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Edda Eder aus Prien: ein Leben für Behinderte

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Das Ehrenamt hat in Bayern eine hohe Bedeutung. Das zeigt sich immer wieder in den Auszeichnungen der Bayerischen Staatsregierung. Kürzlich wurden in der Allerheiligen-Hofkirche in München 90 Frauen und Männer mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet – stellvertretend für eine landesweit sozial eingestellte Gesellschaft. Eine der neuen Ehrenzeichen-Trägerinnen ist Edda Eder aus der Marktgemeinde Prien a. Chiemsee.

Natürlich hat sich Edda Eder gefreut, als sie die Nachricht von der Bayerischen Staatskanzlei erhielt. Doch zeitgleich kam es ihr in den Kopf, dass sie ja nur ein Teil der helfenden Menschen ist, die sich um die Nöte und Sorgen um Leute kümmern, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Die rare Auszeichnung des Freistaates gibt es für Menschen, die schon seit vielen Jahren ehrenamtlich tätig sind. Wie der Ministerpräsident bei seiner Verleihung sagte, habe sich Edda Eder seit fast 25 Jahren für den Katholischen Deutschen Frauenbund in verschiedenen Vorstandsfunktionen engagiert. Ebenso ist sie seit fast 40 Jahren  im Planungsteam und Leiterin eines Freundeskreises für Menschen mit und ohne Behinderung. Auch innerhalb der Pfarrgemeinde „Maria Himmelfahrt“ hat sich Edda Eder vielfach verdient gemacht.

„Habe alles gerne gemacht und geschafft habe ich das nur, weil mir mein Mann Alfred sowie viele Helferinnen und Helfer immer und wirklich geholfen haben“ – so Edda Eder auf die Frage, wie sie die Herausforderungen mit dem Umgang mit behinderten Menschen mental und kräftemäßig in den insgesamt 40 Jahren geschafft hat. Und sie gibt auch einen Einblick dazu, wie es zu dieser langen Zeit der Hilfsbereitschaft kam. Begonnen hat alles mit einem Aufruf Ende der 70er Jahre im Priener Pfarrbrief „Wer braucht Hilfe?“ „Wer will helfen“. „Mein Mann und ich meldeten uns als Helfer. Wir hatten ein Auto in dem wir einen Rollstuhl transportieren konnten und so wurden wir angefragt, ob wir einen schwerstbehinderten Priener nach München zu Treffen für Rollstuhlfahrer bringen könnten. In unserer Gegend gab es solche Treffen noch nicht. Es waren unsere ersten näheren Kontakte mit diesem Personenkreis. Wir feierten gemeinsam fröhliche Feste. Unsere Kinder waren dabei, standen oft hinten auf dem Rollstuhl von Klaus und fuhren Ralley durch den Saal“ – so Frau Eder.

1980 führte der Landkreis Rosenheim für Menschen mit Behinderung (heute heißt es Menschen mit  Handicap) einen Fahrdienst ein, der es ihnen ermöglichte mit dem Malteser Fahrdienst kostenlos (innerhalb einer bestimmten Grenze) Ausflüge zu unternehmen. Das gab den Anlass für die Leiterin der Caritas Frau Göpfert gemeinsam mit Betroffenen in Prien einen Treffpunkt für Menschen mit den unterschiedlichsten Handicaps aus dem Dekanat Chiemsee einzurichten. Hierzu erinnert sich Frau Eder: „Wir haben in dieser Zeit viel für unser Leben gelernt. Die Teilnehmer haben Freude und Lebensmut ausgestrahlt trotz ihres schweren Schicksals. Besonders beeindruckt hat mich die Geschichte eines unserer Mitglieder. Er war in jungen Jahren bei Arbeiten vom Baum gefallen und seitdem querschnittgelähmt. In diesen Zeiten kamen Behinderte noch kaum aus dem Haus, das verbesserte sich erst in den 80er Jahren. Er versteckte sich zu Hause. Erst sehr viele Jahre später konnte er mit Hilfe von guten Freunden wieder am gesellschaftlichen Leben teilhaben“. Dieses Einzelschicksal war prägend für Frau Eder, so blieb ihr nachfolgender Satz des betreuten Mitmenschen im Gedächtnis: „Erst als ich meine Behinderung annehmen konnte, konnte ich wieder leben“.  Generell ist das Annehmen eines Schicksals oder einer Krankheit das Lebensmotto, das Frau Edere gerne an Andere weiter geben möchte.

Eine gewisse Hilfsbereitschaft gehörte von Jugend an zu ihrem Leben. Schon bald wurde ihr klar, dass sie von ihrem erlernten Bank-Beruf in einen Sozial-Beruf wechseln will. Erste entsprechende Aufgaben fand Edda Eder im sozialen Bereich des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SkF) und 18 Jahre im Caritas-Altenheim St. Josef in Prien-Trautersdorf in der dortigen Verwaltung. Diese beruflichen Erfahrungen gaben ihr auch den Mut, in den Vereinen Verantwortung zu übernehmen. Letztlich schätzt Frau Eder ihre Ehrung wie folgt ein: „Viele Andere hätten die Ehrung genauso verdient, sie leisten oft mehr als ich und das halt im ganz Stillen“. Auch die Aufgaben im Verein und in den Gruppen sind nur durch ein stets gutes Team und durch Zusammenhalt möglich.

Von den Feierlichkeiten in München war Edda Eder stark beeindruckt. Auch wenn Ministerpräsident Dr. Markus Söder bei der Vielzahl an Geehrten nicht ausführlich auf die einzelnen Personen eingehen konnte, so hatte er für Frau Eder doch ein paar persönliche Worte parat als er sagte: „Den Chiemsee liebe ich sehr, das war oft mein jugendliches Ferien- und Freizeitparadies, daran erinnere ich mich sehr gerne, grüßen Sie ihn von mir bitte“. Beeindruckend war für Edda Eder auch die Festlichkeit der gesamten Feier mit Musik, Ansprache, Verleihung sowie  mit Empfang und Imbiss.

Auf die Frage, was sie beim Rückblick auf ihren Einsatz im Sozialbereich am liebsten einfällt, sagte Frau Eder spontan: „Neulich hat mir wieder Jemand gesagt, dass er sich jedes Mal auf unser Treffen freut. So hat unsere Arbeit einen Sinn. Wir können die Schicksale nicht ändern, aber wir können unseren Nächsten ein bisschen Zeit schenken und sie begleiten. Wir haben viel zurückbekommen, viele Freunde gewonnen und viel für unser Leben gelernt. Aber auch in den Gruppierungen die Gemeinschaft pflegen, gemeinsam was organisieren ist mir sehr wichtig. Nur gemeinsam sind wir stark, eine große Hilfe ist der Glaube an den Herrgott, der kann viel Kraft geben“.

Foto: Bayerische Staatskanzlei – Der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder überreichte an Edda Eder aus Prien das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten.

Foto: privat – Frau Eder gratuliert  ihremGruppenmitglied Fatmus Gashi zum Geburtstag und verabschiedet sie gleichzeitig, da sie in Kürze umzieht. Weiter zu sehen ist Herr Fritz Gebhardt-Seele.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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