Ganz neue Eindrücke kann sammeln, wer von der Bergener Kläranlage bachabwärts dem Lauf des Bergener Bachs folgt. Dort wo Spaziergänger, Jogger und Radfahrer Richtung Schlagbach unterwegs sind, hat sich das Leben in und am Gewässer deutlich verändert: Vielfalt statt Monotonie ist zu sehen, seit das Wasserwirtschaftsamt Traunstein eine erste, 300 Meter lange Strecke revitalisiert und vernetzt hat. Kaum sind die Arbeiten abgeschlossen, blüht die Natur auf.
Mehr Vielfalt, weniger Monotonie
Schon von der kleinen Brücke aus lassen sich die Veränderungen gut ausmachen: Entlang beider Uferseiten stehen Weiden, direkt am Wasser auch Schwarzerlen. Noch müssen sie wachsen, doch in drei Jahren werden diese Bäume Erosionen am Ufer verhindern. Und sie werden Schatten spenden. Eine wichtige Voraussetzung, um hohe Temperaturen im Wasser sowie das damit verbundene Absinken des Sauerstoffgehalts zu verhindern. Beides ist überlebenswichtig für den Fischbestand. Aber auch, um die sauerstoffzehrenden Algen im Bach nach und nach zurückzudrängen. Weil die Pflanzen außer Sonne auch Nährstoffe und ruhiges Wasser bevorzugen, finden sie derzeit an einigen Stellen gute Bedingungen. Bereits jetzt zeigt sich jedoch, wie das Gewässer an Dynamik zulegt. Grund dafür sind eingebrachte Bachsteine. Sie sichern die Sohle, bündeln aber zugleich das Wasser, das nun an vielen Stellen schneller fließen kann.
Schatten spendend und Temperatur regulierend wirken gleichermaßen Weidensetzstangen. Sie sind uferbegleitend in den Böschungen verbaut. Fischarten wie Forelle, Aitel, Hasel und Elritze nutzen sie gerne als Unterschlupf.
Entdeckungsreise entlang des Bachlaufs
Wer genau hinsieht, kann im Bergener Bach so manchen Fisch beobachten, ihn sogar nach Insekten springen sehen. Überhaupt gibt es einiges zu entdecken entlang der renaturierten Strecke: Sechs der im Bach eingebauten Abstürze sind verschwunden. Erhalten geblieben sind lediglich einige kleinere Querbauten, die für die Fische kein unüberwindbareres Hindernis darstellen. Kleine Kiesbänke bieten Abwechslung bis hinunter zum Steg, wo der Schlagbach in den Bergener Bach fließt. Hier zeigt sich ebenfalls ein neues Bild: Der Schlagbach fließt nun nicht mehr gerade über einen Absturz in den Bergener Bach. Er schlängelt sich der Mündung entgegen. Natürlichkeit hat die Monotonie abgelöst.
Ohne Hindernisse von Bergen bis in den Chiemsee
Im Anschluss an das erste, erfolgreich revitalisierte Teilstück werden weitere Bauabschnitte folgen. In diese Arbeit sollen die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem ersten Abschnitt einfließen. Ziel ist die Durchgängigkeit: Fische sollen ohne Hindernisse vom Chiemsee über den Rothgraben bis in den Bergener Bach schwimmen können. Deshalb werden zusätzlich zu den ersten sechs Querbauten weitere 13 Abstürze umgebaut. Bereits umgebaut ist die 2,50 Meter hohe Stahl-Spundwand im Rothgraben, auf Höhe des Hundetrainingsgeländes. Sie hatte zu einem Höhenunterschied im Wasserspiegel von 75 Zentimetern geführt. Dieser ist nun ausgeglichen, auch dank dreier neuer Sohlgleiten bachabwärts. Zahlreiche Störsteine für bessere Strömungsverhältnisse sowie 20 große Wurzelstöcke, die Schutz vor Fressfeinden bieten, ergänzen das Konzept für den Rothgraben. In ihm könnten bald Seeforelle, Bachforelle, Nase und Aalrutte ihre Laichwanderungen aus dem Chiemsee fortsetzen.
Revitalisierung und Vernetzung auf elf Kilometern Länge
Revitalisierung und Vernetzung von Rothgraben und Bergener Bach erstrecken sich insgesamt über eine Strecke von elf Kilometern. Die Kosten für die aktuellen Maßnahmen betragen 50.000 Euro. Eine sinnvolle Investition, sorgen die Veränderungen in und an den Bächen doch für bessere ökologische Strukturen. Dies entspricht ganz der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Sie schreibt vor, dass alle Gewässer in Europa bis zum Jahr 2027 einen „guten ökologischen Zustand“ erreichen müssen.
Bericht und Bilder: WWA Traunstein
Bergener Bach 1. Abschnitt fertig Überblick: Schon wenige Wochen nach Abschluss der Arbeiten in Bergen blüht die Natur entlang des Bergener Bachs auf.
Bergener Bach 1. Abschnitt fertig Unterstände: Unter den eingebauten Weidensetzstangen und Wurzelstöcken finden Fische Unterschlupf.
Rothgraben Sohlgleite: Die Aufnahme zeigt eine der drei Sohlgleiten, die im Rothgraben dafür sorgen, dass die Wasserhöhe nach dem Kürzen der Spundwand flussaufwärts wieder hergestellt ist.
Rothgraben Spundwand: Die vormals 2,50 Meter hohe Spundwand im Rothgraben auf Höhe des Hundetrainingsgeländes ist um 40 Zentimeter gekürzt. Weil auch der Wasserspiegel angepasst ist, könne Fische diese Stelle nun ohne Hindernis überschwimmen.