Leitartikel

Geistlicher Rat Josef Dengl feierte 90. Geburtstag

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Seinen 90. Geburtstag konnte Geistlicher Rat Josef Dengl in guter Rüstigkeit im Caritas Altenheim St. Josef feiern. Auf seinen Wunsch hin war es keine große Feier mit vielen Leuten, aber es waren viele Leute, die im Laufe der Geburtstagswoche persönlich, schriftlich oder telefonisch dem beliebten Seelsorger gratulierten. Zu den ersten Gratulanten gehörten Heimleiterin Theresia Meisl, Zweiter Bürgermeister Michael Anner junior, Ruhestandspfarrer-Kollege Klaus Wernberger sowie Kathi Schmid, Vorsitzende vom Chiemgauer Helferkreis für die Diözese Ternopil in der West-Ukraine. Diesem Helferkreis und dem ukrainischen Priesterseminar ist Josef Dengl schon lange freundschaftlich verbunden.

Bei einem Besuch im Altenheim erzählte der Jubilar aus seinen Lebensstationen und er begann mit seiner Kindheit: „Zwei Wochen vor der unseligen Machtübernahme im Jahr 1933 kam ich zur Welt, aufgewachsen bin ich auf einem Bauernhof im Dorf Alxing bei Grafing. Dieser Ort mit seiner schönen Kirche auf einer Anhöhe und das Brucker-Moos sind für mich faszinierende Heimat geblieben“. „Bei einer Landwirtschaftslehre auf einem Gutshof in Frauenreuth bei Glonn hatte ich im Zweiten Lehrjahr bei einer Heustock-Arbeit einen Blitz-Gedanken, der mich ein Jahr lang arg beschäftigte“ – so im weiteren Rückblick. Dem einjährigen Überlegen folgten der Entschluss, das Priesteramt anzustreben, das fünfjährige Nachholen des humanistischen Abiturs mit Latein, Griechisch und Englisch in Fürstenried und schließlich die erfolgreiche Abitur-Abnahme im Ludwigs-Gymnasium in München. Der nächste Schritt waren sechs Jahre Studium der Philosophie und Theologie in Freising, dort erfolgte die Priesterweihe zusammen mit neun weiteren Weihekollegen durch Weihbischof Johannes Neuhäusler. Die Priesterweihe –so Josef Dengl weiter- wurde vom Weihbischof vorgenommen, weil Kardinal Joseph Wendel kurz vorher verstarb und sein Nachfolger Kardinal Julius Döpfner noch nicht im Amt war. Die ersten Stationen seines priesterlichen Wirkens waren als Kaplan zwei Jahre in Töging am Inn und sechs Jahre in Bad Aibling. Die erste Pfarrerstelle war für zehn Jahre die Pfarrei St. Peter und Paul in Olching, sein Nach-Nach-Nach-Nachfolger ist im übrigen dort der aus St. Salvator stammende Pfarrer Josef Steindlmüller. 19 Jahre Stadtpfarrer und 10 Jahre Dekan war Dengl dann in Waldkraiburg. Bis zu seinem Ruhestand widmete er sich in der großen Pfarrverbands-Gemeinschaft von 16.000 Katholiken vor allem der Kolpingruppe, dem Frauenbund, der Seniorenarbeit und mit einem gewissen Schwerpunkt der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Als der Ruhestand anstand kam beim Ordinariat aus Prien vom damaligen Kaplan Klaus Franzl das Gesuch, man möge doch Prien wieder mit einem Ruhestandsgeistlichen für die Heimseelsorge versorgen. „Eigentlich hatte ich mich um Rosenheim ausgeschaut, aber da mir in Waldkraiburg die Heimseelsorge sehr vertraut war, ging es 1999 nach Prien. Seither bin ich im Seelsorge-Team mithelfend dabei, anfangs wohnte ich im Benefiziatenhaus der Pfarrei, seit geraumer Zeit im Altenheim, hier fühle ich mich wohl und wohl umsorgt“. Etwas Traurigkeit kommt in dem Gespräch auf als Josef Dengl von seiner Haushälterin Maria Huber erzählt, sie war 49 Jahre für ihn tätig, ging auch den Weg nach Prien mit und verstarb vor wenigen Wochen im Caritas-Altenheim St. Josef.

Aus vielen Erinnerungen kann Geistlicher Rat Josef Dengl erzählen, den jüngst verstorbenen Papst emer. Benedikt XVI lernte er bei seinem Studium in Freising kennen als er beim Dogmatik-Lehrer Joseph Ratzinger ein Examen schrieb, dazu sagt er: „Joseph Ratzinger habe ich sehr geschätzt, wir trafen uns später bei einem Jubiläum in Aschau am Inn, da war ich als Dekan dabei und der Bischof kam, weil er in Aschau a. Inn einige Zeit wohnte, als sein Vater dort als Gendarm Dienst tat“. Fünfmal war Pfarrer Dengel in Rom, zweimal im Heiligen Land und gerne auch in Großstädten wie Paris und London. Den Reisefreudigen führte es auch auf den Spuren von Bischof Neumann nach Philadelphia, Washington und New York an die nordamerikanische Ostküste. Rückblickend fasste der Jubilar zusammen: „Die Kirche hat immer schon Entwicklungen und Veränderungen gehabt. So erinnere ich mich an das Konzil und an das Nach-Konzil, schmerzhaft war die Spaltung der Kirche in zwei Gruppen, bis heute ist Nichts leichter geworden. Meinerseits habe ich mich nie einer extremen Richtung angeschlossen, in bin ein Mann der Mitte geblieben und werde es auch bleiben“.

Foto: Hötzelsperger –  Geistliche Rat Josef Dengl in seinem Zuhause im Priener Caritas-Altenheim St. Josef. 22 Jahre war er   Heimseelsorger in Prien, seit einem Jahr ist Schwester Juliane seine Nachfolgerin

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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