Mit großer Vielfalt und von ihrer besten Seite präsentierte sich die Traunsteiner Ballettschule unter der Leitung von Mohamed Youssry bei ihrer Jahresveranstaltung im ausverkauften Kurgastzentrum. Unter dem Motto „Just Dancing“ oder „einfach nur tanzen“ wirbelten jüngere und ältere Tanzschülerinnen und -schüler über die Bühne. Klassisches Ballett wurde ebenso gezeigt wie Hip Hop oder Jazz Dance, die oft kontrastreich direkt aufeinander folgten und ein wechselndes Tanzgefühl sowohl zeigten, wie auch vermittelten. Die dafür nötige Disziplin zeigten die Jüngsten genau so wie die Erwachsenen. Die kreativen Titel ihrer Darbietungen erzählten Geschichten. Und so entstand im Laufe des Abends eine große Geschichte – diejenige des Tanzes, der Lebensfreude, der Bewegung und des harmonischen Miteinander, bei dem es auf jeden Einzelnen ankommt. Manche der Mitwirkenden waren bis zu sieben mal auf der Bühne! Aufbrausender Jubel nach jedem Programmpunkt!
Beim Blumenwalzer von Peter I. Tschaikowski in der Choreographie von Tatjana Youssry zeigten das Jugend-Ballett und das Kinderballett der Stufe 2 auf ihrem jeweiligen Stand, wie verschiedene Tanzgruppen miteinander und nacheinander ein bestimmtes Bild mit Blumenbögen oder Einzelblumen entstehen ließen – die älteren Mädchen mit Spitzentanz, die jüngeren auf Zehenspitzen. Genau wie ihre Vorbilder bewegten sich die Kinder mit der typischen Kopfneigung und einer grazilen Handhaltung, dann wieder kleinschrittig auf Zehenspitzen ohne den Oberkörper zu bewegen, ganz so, als hätten auch sie Spitzenschuhe an. Wie Musikinstrumente im Orchester interagierten die beiden Gruppen in den jeweiligen Formationen.
Eine völlig andere Stimmung vermittelte kontrastreich die Hip Hop Crew mit „Red Light, Green Light“, Farben, die auch ihre Anzüge widerspiegelten. Tanja Pustet hatte viel Akrobatik in ihre Choreographie gelegt. Perfekt gelang auch „Dance Infection“ mit optimaler Rhythmusgestaltung, ebenso wie „Caliente“ in der zweiten Hälfte nach der Pause. Die Jugend-Ballett Förderklasse zeigte sehr ansprechend einen „Pas de Six“ auf Musik aus der Nussknacker Suite von Peter I. Tschaikowski. Mit „Magic in the Air“ verbreiteten die Hip Hop Kids von sechs bis 11 Jahren Zauber in der Luft und zeigten bereits ein beeindruckendes Rhythmusgefühl. In der Gattung „Contemporary Dance“ entstand mit vier Tänzerinnen die erotische Choreographie „Korpus“ unter der Leitung von Eurico Moiane, der damit betonen möchte, „dass unser Körper mehr ist als nur Fleisch und Blut“. Aus dieser Gattung war später „Bridges“ zu sehen, ein Tanz, der „von den Herausforderungen des Lebens erzählte“. Oft sei es wichtig, über Brücken zu gehen, um Wünsche und Visionen miteinander zu verbinden. Im Contemporary Dance der Sechs- bis Elfjährigen wurde die kreative Geschichte einer Planetenreise erzählt, die die jungen Tänzerinnen unter der Leitung von Andrea Joesten selbst erfunden und gestaltet haben. „The Power of Heels“ erfreute wieder mit knisternder Erotik. Bei einem weiteren „Heels Dance“ mit dem Titel „Golden Rain“ dienten Schirme als Accessoires, die zu unterschiedlichen Körperhaltungen Anlass gaben.
Auf die Musik eines „Moment Musical“ von Franz Schubert zeigten die Anfänger des Kinder-Balletts das Einmaleins der verschiedenen Positionen. Eine schwungvolle Polka von Johann Strauß ließ die Kinder der Stufe 1 im Takt der Musik hüpfen. Einfach reizend! Ebenso wie „Minuetto“, ebenfalls eine Choreographie von Tatjana Youssry auf Musik von Luigi Boccherini, die einen Einblick in die französische Gesellschaft der Barockzeit gab. Die Stufe 3 des Kinderballetts zeigte graziös einen Valse Lente.
Die Flamenco Community Chiemgau trug mit Tango und Flamenco und dessen Lebensphilosophie ebenfalls zum vielfältigen Gelingen des Abends bei. An „Sparkling Diamonds“, glänzende Diamanten, erinnerten die roten Trikots mit Pailletten und Fadenröckchen der Jugendlichen beim Modern Jazz Dance zum Soundtrack von Moulin Rouge unter der Choreographie von Katharina Peez. Die selbe Truppe tanzte später mit schwarzen weich fließenden Gewändern auf „So Low“ und zeigte damit ihre Einfühlsamkeit in verschiedene Stile.
Hip Hop Juniors und Erwachsene durchbrachen mit „Breaking Limits“ Grenzen, bevor Christine Becker, die bereits an der Benedict Manniegel Ballet Academy München studiert, „Lilac Fairy“ als gute Fee aus dem Ballett Dornröschen professionell darbot. Ebenfalls nach der Choreographie von Marius Petipa tanzte sie auf Musik von Ludwig Minkus eine Szene aus „Don Quixote“. Eine perfekte Darbietung und ein Beispiel für das hohe Niveau der Ballettschule Traunstein! Alle Mitwirkenden auf der Bühne beschlossen den Abend im Finale mit einem großen Tanzfest.
Bericht und Bilder: Brigitte Janoschka
3147: Blumenwalzer Peter I. Tschaikowski
3314: Polka
3176: Magic in the Air
3198: Korpus
3384: Dance Infection
3438: Schon ein Profi: Christine Becker
3408: Golden Rain
3529: Finale