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Eröffnung Lehrer Hickl Ausstellung Sachrang

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Talente wie den Müllner Peter von Sachrang oder den Lehrer Max Hickl gibt es in einer Gemeinde sicherlich nicht nur alle 100 Jahre, sie leben in jeder Generation unter uns“, so der Vorsitzende des Müllner Peter Museumsvereins Jens Wagner bei der gut besuchten Eröffnung der Sonderausstellung in der Alten Schule in Sachrang zum Leben und Wirken des Lehrers Max Hickl vor 100 Jahren im Oberen Priental, „manche fallen durch die Zeitumstände und ihr Wirken, ihr außergewöhnliches Engagement für die Gemeinschaft oder ihren Nachlass aber eher auf, als andere“. Mit viel Fleiß und Akribie stellte die Vorstandschaft mit Hilfe von Wolfgang Bude und den Nachfahren von Max Hickl eine Ausstellung mit vielen Originalstücken aus dem Besitz von Hickl zusammen. Von der Flach-Kamera vom Typ Ernemann Heag XI, die er sich zu Weihnachten 1913 selber schenkte, über Material aus der Dunkelkammer, persönliche Briefe, Papiere und Schriften bis hin zu preisgekrönten Bildern fand alles den Weg in die Ausstellungsräume im Alten Schulhaus. Seit der Eröffnung ist das Lehrer Hickl Zimmer im Ersten Stock mit Originalmöbeln aus dem Besitz von Max Hickl ein fester Bestandteil des Müllner Peter Museums. Auch dieses Zimmer wurde durch allerlei Leihgaben weiter angereichert und vervollständigt. Dazu kommen die schriftlichen Aufzeichnungen, seine eigenen und die seiner Schulkinder zwischen 1908 und 1927; es sind erst zwei Generationen vergangen, seit er im Oberen Priental von Sachrang bis nach Aschau hinein wirkte. Hickl baute schon bald nach seinem Einzug ein Elektrizitätswerk ins Schulhaus ein, er kaufte das erste Radiogerät und hatte einen der ersten Fernsprecher in der Gemeinde Sachrang. 1926 gab es in der Gemeinde Sachrang erst zwei Radiogeräte, ein Jahr später waren es dann schon 33. Öffentliche Telefone gab es im Priental genau fünf, eines davon an der Schule von Stein. An allen diesen technischen Errungenschaften ließ er seine Umgebung teilhaben, er band seine Schüler und auch die Erwachsenen des Tales in die moderne Welt mit ein und machte sie mit der Technik vertraut. Seine Schüler führten ein Heft, das „alles notwendige Wissen der damaligen Zeit“ enthielt, es wurde in Schönschrift geführt und von Hickl mit Fotografien ausgestattet. Einige dieser Hefte sind in der Ausstellung im Original zu sehen. Der Ehrenvorstand des Sachranger Trachtenvereins Simon Bauer brachte das Entlassungszeugnis seiner Mutter Maria Pertl aus der Sonntagsschule Stein an der Prien aus dem Jahr 1910 mit. Darin wird dem 16-jährigen Mädchen – unterschrieben vom Lehrer Max Hickl – bestätigt, dass es der allgemeinen Schulpflicht Genüge geleistet und die Schule mit guten Leistungen abgeschlossen hat.

Wolfgang Bude, nach seinen Forschungen und Recherchen zum Buch über „den Lehrer von Stein“ wohl einer der besten Kenner des Lebens und des Wirkens erzählte den Premierengästen allerhand Wissenswertes aus dem langen Leben von Max Hickl. „Max Hickl war ein Universalgenie“, sagt Bude. Gerade die Zeit an der neuen Schule in Stein von 1908 bis 1927 habe ihn geprägt und er konnte seine Ideen voll verwirklichen. Vor allem durch seine Arbeit als Fotograf hinterließ er sich ein bleibendes Denkmal. Max Hickl fotografierte alles, was das ganze Jahr über passierte, er war, wie die späteren Pressefotografen, allgegenwärtig. Tausende Fotos entwickelte er in seiner Dunkelkammer, die er sich in das Bad seiner Lehrerwohnung eingebaut hatte. Da er alles und jedes fotografierte, ist sein Tun und Handeln bis zu seiner Versetzung nach Aising bestens dokumentiert. Die Fotoaufnahmen künden vom alltäglichen Leben des Lehrers, seiner Familie und seiner Schüler, berichten von den Lebensumständen im Oberen Priental zum Beginn des 20. Jahrhunderts und geben durch zahllose Natur- und Landschaftsaufnahmen Auskunft über den damaligen Zustand der Berge und der Wälder rund um Sachrang und Aschau. Porträtaufnahmen von jung und alt, vom König Ludwig III. bei seinem Besuch im Aschauer Lazarett über Baron von Cramer-Klett mit seiner Familie bis hin zu den Sachranger Trachtlern, den Holzknechten und den Bauersleuten zeigen die Gesichter und das Leben der damaligen Zeit. In allen Räumen der Alten Schule in Sachrang sind diese Fotografien aufgehängt und bieten den Besuchern einen Einblick in das Leben der Menschen am Anfang des 20. Jahrhunderts.

Das Schulhaus in Stein – Wohnsitz und Arbeitsplatz von Max Hickl – beendete seinen Dienst als Schule im Jahr 1969, seit 1970 ist es in Privatbesitz. Die heutigen Besitzer Jürgen und Jorge Schwarz erzählten vom aktuellen Zustand des Schulhauses und darüber, was im Haus heute noch an Max Hickl erinnert.

Die Ausstellung „Max Hickl: Ein zweiter Müllner Peter? Begnadeter Lehrer – Technikfreak – leidenschaftlicher Fotograf“ ist vom Mai bis Oktober an jedem Donnerstag, Samstag und Sonntag von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, am Mittwoch von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr.

Das Buch über Max Hickl „Der Lehrer von Stein“ von Wolfgang Bude mit 232 Seiten ISBN 978-3-00-049871-8 ist in der Ausstellung im Alten Schulhaus und in der Tourist Info Aschau und Sachrang erhältlich.

Bilder und Bericht: Heinrich Rehberg:

  • Bei der Ausstellungseröffnung (von links) Ehrenvorstand Simon Bauer vom Sachranger Trachtenverein – Buchautor Wolfgang Bude –  die jetzigen Besitzer der Schule von Stein Jorge und Jürgen Schwarz – davor die zweite Vorsitzende des Müllner Peter Museumsvereins Brigitte Peters und Schriftführerin Martina Glatt
  • Der Vorsitzende des Müllner Peter Museumsvereins Jens Wagner (rechts) im Gespräch mit den jetzigen Besitzern der Schule von Stein Jorge und Jürgen Schwarz.
  • Originalgegenstände aus dem Besitz von Max Hickl
  • Die Kamera von Max Hickl, mit der er zwischen 1913 und 1928 im Oberen Priental tausende von Bildern auf seinen Glasplatten festhielt
  • Ausstellungsbesucher vor dem Lehrer Hickl Zimmer
  • Entlassungszeugnis aus der Sonntagsschule von Maria Pertl vom 30. April 1910 unterschrieben vom Lehrer Max Hickl

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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