Leitartikel

Frasdorfer Trachtler-Theaterfreuden

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„I woaß nix – i sag nix – i halt mei Goschn“, die versoffene Wirtin in der Hinterweltsboazn (Carina Winkler) ist nicht sehr gesprächig und entgegenkommend, wenn ihre wenigen Gäste sie fragen, was sie hier in diesem Etablissement eigentlich sollen. Alle Besucher, die hierher kommen sind erst kürzlich verstorben und stehen auf ihrem Weg irgendwo zwischen Himmel und Hölle – aber keiner weiß, warum er gerade hier einkehren muss, wie lange er noch dableiben muss und wohin es nach diesem Zwischenaufenthalt eigentlich geht. Die wenigen Gäste des merkwürdigen Wirtshauses werden von der Wirtin und vom Hausl Nepomuk (Thomas Fischer), mit allem notwendigen versorgt.

Vier Gäste bevölkern die Gaststube: Der Blasi (Sebastian Bauer junior) ein typischer Buchhalter, der auch noch nach seinem Tod akribisch und eifrig plant und plant und plant, der umtriebige Gelegenheits- und Tagedieb Rudi (Jonas Sandner) und die Pfarrersköchin und Betschwester Annamirl (Renate Steindlmüller) sind dort schon länger zu Gast. Als letzte kommt die Kellnerin Lilli (Veronika Schneiderbauer) in die Boazn, gestorben durch einen Schlag mit dem Masskrug, der eigentlich einem anderen gegolten hatte. Sie hat es noch gar nicht recht verkraftet, dass sie bereits mit 24 Jahren sterben musste. Blasi und Rudi haben in den vergangenen Tagen schon alles Mögliche versucht, um hier weg zu kommen, letztlich landeten sie immer wieder am Ausgangspunkt, Pfarrerköchin Annamirl versucht – zum Leidwesen der anderen Gäste – ihr Los mit Gebet und Gesang zu ändern, aber auch das bleibt letztlich erfolglos. So bleibt für alle vier die Frage nach dem Warum; warum kamen sie nach dem Tod nicht sofort an ihren endgültigen Bestimmungsort in den Himmel oder in die Hölle? Welches Schicksal hält sie hier in dieser schäbigen Boazn fest? Der gewiefte Rudi hat schließlich eine Theorie: vielleicht gibt es nach dem Tod so etwas wie eine Seelenwaage „Die Guten sind leicht, die kommen gleich in die Höhe in den Himmel und die Schlechten sind schwer, die zieht es hinunter in die Hölle. Und wir sind vielleicht die wenigen, bei denen die Waage nicht ausschlägt, nicht nach oben und nicht nach unten. Wir waren in unserem Leben auf der Erde weder gut noch schlecht. Und deswegen hängen wir hier fest, weil wir nirgends ins Schema passen“. Aber immer noch wusste keiner, wie man hier wieder fortkommen könne.

Regisseur Sebastian Bauer wählte den Dreiakter „Hinterweltsboanzn“ von Heidi Faltlhauser aus und führte die Regie. Zugleich war er verantwortlich für die liebevolle Ausgestaltung des Bühnenbildes, sämtliche Spinnen aus Frasdorf mussten offensichtlich ihren Anteil an Spinnweben dazu beisteuern. Es war eine gelungene Premiere der Kleinen Lamstoabühne, bei der alles zusammen passte; immer wieder gab es Szenenapplaus, reicher Beifall belohnte die Schauspieler zum Schluss für ihre gelungene Leistung. Carina Winkler spielte die Wirtin und Schnapsdrossel höchst lebensnah, Thomas Fischer verhaspelte sich als stotternder Hausl tausendmal in seinen Sätzen und suchte stets verzweifelt einen Ausgang aus seinen Wortkaskaden. Weiter wirkte zur Einführung ins weitere Geschehen die Leichenfrau (Petra Bauer) mit, Regie führte Sebastian Bauer; die Souffleuse Anna Bauer saß nur zur Beruhigung der Schauspieler vor der Bühne, musste aber nicht ins Geschehen auf den Brettern eingreifen. Im Vorfeld und in den Pausen spielte die Prealeiten-Musi für die Besucher in der Lamstoahalle auf. Die letzte Aufführung ist am Mittwoch, 1. Januar um 20 Uhr in der Lamstoahalle. An der Abendkasse sind nur noch wenige Restkarten erhältlich.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg

Die Wirtin in der Hinterweltsboazn (Carina Winkler) und ihr Hausl Nepomuk (Thomas Fischer).

Vielleicht weiß der Hausl (Thomas Fischer) warum der umtriebige Gelegenheits- und Tagedieb Rudi (Jonas Sandner), Kellnerin Lilli (Veronika Schneiderbauer) und Buchhalter Blasi (Sebastian Bauer junior) in der Hinterweltsboazn festhängen.

Pfarrersköchin und Betschwester Annamirl (Renate Steindlmüller), Gelegenheits- und Tagedieb Rudi (Jonas Sandner), die versoffene Wirtin in der Hinterweltsboazn (Carina Winkler) und Buchhalter Blasi (Sebastian Bauer junior) suchen nach einem Weg, der sie aus der Wirtschaft herausführen könnte.

Rudi (Jonas Sandner) und Kellnerin Lilli (Veronika Schneiderbauer beobachten Hausl Nepomuk(Thomas Fischer) und die Wirtin in der Hinterweltsboazn (Carina Winkler)

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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