderschön. Auszusetzen nach seiner Meinung
    war, daß der Andachtsjodler nur einmal gesungen wurde und die Musiker und Sänger trotz
    des langen und gewaltigen Applaus schnell von der Bühne verschwanden.
    Evtl. ging es einem der Teilnehmer nicht gut, meinte ich dann.
    Vielleicht gibt es auch einen anderen Grund.

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