Kirche

Diözesanvorsitzener: höchste Zeit, die Kirche von innen heraus umzugestalten

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Diözesanratsvorsitzender Tremmel fordert nach Missbrauchsgutachten weitreichende Reformen   –   Als Konsequenz aus dem Missbrauchsgutachten für die Erzdiözese München und Freising fordert der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken, Hans Tremmel, weitreichende Reformen der Kirche. Als Erstes müsse „das unmenschliche System, in dem der Schutz der Institution so gnadenlos Vorrang vor der Lebenswirklichkeit der Menschen hatte, endgültig aufhören“, schreibt Tremmel in einem Offenen Brief vom Mittwoch, 2. Februar, an die ehrenamtlich Engagierten in den Pfarreien und Verbänden: „Was brauchen Opfer sexualisierter Gewalt? Wie kann ihnen Gerechtigkeit geschehen? Wie können auch die Menschen und Gremien in betroffenen Pfarreien begleitet werden?“. Kirche müsse so erneuert werden, „dass sie der Idee der Frohen Botschaft Jesu wieder sichtbarer entspricht“. Der Vorsitzende äußerte sich anlässlich der Vollversammlung des Reformdialogs Synodaler Weg in Frankfurt von Donnerstag bis Samstag, 3. bis 5. Februar, von dem er „um der Betroffenen und aller Menschen willen“ Veränderungen erhoffe. Er bezog sich in dem Offenen Brief auch auf die Pfarrgemeinderatswahlen am Sonntag, 20. März, und sprach allen Kandidatinnen und Kandidaten seinen Respekt aus: „Ich danke Ihnen auch ganz persönlich für diesen Schritt.“

Parallel zum Synodalen Weg müsse die Erzdiözese vorangehen, betont Tremmel: „Weil uns hier einfach die Zeit davonläuft und mit ihr die Menschen, wollen wir schon jetzt in unserem Bistum anpacken, was wir bei uns verändern und strukturell verbessern können.“ Es sei „höchste Zeit, die Kirche von innen heraus umzugestalten und Weichen neu zu stellen, aber auch wirklich Bewährtes zu bewahren“. Konsequenzen aus dem Missbrauchsgutachten würden die ehrenamtlichen Gremien „nicht nur einfordern und beobachten, sondern wir werden sie auf all unseren verschiedenen Ebenen aktiv mitgestalten“, so der Vorsitzende: „Hier steht unser Erzbischof im Wort, der ja bei der letzten Vollversammlung des Diözesanrats erklärt hat, er wolle künftig ein synodaler Bischof sein. Dazu gehört aber auch eine synodale Diözese und eine synodale Verwaltung. Was das heißt, müssen wir alle freilich erst noch gemeinsam ausloten, erarbeiten und einüben.“Über die Inhalte des Missbrauchsgutachten sei er „bestürzt und beschämt“, schreibt Tremmel. „Als Ethiker weiß ich, dass nicht nur das Tun, sondern genauso das Unterlassen von Verantwortungsträgern rechtfertigungspflichtig ist. Und da müssen wir leider feststellen, dass die Institution, die für uns Heimat war und für viele weiterhin ist, auf ganzer Linie versagt hat.“ Seit dem Bekanntwerden der ersten Fälle im Jahr 2010 sei zwar „nicht nichts passiert im Hinblick auf Aufarbeitung, Prävention und zum Schutz von Minderjährigen, aber ganz offensichtlich doch zu wenig“. Die Antwort müsse sein: „Nie wieder! Und nicht mit unserem Schweigen!“

In dem Offenen Brief äußert sich Tremmel auch zur Aktion #outinchurch: „Tief bewegt haben mich die Zeugnisse von über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kirche, die sich mit enorm viel Mut öffentlich geoutet haben.“ Er erwarte „mit Ungeduld“ eine diesbezügliche Veränderung im kirchlichen Arbeitsrecht. Die kirchliche Lehre könne „als sehr grausam“ empfunden werden, stellt der Vorsitzende fest: „Sie kann Menschen ausgrenzen und regelrecht kaputt machen. Das kann nicht im Sinne Jesu sein.“Der Offene Brief ist in voller Länge auf der Homepage des Diözesanrats der Katholiken zu finden: www.erzbistum-muenchen.de/offener-brief-tremmel Der Diözesanrat ist das oberste Laiengremium der Erzdiözese und vertritt die Ehrenamtlichen in den Räten und Verbänden. (bs)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat München-Freising

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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