Die bayerischen Bischöfe kamen vom 25. bis 27. Februar 2025 in Passau zur Frühjahrsvollversammlung der Freisinger Bischofskonferenz zusammen. Im Mittelpunkt standen aktuelle kirchliche und gesellschaftliche Themen.
Papst Franziskus
In ihren Gottesdiensten und Stundengebeten im Rahmen der Frühjahrsvollversammlung haben die bayerischen Bischöfe für Papst Franziskus gebetet und ihm angesichts seiner gesundheitlichen Situation ihre Anteilnahme und Verbundenheit zugesichert. Sie rufen alle Gläubigen dazu auf, den Heiligen Vater in ihre Gebete einzuschließen.
Politische Situation
Die Bischöfe haben sich im Rahmen ihrer Frühjahrsvollversammlung über die politische Lage nach der Bundestagswahl ausgetauscht. Als gutes Signal ist die hohe Wahlbeteiligung zu werten, welche die höchste seit der Wiedervereinigung darstellt. Mit Sorge schauen die Bischöfe jedoch auf die zunehmende Polarisierung im Wahlkampf. Zudem gehen die politischen Ränder einmal mehr gestärkt aus der Wahl hervor. Zentrale Herausforderung der demokratischen Parteien ist es deshalb, bei allen politischen Unterschieden den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken. Dies ist auch deshalb erforderlich, um der Gefahr einer weiteren Radikalisierung effektiv entgegenzutreten. Viele Menschen haben Sorgen und Ängste, sei es hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung und der Zukunft ihrer Arbeitsplätze, sei es hinsichtlich der außenpolitischen Auseinandersetzungen und globalen Konflikte. Es ist nun Aufgabe der kommenden Bundesregierung, unter Beweis zu stellen, dass diese Sorgen ernst genommen und dass Probleme angegangen und gelöst werden.
Auch die weltpolitische Gesamtlage ist so beunruhigend wie lange nicht. Die Menschen sorgen sich um Sicherheit und Frieden sowie um die Zukunft Europas und des transatlantischen Zusammenhalts. Gerade angesichts des dritten Jahrestags des Kriegsbeginns am 24. Februar ist der Gedanke unerträglich, dass die durch den russischen Aggressor in seiner Existenz bedrohte Ukraine womöglich im Stich gelassen werden könnte. Ein Friede, der nicht mit einer gerechten Lösung und der Einbindung der Betroffenen verbunden ist, führt nur zu weiteren Gefährdungen in der Zukunft.
Die bayerischen Bischöfe würdigten angesichts der politischen Situation die Arbeit des Kompetenzzentrums Demokratie und Menschenwürde (KDM), das sich im zurückliegenden Jahr weiter mit Nachdruck gegen die Gefahren von Rechtsextremismus und Demokratiefeindlichkeit engagiert hat. Angesichts wachsender extremistischer Strömungen und steigender rechtsmotivierter Straftaten setzt das Kompetenzzentrum auf Bildungsangebote, Veranstaltungen und Netzwerkarbeit, um zu Aufklärung und einer Stärkung der Demokratie beizutragen. Besondere Aufmerksamkeit in der Bildungsarbeit des KDM galt der Erklärung der Bischöfe „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“. Das Kompetenzzentrum intensivierte 2024/25 weiter seine vielfältigen Kooperationen mit kirchlichen, zivilgesellschaftlichen und wissenschaftlichen Akteuren, verstärkte seine Medienpräsenz und unterstützte kirchliche Einrichtungen im Umgang mit Extremismus.
Landeskomitee
Das Präsidium des Landeskomitees der Katholiken in Bayern war anlässlich des Endes seiner Amtszeit zu Gast in der Vollversammlung und berichtete über seine Tätigkeit und die Vielzahl der aktuellen Positionierungen zu gesellschaftlichen und politischen Themen, etwa zum Schutz des ungeborenen Lebens, zum assistierten Suizid oder zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz, welche die oberste Vertretung der katholischen Laien und Verbände in jüngster Zeit vorgenommen hatte. Wie auch die Bischöfe lehnen die Laien jede Aufweichung des Sonntagsschutzes ab. Die Bischöfe bekräftigten, dass die katholische Soziallehre ein wichtiger Teil der Verkündigung der Kirche ist.
Die Freisinger Bischofskonferenz dankte dem Präsidium des Landeskomitees für die geleistete Arbeit in der vierjährigen Amtsperiode und insbesondere dafür, gesellschafts- und sozialpolitische Stellungnahmen qualitätsvoll in der Gesellschaft zu vertreten. Darin liege auch in der Zukunft ein zentraler Auftrag des Laienapostolats. Die Bischöfe dankten den scheidenden Präsidiumsmitgliedern und insbesondere dem scheidenden Vorsitzenden Joachim Unterländer, die bei der Vorstandswahl des Landeskomitees im Rahmen der nächsten Frühjahrsvollversammlung nicht wieder kandidieren werden, für deren engagiertes Wirken in Kirche, Gesellschaft und Politik. Die Bischöfe hoben die wichtige Rolle des Landeskomitees bei der Bündelung der Perspektiven von in der Kirche engagierten Laien und dessen Sendungsauftrag hervor.
Jugend
Die bayerischen Bischöfe dankten der Landesstelle für Katholische Jugendarbeit und dem BDKJ Bayern, die 2024/25 wesentliche Beiträge zur Jugendpastoral leisteten. Zentrale Aufgaben waren die Vernetzung der katholischen Jugendarbeit, Fort- und Weiterbildung von ehren- wie hauptamtlichen Mitarbeitenden, die Durchführung von Freiwilligendiensten (FSJ und FÖJ) sowie jugendpolitisches Engagement. Als größter konfessioneller Jugendverband in Bayern ist der BDKJ Bayern ein relevanter Interessensvertreter von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Interessenvertretung umfasst alle politischen Fragestellungen mit Blick auf die Interessen junger Menschen und im Sinne des christlichen Menschenbildes.
Zu den inhaltlichen Schwerpunkten zählten auch die Präventionsarbeit auf Landesebene gegen sexualisierte Gewalt sowie Beiträge zur Stärkung der Demokratiebildung und zur politischen Partizipation junger Menschen. Veranstaltungen wie das Nürnberger Forum thematisierten die Bedeutung von Mitbestimmung in Kirche und Gesellschaft. Die Landesstelle engagierte sich überdies für bessere finanzielle Rahmenbedingungen der Jugendarbeit und setzte sich erfolgreich für eine Erhöhung staatlicher Zuschüsse ein.
Katholische Hochschullandschaft
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Der neue Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Ministerpräsident a. D. Horst Seehofer, hat erstmals die Mitglieder der Freisinger Bischofskonferenz über die Arbeit des im vergangenen Herbst berufenen Stiftungsrats informiert und über aktuelle Entwicklungen in Stiftung und Universität berichtet. Die Katholische Universität (KU) sei zwar klein, aber exzellent, sagte Seehofer. Dies zeigten die Mitgliedschaft in der Deutschen Forschungsgemeinschaft und die anhaltende Beliebtheit bei den Studierenden. Ein weiteres positives Signal sei die jüngst durch den Träger erfolgte Einrichtung eines Kuratoriums, mit dem Politik und Gesellschaft in der Region noch stärker in die Entwicklungen der KU eingebunden werden sollen. Dem neuen Beratungsgremium gehören neben Kirchenvertretern insbesondere die Mandatsträger aus Landtag und Bundestag sowie die Landräte und Oberbürgermeister der Region an.
Die KU hat 2024 erfolgreich das Audit Internationalisierung der Hochschulrektorenkonferenz durchlaufen. Die Expertinnen und Experten bescheinigten der KU im Abschlussbericht „eine überzeugende und hochschulweit getragene Gesamtstrategie, der auch das Potenzial internationaler Strahlkraft innewohnt“. Mit einem steigenden Anteil internationaler Studierender (18 Prozent), Unterstützungsangeboten für die Mobilität von Studierenden und Beschäftigten sowie mit wachsender Beteiligung an oder Leitung von internationalen Forschungsprojekten fördert die KU den interkulturellen Austausch und bereitet ihre Studierenden auf eine global vernetzte Arbeitswelt vor.
KU-Präsidentin Gabriele Gien wurde als Hochschulmanagerin des Jahres ausgezeichnet. Mit Dank hat die Freisinger Bischofskonferenz dies zur Kenntnis genommen. Die Jury bezeichnete die seit 2014 amtierende Präsidentin als „hervorragende Wissenschaftsmanagerin“, die ihre Universität „mit strategischem Talent, sicherem Gespür für Strukturen und unerschütterlichem Optimismus leite“. Die Auszeichnung wurde verliehen vom Centrum für Hochschulentwicklung in Kooperation mit der Wochenzeitung Die Zeit.
Die Bischöfe nahmen den Bericht des Stiftungsratsvorsitzenden entgegen und dankten allen Mitgliedern des Stiftungsrats für deren Engagement für die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Katholische Stiftungshochschule München
Wie aus einem Bericht der Präsidentin der Katholischen Stiftungshochschule (KSH) München hervorgeht, befindet sich die KSH seit 2022 in einem umfassenden Veränderungsprozess. Mit diesem reagiert die Stiftungshochschule mit ihren Standorten in München und Benediktbeuern auf einen wachsenden Wettbewerb am Hochschulmarkt sowie auf ein verändertes Studierverhalten und eine zunehmende Nachfrage nach neuen Studienformaten. Auch die Vorgaben des Bayerischen Hochschulinnovationsgesetzes mit der Zuweisung erweiterter Aufgaben in Forschung, Transfer, Nachhaltigkeit und Weiterbildung sowie Konsolidierungsmaßgaben im Haushalt in den letzten vier Jahren bei gleichzeitiger Steigerung der Personal- und Betriebskosten machten den Veränderungsprozess notwendig.
Strategische Maßnahmen, wie die Flexibilisierung und Ausweitung des Studienangebots sowie der Schwerpunkt auf duale Studiengänge, wurden von der Hochschulleitung bereits umgesetzt. Dies ermöglicht Studierenden, zwischen verschiedenen Studienmodi zu wählen und dual zu studieren mit praxisintegrierten Tätigkeiten samt monatlicher Vergütung. Die beiden dualen Studiengänge Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit sowie Soziale Arbeit wurden eingeführt. Ab 2025 können im Praxisteil des Studiengangs Soziale Arbeit fast 70 Plätze bei mehr als 20 Trägern besetzt werden. Mit einem Anteil von 13,8 Prozent dual Studierender ist die KSH München bereits führend unter den staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen in Bayern. Die bayerischen Bischöfe lobten die erfolgreich begonnene Restrukturierung, die bereits zu steigenden Bewerbungs- und Studierendenzahlen und einer gestärkten Position der KSH in der Hochschullandschaft geführt hat.
Katholische Rundfunkarbeit
Verkündigungssendungen und Gottesdienstübertragungen im öffentlich-rechtlichen Bayerischen Rundfunk leisten einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft und erreichen Millionen von Menschen. Der Leiter des Katholischen Rundfunkreferats der Freisinger Bischofskonferenz und ARD/BR-Senderbeauftragte der Bayerischen Bischöfe, Msgr. Erwin Albrecht, legte turnusgemäß seinen Bericht über die Tätigkeit des Rundfunkreferats im Jahr 2024 vor und schilderte der Freisinger Bischofskonferenz in einem persönlichen Austausch aktuelle Entwicklungen und wichtige Aktivitäten, aber vor allem auch Beobachtungen und Einschätzungen sowie einen Ausblick auf die Zukunft der katholischen Inhalte im Bayerischen Rundfunk. Die Bischöfe dankten Msgr. Albrecht für sein nachdrückliches Engagement zur Sicherung der kirchlichen Beiträge in Funk und Fernsehen und würdigten die gute Kooperation mit dem Sender. Inhalte, welche die katholische Rundfunkarbeit in das Programmangebot einspeist, vermitteln Werte, wirken demokratie- und gemeinwohlfördernd und unterstützen dadurch den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Text: Erzbistum München und Freising – Foto: Hötzelsperger (Decken-Motiv Kirche in Prutting)