Brauchtum

Gaufest in Rottau – Bericht von Josef Adersberger

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Herrliches Sommerwetter mit weißblauem Himmel herrschte am Sonntag des Gaufestes des Chiemgau-Alpenverbandes in Rottau. Die tropischen Temperaturen am Nachmittag machten es erforderlich, dass beim Festzug an mehreren Stellen Wasser verteilt werden musste. Von den 23 Vereinen im Gau waren  20 mit einer Musikkapelle beim Festzug dabei. Das war eine Rekordbeteiligung.

Drei Kanonenschläge vor dem morgendlichen Gebetläuten kündigten einen großen Tag für Rottau an, den Festsonntag des 82. Gautrachtenfestes des Chiemgau-Alpenverbandes. Die Rottauer Trachtler hatten mit viel Arbeit alles sorgfältig vorbereitet und man kann mit Fug und Recht sagen, das ganze Dorf hat dabei mitgeholfen. Und alle wollten bei den Trachtlern und den vielen Besuchern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Häuser waren beflaggt, die Gartenzäune mit weißblauen Bändern geschmückt, die Straßen sauber gekehrt und die Dorfstraße sogar neu geteert. Schon ab 6 Uhr war die Rottauer Dorfmusi unterwegs, um bei den Vorständen Lisi Hilger, Miche und Anderl Schmid,  dem Ehrenvorstand Felix Uth und dem Schirmherrn Bürgermeister Rudi Jantke, den Weckruf erschallen zu lassen. Auch Gauvorstand Miche Huber, der in Rottau wohnt, erfreute sich an dem morgendlichen Standerl. Für die Musikanten gab es kein langes Verweilen, sie mussten zum Festzelt. Nach dem Fahnengruß des Fähnrichs mit den ankommenden Vereinen zogen diese angeführt von der Dorfmusi ins Zelt ein.

In seinen Grußworten bezog sich Gauvorstand Miche Huber auf ein Erlebnis in Südtirol.

Auf seine Frage bei einem 200-jährigen Gründungsfest in Südtirol ob kein Gottesdienst sei, erhielt er die Antwort „Naaa, weil da geht ja eh koana hi!“ Das machte ihn nachdenklich, wo doch  die Bayernhymne  mit den Worten „Gott mit dir du Land der Bayern….“ beginnt. Er forderte, bei besonderen Anlässen der Trachtler gehört der Gottesdienst einfach dazu. Auf ihn zu verzichten mit der Begründung, weil da eh keiner hingeht, sei zu einfach, so gehe der Blick für Sinn und Tiefe verloren.

Ein wichtiger Bestandteil des Gaufesttages war der Gottesdienst, zelebriert von Pfarrer Andreas Horn, als Konzelebranten fungierten Pfarrer Simon Mösenlechner und Urlauberpfarrer Karl Sendker mit Diakon Heiko Jung.  Die Heilige Messe fand am Kirchplatz statt mit dem Altar im Veranstaltungsstadel. Der Kirchenzug mit 15 Musikkapellen bewegte sich auf zwei verschiedenen Wegen vom Festzelt zum Kirchplatz. Die im Vorfeld viel gestellte Frage, ob der Platz für die Besucher reicht, kann im Nachhinein mit einem klaren Ja beantwortet werden. Es war ein feierlicher und würdiger Gottesdienst. Mit einem Witz begann Pfarrer Andreas Horn die Predigt und folgerte darin, dass die Religion nicht verschwunden sei, aber viele Leute heute anderen Götzen wie dem Sport oder dem Konsum dienen und nicht mehr Christus. Er forderte die Trachter auf, am Sonntag und im Jahresverlauf den christlichen Glauben zu leben und verwies darauf, dass das Leben durch Jesus einen Mehrwert erfährt. Die Fahnen aller Ortsvereine, der 23 Vereine des Gaus, des befreundeten fränkischen Volkstrachtenvereins aus Neunhof im Knoblauchsland und des Vereins „Bayern aus Berlin“ sammelten sich um den Altar. Die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes übernahm die Dorfmusi , dazu gab es Volksgesang mit ausgeteilten Liederheften. Rottauer Bläser spielten eindrucksvolle Weisen. Nach dem Schlusssegen sprach Traunsteins Landrat Sigi Walch. Er behauptete, wer ein solches Gaufest organisiert, da funktioniert die Gesellschaft noch. Er beschrieb den Chiemgauer als weltoffen mit dem Motto „Leben und leben lassen“. Zum Schluss bat er den Herrgott um den Segen für die Trachtler und wünschte den Rottauern alles Gute.

Der 2. Vorsitzende des Bayerischen Trachtenverbandes Peter Eicher stellte an alle anwesenden Trachtler die Bitte, dass sie dazu beitragen, dass Bayern Bayern bleibt und übergab den Rottauer Trachtlern ein Fahnenband des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Freistaats Bayern.

Der Festzug ging durch das Dorf, danach auf der Bundesstraße bis fast an die Grenze zum Landkreis Rosenheim und zurück zum Zelt. Es war ein farbenfroher Zug von vielen gut aufgelegten Trachtlern. Großen Beifall spendeten die Zuschauer den Ehrenkutschen, den Festwägen mit ihren verschiedenen Motiven und den Leutwägen mit den alten Leuten und den kleinen Kindern darauf und natürlich auch den Rosserern, die ihre Pferde sauber geputzt und geschmückt hatten. Nach dem Zug zogen die Vereine durch ein Spalier der Rottauer Trachtler und des Gauausschusses, die sich mit Applaus bei den beteiligten Vereinen bedankten. Passend zum Thema der Bar war für die Kinder beim Gaufest ein Torfbahnhof aufgebaut und es wurden Gleise verlegt. Die Überraschung dabei war, dass die Kinder kostenlos mitfahren durften.

Text und Fotos: Josef Adersberger, Rottau

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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