1950, also vor genau 75 Jahren, erhielt Richard Graf Coudenhove-Kalergi, der 1922 mit der Paneuropa-Union die älteste europäische Einigungsbewegung gegründet hatte und damit zum Initiator des demokratischen Europa von heute wurde, als Erster den Internationalen Karlspreis zu Aachen. Schon in seiner Programmschrift „Pan-Europa“ aus dem Jahr 1923 schrieb er: „Durch die Skylla der russischen Militärdiktatur und die Charybdis der amerikanischen Finanzdiktatur führt nur ein schmaler Weg in eine bessere Zukunft. Dieser Weg heißt Pan-Europa und bedeutet: Selbsthilfe durch Zusammenschluß Europas.“
Präziser könnte man die heutige Lage nicht beschreiben. Deshalb stellen wir die diesjährigen Paneuropa-Tage, unsere jährliche Hauptveranstaltung, die diesmal von 16. bis 18. Mai 2025 in Aachen, Eupen und Maastricht stattfindet, ganz ins Zeichen der Forderung nach einem demokratischen und starken europäischen Bundesstaat mit gemeinschaftlicher Außen- und Verteidigungspolitik. Internationale Gäste und Redner aus ganz Europa – von der Ukraine bis Spanien – werden sich mit diesen aktuellen Themen beschäftigen und gleichzeitig in Partnerschaft mit der Karlspreis-Stiftung der ersten Karlspreisverleihung der Geschichte gedenken (Programm im Anhang).
Zu den Höhepunkten gehören die Festliche Eröffnung am Freitag 16. Mai abends mit Ministerpräsident a.D. Armin Laschet MdB und dem jetzigen internationalen Präsidenten der Paneuropa-Union, Prof. Pavo Barišić aus Kroatien, die politische Kundgebung am Samstag 17. Mai im Krönungssaal des Aachener Rathauses mit dem Chef der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei, Staatsminister Nathanael Liminski, und der Ersten Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes, Sabine Verheyen MdEP, ein hochrangiges Symposion über den ersten Karlspreisträger Coudenhove-Kalergi mit Präsentation eines neuen wissen-schaftlichen Buches über ihn, eine Dreiländerfahrt nach Belgien und in die Niederlande sowie am Sonntag 18. Mai ein abschließender Gottesdienst im Gedenken an Karl den Großen im Aachener Kaiserdom.
Die Veranstaltungen im Mercure Novotel Aachen Europaplatz und im Krönungssaal des Rathauses sowie die beiden Gottesdienste in Eupen und Aachen sind öffentlich.
Bericht und Bilder: Stephanie Waldburg, Paneuropa-Union Deutschland
Die Paneuropa-Union: Kurzporträt der ältesten Europäischen Einigungsbewegung
Die Paneuropa-Union ist die 1922 von Richard Graf Coudenhove-Kalergi aus Böhmen und seiner Frau, der berühmten Schauspielerin Ida Roland, gegründete älteste europäische Einigungsbewe-gung. Zu ihren Mitgliedern zählten in den zwanziger Jahren Albert Einstein, der französische Außenminister Aristide Briand als Ehrenpräsident, Schriftsteller wie Stefan Zweig, Thomas Mann und Franz Werfel, der junge Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer und der Wiener Student Bruno Kreisky, damals Vorstandsmitglied der Paneuropa-Union Wien und später österreichischer Bundeskanzler. Während des sogenannten Dritten Reiches war die Paneuropa-Union verboten, Coudenhove-Kalergi und sein späterer Nachfolger Otto von Habsburg mußten, von den Nationalsozialisten steckbrieflich verfolgt, in die USA emigrieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Paneuropa-Union in Westeuropa wieder aufgebaut, in den kommunistischen Ländern blieb sie verboten.
Präsident der Paneuropa-Union Deutschland war in der Zwischenkriegszeit der sozialdemokrati-sche Reichstagspräsident Paul Löbe, als seine Nachfolger fungierten seit dem Zweiten Weltkrieg der Adenauer-Minister Hans Joachim von Merkatz, der bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel, der Vizepräsident des Europa-Parlamentes und Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof Siegbert Alber und heute der langjährige bayerische Europaabgeordnete Bernd Posselt. Bundesvorsitzende der 1975 gegründeten Paneuropa-Jugend Deutschland ist Isabella Schuster-Ritter. Coudenhove-Kalergi als internationaler Präsident von 1923 bis zu seinem Tod 1972 fand weltweit Anerkennung. So erhielt er 1950, also vor 75 Jahren, als Erster den Internationalen Karlspreis zu Aachen. Churchill berief sich auf ihn in seiner berühmten Zürcher Rede. Sein Nachfolger wurde auf Vorschlag des damaligen französischen Staatspräsidenten Pompidou 1973 der spätere Europaabgeordnete Otto von Habsburg. 2004 übernahm der französische Europapolitiker Alain Terrenoire das Amt des internationalen Präsidenten, Anfang 2025 folgte ihm in dieser Funktion der ehemalige kroatische Wissenschaftsminister und international renommierte Politologe Prof. Pavo Barišić.
1989 machte die Paneuropa-Union, die auch in der Zeit der Teilung Deutschlands und Europas am Selbstbestimmungsrecht für die Völker Mittel- und Osteuropas festgehalten hatte, weltweit Schlagzeilen, als sie an der österreichisch-ungarischen Grenze das sogenannte Paneuropa-Picknick abhielt, bei dem 661 Deutschen aus der DDR die Flucht in die Freiheit ermöglicht wurde, was weitere Fluchtwellen und Massendemonstrationen nach sich zog und laut Aussage Erich Honeckers in seinem letzten Interview mit dem Daily Mirror entscheidend zum Zusammenbruch des SED-Staates beitrug. Seit 1999 warnte sie mit großem Nachdruck vor den kriegerischen Plänen Wladimir Putins, der 2015 deshalb über den Präsidenten der Paneuropa-Union Deutschland, Bernd Posselt, ein Einreiseverbot verhängte.
Die strikt überparteiliche Paneuropa-Union tritt für einen demokratisch-rechtsstaatlich verfaßten europäischen Zusammenschluß und für die Stärkung des Europaparlamentes sowie für ein christlich geprägtes, geeintes Europa der Völker und Volksgruppen, Staaten und Regionen ein. Sie hat Mitgliedsorganisationen in fast ganz Europa, auch in den meisten Ländern des ehemaligen Ostblocks, einschließlich der Ukraine, und auf dem westlichen Balkan. Im Europäischen Parlament verfügt sie über eine fraktionenübergreifende Paneuropa-Parlamentariergruppe.
Jährliche Hauptveranstaltung der Paneuropa-Union Deutschland sind seit 1975 die Paneuropa-Tage, die jedes Jahr in einer anderen Stadt und meist grenzüberschreitend stattfinden. 2025 werden sie in Partnerschaft mit der Karlspreis-Stiftung in Aachen sowie in Eupen/Belgien und Maastricht /Niederlande durchgeführt.