Der Heimat- und Kulturverein Frasdorf hatte zu einer Radtour über die „Vorderen Berghäuser“ und die Frasdorfer „Sonnseite“ eingeladen. Vorstand Rupert Wörndl, zugleich Ortsheimatpfleger, gab Erklärungen und machte dabei auch mit den Tafeln „Ortsgeschichtliche Informationen“, wie sie entlang der Frasdorfer Wanderwege angebracht sind, bekannt. Beim ersten Halt am Schwimmbad in Kaltenbrunn berichtete Wörndl, wie es zum Bau des Bades in den 1930er-Jahren gekommen ist, damals nur möglich durch umfangreiche Hand- und Spanndienste sowie Holz- und Geldspenden vieler Gemeindebürger. „Ein Stück oberhalb des Schwimmbades befand sich früher der sogenannte Glaserweiher . Der Glaser in Kaltenbrunn staute dort das Wasser immer wieder auf und konnte dann über hölzerne Rohrleitungen kurze Zeit einige Maschinen in seiner Schreinerwerkstatt antreiben.“ – so Rupert Wörndl. Noch um 1920 habe man im Winter in diesem Weiher Eis gewonnen, das mit Sägen herausgeschnitten werden musste, um es dann mit dem Ziehschlitten in den Gasthof Niederauer zu transportieren. Es diente zur Kühlung des Bieres über den Sommer.
Wie es bei den kleineren Berghäuslern „in der guten alten Zeit“ zuging, erläuterte Wörndl am Beispiel der Bachgraberfamilie, die um die Mitte des 18. Jahrhunderts dort gelebt hat: Nach 11 Ehejahren starb der Familienvater mit 34 Jahren, nachdem zwei seiner sieben Kinder bereits gestorben waren. Die Witwe heiratet schnell wieder. „Dann, nach neun Jahren, es ist das Jahr 1743, kam die große Katastrophe für die Familie. „Im Mai stirbt der zweite Mann, im September dann sowohl die Mutter wie 4 ihrer halbwüchsigen Kinder innerhalb von wenigen Tagen. Den Pfarrmatrikeln nach hat es sich um das sogenannte Fleckfieber gehandelt, das österreichische Soldaten eingeschleppt haben sollen. Im Zuge des Österreichischen Erbfolgekrieges hatte es ständig Einfälle vor allem von Kroaten und Panduren gegeben, wie alten Berichten zu entnehmen ist“, so Wörndl.
Vorbei an der Einöde Gasbichl, einem ehemalige kleinen Adelssitz „derer von Geyersbühel“, mit dem besonders handwerklich gestalteten und noch gut erhaltenen Troadkasten aus dem Jahr 1761, ging es über Grabenmühle, Thal und Daxamühle auf den Moränenzug nördlich der Autobahn, auf die „Sonnseite“. Wie Wörndl ausführte, habe es im Gegensatz zu den Berghäuslern hier immer schon relativ wohlhabende Bauern gegeben. In der Ortschaft Laiming wurde Station gemacht. Von den dortigen vier ehemals ansehnlichen Bauernhöfen sind derzeit noch zwei aktiv, einer davon in Form eines Aussiedlerhofes. Anhand historischer Fotografien zeigte Wörndl, wie gegen Ende des 19. Jahrhunderts dort Baumaßnahmen durchgeführt worden sind. Beim „Wastl“ musste der Hof nach einem Brand 1892 völlig neu erstellt werden. Obwohl im nahen Tonwerk Acherting längst Tonziegel hergestellt wurden, baute man immer noch mit Bachkugeln und Feldsteinen. Offensichtlich waren die gebrannten Ziegel kaum erschwinglich. „Ganz anders ging man beim „Stein“ vor: „Hier wurde zunächst der rückwärtige Teil mit Stall und Tenne neu errichtet, mit deutlich höherem und steilerem Dachstuhl als beim alten Haus. Um den Wohnbereich während der Bauphase zumindest teilweise noch nutzen zu können, hat man zunächst nur die westliche Hälfte abgerissen und neu gebaut. Man konnte sich somit auch Zeit lassen und warten, bis sich die finanzielle Situation wieder gebessert hatte,“ so Wörndl. Bei einer abschließenden Brotzeit in Ginnerting wurden noch viele alte Geschichten erzählt, nicht zuletzt aus dem Erfahrungsschatz des 82jährigen Zimmermeister Ludwig Göttlinger.
Fotos: 1: Rupert Wörndl, im Vordergrund links, bei seinen Ausführungen.
2. Tafel „Wandern und Heimatgeschichte erleben“ mit ortsgeschichtlichen Informationen, wie sie entlang der Frasdorfer Wanderwege zu finden sind.
3: Neubau des „Steinhofes“ in Laiming. Der rückwärtige Teil der Tenne sowie die Westhälfte des Wohnhauses sind bereits neu gebaut. Im Vordergrund die Steinfamilie. Foto von ca. 1910.