Vom 1. März bis 11. Mai 2025 präsentiert die Galerie im Alten Rathaus in Prien eine mit großer Spannung erwartete Ausstellung: „GlasKlangFarbe. Florian Lechner – Fritz Harnest“. Kuratiert von der Kunsthistorikerin Ute Gladigau vereint die Schau Glaskunst, Klangwelten und eine befreite, lebendige Farbigkeit in einer außergewöhnlichen Konstellation. Die Vernissage findet am kommenden Freitag, den 28. Februar, ab 19 Uhr statt.
Zwei künstlerische Positionen – eine persönliche Geschichte
“Materialisiertes Licht” nennt der Glaspionier Florian Lechner seine gläsernen Skulpturen. Seine in den 1960er Jahren entwickelte sog. „Schmelzglastechnik“ – heute weltweit als Fusing bekannt – ermöglicht es dem Künstler, einen Kosmos aus Licht, Klang und Bewegung zu erschaffen und den öffentlichen Raum zu beleben. Großformatige Werke finden sich über ganz Deutschland und Europa verstreut, wie etwa der imposante, sieben Meter hohe gläserne Brunnen der Bayerischen Landesbank in München und die mehrgeschossige Säulenkonstruktion im Gare et Métro in Rouen, Frankreich. Auch filigrane Schalen und Skulpturen entstehen im Atelier Urstall bei Nußdorf am Inn und finden ihren Weg zu Sammlern aus der ganzen Welt.
Das 1985 gegründete Atelier – Werkstätte und lebendiger Kulturort zugleich – feiert 2025 mit zahlreichen Veranstaltungen sein 45-jähriges Bestehen. Die Ausstellung im Alten Rathaus Prien gilt somit als Auftakt für eine Entdeckungsreise in das umfassende und vielschichtige Werk Florian Lechners.
Der Maler und Grafiker Fritz Harnest (1905–1999), ein bedeutender Vertreter des deutschen Expressionismus, entwickelte nach 1945 eine eigene abstrakte Formensprache, die er in großformatige Ölbilder, farbenfrohe Holzschnitte und Collagen übertrug. Seine Arbeiten sind unter anderem im Münchner Lenbachhaus zu finden. Die Farbe Rot und die Musik prägen sein Werk. Für Fritz Harnest war die Musik in den unfreien Zeiten der nationalsozialistischen Herrschaft unverzichtbar. Die Farbe wird für Harnest als Maler, was der Ton für den Musiker ist, sie besitzt Symbolkraft und vermittelt Emotionen. Damit knüpft er an den modernen Zeitgeist in der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts an.
Zwischen Florian Lechner und Fritz Harnest besteht eine prägende Verbindung, sie reicht bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurück, als ihre Familien Teil eines sich gegenseitig unterstützenden Künstlernetzwerks waren. Der vierjährige Florian fand mehrere Monate ein Zuhause bei der Familie Harnest, da seine Mutter, die Cembalistin Prof. Irmgard Lechner, den Familienunterhalt durch ausgedehnte Konzertreisen und Unterricht sicherte. Ein besonderes Andenken aus dieser Zeit ist ein handgefertigtes Würfelmosaik, das Fritz Harnest eigens für Florian gestaltete und das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sein wird.
Opposition im künstlerischen Umfeld
Die Familien Lechner und Harnest waren ideell eng verbunden. Konrad Lechner, Florian Lechners Vater, leitete den Münchner Bach-chor, der sich zu einem zentralen Treffpunkt einer intellektuellen Gegenbewegung zum NS-Regime entwickelte. In diesem inoffiziellen Netzwerk fanden sich neben den Familien Lechner und Harnest auch Persönlichkeiten des Widerstands wie Christoph Probst, Willi Graf und Otmar Hammerstein. Die Familien lebten in einem Umfeld, das die NS-Ideologie ablehnte. In Notker Hammersteins Buch „Der Freundeskreis der Weißen Rose“ werden Konrad Lechner und sein Bach-chor als Teil des geistigen Widerstands beschrieben.
Im Zuge der Vorbereitungen der aktuellen Ausstellung wurden Briefe von Irmgard Lechner, Angelika Probst und Christoph Probsts Stiefmutter Elise wiederentdeckt. Elise, von Florian „Ömi Probst“ genannt, wurde während der NS-Zeit aufgrund ihrer jüdischen Abstammung von einer Schreinerfamilie versteckt. Diese Briefe sind eindrucksvolle Zeugnisse dieser bewegten Zeit.“
Kunst als Vermächtnis und Verantwortung
Die Ausstellung „GlasKlangFarbe“ rückt nicht nur das künstlerische Schaffen von Harnest und Lechner ins Rampenlicht, sondern verdeutlicht auch die wertschätzenden und unterstützenden Verbindungen, die sich innerhalb dieses sozialen Gefüges in Zeiten des Widerstands bildeten. Nicht zuletzt beleuchtet sie die Frage, ob und wie Kunst Haltung und Erinnerung bewahren kann.
Weitere Veranstaltungen im Zuge der Ausstellung:
- Freitag, 28.02.2025, 19:00 Uhr: Vernissage
- Sonntag, 16.03.2025, 14:30 Uhr: Kuratorinnenführung
- Dienstag, 01.04.2025, 14:30 Uhr: Kinderworkshop
- Sonntag, 06.04.2025, 15:00 Uhr: Podiumsgespräch mit Florian Lechner und Stephan Harnest (Enkel von Fritz Harnest)
- Sonntag, 04.05.2025, 14:30 Uhr: Kuratorinnenführung
- Freitag, 26.09.2025, ganztägig: Exkursion „Kunst am Bau – Werke von Florian Lechner und Fritz Harnest“, Leitung: Ute Gladigau, Infos und Anmeldung über VHS Chiemsee
Anmeldungen bitte bei Martina Lehmann: galerie@tourismus.prien.de.
Öffnungszeiten:
Während der Ausstellung hat die Galerie im Alten Rathaus mittwochs bis sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
Eintritt:
- Regulärer Eintritt: 4 Euro,
- ermäßigt: 3 Euro,
- für Personen bis einschließlich 21 Jahre: freier Eintritt.
Eingang: Alte Rathausstraße 22, 83209 Prien am Chiemsee
Weitere Informationen unter www.florianlechner.de oder telefonisch unter +49 8051 92928 (Galerie).
Text und Bildmaterial: Team Florian Lechner
Anhang: Flyer