Kultur

Die Schützenlisl kommt nach Regensburg

Die  Schützenlisl, die auf einem Bierfass balancierend und mit Schießscheibe auf der Haube schäumende Maßkrüge trägt, ist die Symbolfigur des bayerischen Wirtshauses. Für die Bayernausstellung „Wirtshaussterben? Wirtshausleben!“ die von 30. April bis 11. Dezember 2022 im Donausaal des Hauses der Bayerischen Geschichte in Regensburg präsentiert wird, ist sie das zentrale Motiv.

Am heutigen Donnerstagnachmittag wurden im Festsaal der Königlich privilegierten Hauptschützengesellschaft München 1406 neben den Hintergründen und dem Konzept zur Ausstellung die Details zum Gemälde vorgestellt, das als Leihgabe nach Regensburg reist.

Der Münchner Malerfürst Friedrich August von Kaulbach (1850-1920) porträtierte das fesche Biermadl Coletta Möritz und schuf nach ihrem Vorbild ein riesiges Fassadengemälde für das VII. Deutsche Bundesschießen auf der Theresienwiese im Jahr 1881. Bei diesem deutschlandweiten Schützenfest zierte die Schützenlisl den Turm der gleichnamigen, eigens vom Architekten Gabriel von Seidl (1848-1913) entworfenen Wirtschaft.

Der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte (Augsburg/Regensburg) hob bei seiner Einführung die große Bedeutung der Leihgabe für die Ausstellung in Regensburg hervor: „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir mit dem Gemälde der Schützenlisl in unserer Bayernausstellung in Regensburg eine Ikone der Wirthauswerbung zeigen können. Sie wird erstmals auswärts präsentiert. Mein Dank gilt Herrn Schützenmeister Pfaff für die großzügige Leihgabe.“

Die Schützenlisl als Werbe-Ikone

Das gelungene Motiv erfreute sich schon während des Fests enormer Beliebtheit und sorgte für großen Andrang in der Wirtsbude. Innen bediente sogar die echte Coletta und brachte den Gästen ihre Maß Münchner-Kindl-Bier! Nach dem Bundesschießen setzte die ungemein werbewirksame Figur ihren Siegeszug fort und wurde zum Idealbild der bayerischen Kellnerin: Nicht nur Fotografien von Kaulbachs Gemälde, sondern auch entsprechend gestaltete Bierkrüge, Aschenbecher und sogar Porzellanfiguren fanden reißenden Absatz. Und der Oktoberfest-Hit „Schützenliesl“ von 1953 wird bis heute gern gespielt.

Gastgeber Georg Pfaff ist gut vorbereitet: „Nein – wir, die Hauptschützengesellschaft, bekommen keine Krise, wenn wir jetzt ein gutes halbes Jahr auf das Original unserer Schützenlisl verzichten müssen. Wir sind begeistert, dass unsere Schützenlisl Mittelpunkt und Aufhänger einer großen Ausstellung zu unserer bayerischen Wirtshauskultur ist. Wir freuen uns darauf, dass sie noch öffentlicher, noch populärer, noch bekannter wird. Ich wünsche den Ausstellungsmachern und allen Verantwortlichen eine sehenswerte und vor allem erfolgreiche Ausstellung. Viel Glück und vor allem viel Vergnügen dabei.“

Nach dem Bundesschießen von 1881 schenkte die Stadt München das Gemälde der Königlich privilegierten Hauptschützengesellschaft München 1406. Seit deren Umzug in den Stadtteil Mittersendling im Jahr 1893 hängt die Schützenlisl im dortigen Festsaal. Für die Bayernausstellung in Regensburg verlässt das fast fünf Meter hohe, berühmte Original nun zum ersten Mal seit fast 130 Jahren das Gebäude.

Wirtshaussterben? Wirtshausleben!

Nicht nur in Zeiten der Corona Pandemie „sterben“ in Bayern die Wirtshäuser. Die vielfältigen Gründe dafür, aber auch die Geschichte der weltweit beliebten bayerischen Wirtshauskultur und heutige Erfolgsrezepte für mehr Wirtshausleben zeigt das Haus der Bayerischen Geschichte vom 30. April bis zum 11. Dezember 2022 in seinem Museum in Regensburg.

Bericht und Bilder: Haus der Bayerischen Geschichte

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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