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Die reiche Orts-Geschichte von Wildenwart

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

An verschiedenen Plätzen innerhalb der Gemeinde Frasdorf sind neue Informations- und Geschichtstafeln aufgestellt, so auch eine Tafel in Wildenwart zwischen Pfarrkirche „Christkönig“ und Grundschule. Dabei wird Wildenwart, das 1244 erstmals erwähnt ist, als der geschichtlich bedeutendste Ort der Gemeinde Frasdorf näher dargestellt.

Unter anderem heißt es dabei: „Der Name bedeutet `Warte in der Wildnis`. Man nimmt an, dass die Burg zur Sicherung des Übergangs über das Priental um 1200 gebaut wurde. Dann waren die ´Aschauer auf Hirnsberg` Burgherren. Von etwa 1400 bis 1500 waren Herrschaft und Schloss im Besitz der Bayerischen Herzöge, bis sie 1501 an die Hofer, reiche Bergwerksbesitzer von Rattenberg, veräußert wurden. Von 1508 bis 1512 gehörte Wildenwart vorübergehend dem nachmaligen Kardinal und Erzbischof von Salzburg Mathäus Lang von Wellenburg. Von 1540 bis 1608 waren die Herren von Freyberg zu Hohenaschau Inhaber von Wildenwart, gefolgt von den Tiroler Freiherren Schurff. 1771 verkaufte der letzte Vertreter dieses Geschlechts den Besitz an die Grafen von Preysing zu Hohenaschau, die ihn bis zu ihrem Aussterben in der Manneslinie im Jahre 1853 innehatten. Über verschiedene Besitzer kamen Schloss und Gut Wildenwart (von `Herrschaft´ kann man ab 1848 nicht mehr sprechen) neun Jahre später in das Eigentum von Erzherzog Franz V. von Modena-Este, Erzherzog von Österreich, und wurde somit ´habsburgisch´. Seine Gemahlin Adelgunde war eine geborene Prinzessin von Bayern, Tochter von König Ludwig I. und Schwester von Prinzregent Luitpold. Von den ´Modenas´ gelangte Wildenwart im Erbgang als Privatbesitz an Marie Therese, die Ehefrau von Prinz Ludwig, den späteren König Ludwig III. Marie Therese verbrachte mit ihrer großen Familie die Sommermonate regelmäßig in Wildenwart. Bei der Revolution im November 1918 flüchtete die königliche Familie von München hierher und hatte in Wildenwart fortan ihren Lebensmittelpunkt. Die Königin verstarb hier 1919, ihr Mann Ludwig im Oktober 1921 bei einem Aufenthalt auf Gut Sarvar in Ungarn. Nach den Prinzessinnen Hildegard (verstorben 1948) und Helmtrud (verstorben 1977) als Eigentümerinnen gehören Schloss und Gutsbesitz Wildenwart heute der Familie von Herzog Max in Bayern. Prinzessin Helmtrud ist auf dem Wildenwarter Friedhof beerdigt. Der Ort Wildenwart bestand bis Ende des 19. Jahrhunderts nur aus dem Schloss mit seinen Wirtschaftsgebäuden, der Schlosswirtschaft und dem Schmied-Anwesen. Die meisten der umliegenden Gehöfte waren Grunduntertanen der Schlossherrschaft“ – soweit die Geschichte von Wildenwart, das seit der Gebietsreform im Jahr 1978 der Gemeinde Frasdorf zugehörig ist. Die Gemeinde und der Heimat- und Kulturverein Frasdorf bieten an der Tafel auf der Geschichts-Seite noch Erläuterungen zum Schloss und zur Christkönigskirche sowie auf der Rückseite eine Wander- und Freizeitkarte. Gefördert wurde das Tafel-Projekt durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) und es ist Teil eines Leader-Projekts „Chiemgauer Seenplatte“.

Fotos: Hötzelsperger – Ortsgeschichtstafel von Wildenwart zwischen Pfarrkirche und Grundschule

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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