Leitartikel

Der Postkutschen-Bauer vom Samerberg

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Michael Sattlberger aus Schweinsteig am Samerberg war immer schon mitten drinnen, wenn es darum ging, für den Trachtenverein Hochries-Samerberg oder für die Heimatgemeinde etwas auf die Beine zu stellen. Der Senior-Chef der Massivholz-Schreinerei Sawesa-Wellnessanlagenbau machte sich auch Gedanken, als vor zwei Jahren das Thema „50 Jahre Gemeinde Samerberg“ zur Planung für das Jahr 2020 anstand. Die Gemeinde Samerberg entstand nämlich 1970 durch die freiwillige Zusammenlegung der vormals selbstständigen Gemeinden Grainbach, Rossholzen, Steinkirchen und Törwang auf Anregung der damaligen Bayerischen Staatsregierung mit Ministerpräsident Franz-Josef Strauß.

Doch bekanntlich machte die Corona-Pandemie dem Vorhaben mit den ganzjährigen Veranstaltungen 2020 einen Strich durch die Rechnung. Für Michael Sattlberger, der auch Leiter der Historischen Samer-Gruppe innerhalb des Grainbacher Trachtenvereins ist, kam die Absage überraschend. Doch als diese Absage kam, war er schon mit seine Planungen und  Arbeiten fast fertig. Sattlberger machte es sich nämlich zur Aufgabe, eine Postkutsche mit eigenen Vorstellungen und Ideen zu bauen. „Damit wollte ich einen Beitrag für die über die 50 Jahre der Gemeinde-Zusammenlegung hinausgehende Geschichte leisten und zusammen mit der Samer- und Rosserer-Gruppe hatten wir auch schon ein ganz besonderes Vorhaben überlegt“ – so Michael Sattlberger, der in seinen weiteren Ausführungen erklärte, dass seine Postkutsche historisch erklärt werden kann. Die in kompletter Eigenleistung in vielen Stunden gebaute Kutsche erinnert in seiner Bauweise an eine Weltkugel, dazu erklärt er: „Nachdem die früheren alten Postkutschen alle sehr unterschiedlich gebaut wurden und somit keine Bauart der anderen gleicht, habe ich einen eigenen Entwurf skizziert und habe organische Formen gewählt“. Rechtzeitig für den Mai 2020 war das Werk vollendet, Wunsch wäre es gewesen, eine mehrtägige Tour von Südtirol zu starten und zum Jubiläumsfest am 17. Mai am Törwanger Dorfplatz einzutreffen. Dieses Vorhaben aber war nicht mehr möglich.

Möglich aber waren dann doch noch einige Einsätze. So entdeckte der Münchner Filmemacher Klaus Bichlmeier die Kutsche für seinen neuen Film ZeitReise Bayern, die entsprechenden Aufnahmen auf dem Samerberg konnten bereits abgedreht werden. Auch das Bayerische Fernsehen ist auf das einmalige Werk von Michael Sattlberger aufmerksam geworden und hat diese für die Weihnachtssendung der „Wirtshausmusikanten“ nach Söllhuben kommen lassen. Weitere erste Einsatz-Möglichkeiten waren bei einer Hochzeit oder bei der Fahrt des Heiligen Nikolaus über den Samerberg. Bürgermeister Georg Huber freute sich ob des gelungenen Beitrags von Michael Sattlberger für die 50-Jahr-Feier der Gemeinde riesig, deshalb wünscht er sich auch, dass das im Vorjahr abgesagte Fest zu einem neuen Termin wieder angesetzt werden kann. Derzeit können allerdings die Vorbereitungen noch nicht konkretisiert werden. Für Michael Sattlberger aber steht fest, dass der Bau der Kutsche nicht umsonst war, denn all jene, die bisher mit ihm und mit Michael Stuffer (Ollerbauer von Siegharting) als Kutscher mit dessen zwei Kaltblutrössern unterwegs waren, waren höchst begeistert. Und wenn es sich in absehbarer Zeit machen ließe, die historische Reise von Südtirol nach Samerberg nachzuholen, dann würde für den Postkutschenbauer sowie für seine Freunde der Samer-Gruppe und für den Trachtenverein Hochries-Samerberg  ein großer Traum in Erfüllung gehen.

Fotos: Rainer Nitzsche/Hötzelsperger (u.a. für ZeitReise Bayern, einem neuen Film von Klaus Bichlmeier).

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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