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Das Repaircafé in Rohrdorf

Wollen wir wetten? Auch in Ihrem Haushalt gibt es irgendein Ding, das nicht mehr funktioniert, das Sie aber dennoch nicht wegwerfen wollen. Weil Sie hoffen, dass es vielleicht doch noch zu reparieren wäre, nur andererseits nicht wissen, wer das zu einem bezahlbaren Preis machen kann und vor allem auch will. Dabei gibt es eine Stelle, die das Dilemma lösen könnte: das „Repaircafé“ in Rohrdorf.

An jedem dritten Samstag im Monat hat es geöffnet, mitten in Rohrdorf, am Dorfplatz 1, gleich gegenüber der Montessori-Schule. Siebzehn ehrenamtliche „Reparateure“ kümmern sich um so gut wie alles, was nicht mehr funktioniert: vom Stuhl, der aus dem Leim gegangen ist, über die Kaffeemaschine, die keinen Kaffee mehr kocht, den alten Plattenspieler, der sich nicht mehr dreht, die Lampe, die nicht mehr leuchtet, bis hin zum Computer oder zum Handy: Auch für das typische Missgeschick, dass man sich beim Installieren eines neuen Programmes oder eines Updates dermaßen in den Wald getippt hat, dass es kein Vor und kein Zurück mehr gibt, findet sich hier Hilfe. Das alles zudem ohne Bezahlungszwang, nur kleine Spenden sind willkommen.

„Richten statt wegwerfen“ – diesem Ziel hat sich die Truppe um Geraldine Hofmann schon seit 2014 verschrieben, das Repaircafé in Rohrdorf kann damit für sich in Anspruch nehmen, gewissermaßen die Mutter aller anderen derartigen Einrichtungen zu sein, die es mittlerweile im Landkreis gibt. Und von Anfang an war Geraldine Hofmann der „Café-Anteil“ am Repaircafé besonders wichtig. Das anfängliche Domizil der Initiative war dafür auch bestens geeignet. Man traf sich nämlich im Cafébereich des Thansauer Seniorenheims Sankt Anna. Dort hatten nicht nur die „Kunden“ Gelegenheit zu einem Stück Kuchen, einer Tasse Kaffee und einem kleinen Ratsch, während sie darauf warteten, dass ihrem Sorgenkind neues Leben eingehaucht würde. Auch für die Bewohner des Seniorenheims waren diese Samstage ein kleines zusätzliches Highlight – die Gelegenheit, Abwechslung und Unterhaltung zu finden, ohne das Haus verlassen zu müssen,

Corona, das stellte sich heraus, nahm aber auch auf beste Ideen keine Rücksicht. Während der Hochphase der Pandemie mussten die monatlichen Samstage komplett ausfallen. Und selbst jetzt wären die Repairtage in dem sensiblen Umfeld eines Seniorenheimes nur mit großen Klimmzügen, wenn denn überhaupt, möglich. Die Gruppe um Geraldine Hofmann stand deshalb vor dem Zwang, sich ein neues Domizil suchen zu müssen, wenn ihr tolles Projekt nicht langsam aber sicher ganz versanden sollte.

Seit Mitte November ist dieses Problem gelöst, man hat eine neue Heimat mitten in Rohrdorf gefunden. Die Nähe zur Montessori-Schule dabei nicht nur räumlich, sondern auch organisatorisch: Der Montessori Trägerverein hat das Repaircafé sozusagen unter seine Fittiche genommen. Ein großer Vorteil für die Reparaturtruppe, denn bislang hatte man keinen Vereinsstatus: Die Mitglieder wollten bei ihrem Start 2014 sofort Hand anlegen und tätig werden und sich nicht erst mit der ganzen Bürokratie abmühen, die mit einer Vereinsgründung verbunden ist – und dabei war es bis heute geblieben. Der Nachteil dabei: der Empfang größerer Spenden gegen Spendenquittungen, der Erhalt von irgendwelchen Fördermitteln sowieso, ist ohne Vereinsstatus nicht möglich.

Beim Montessori-Trägerverein wiederum war die Frage, ob man dem Repaircafé eine neue Heimat geben sollte keine Sache von langwierigen Überlegungen. „Wir sind“ sagten Michael Linnerer und Ruppert Rassnitzer vom Vorstand des Montessori Trägervereins bei der Eröffnungsfeier, „in Sachen Ressourcenschonung und im Kampf gegen jede Wegwerfmentalität ja mit der gleichen Weltsicht unterwegs“. Das ist ohne Frage eine hervorragende Voraussetzung für jede Menge guter Ideen – man darf also gespannt sein, was Montessori und das Rohrdorfer Repaircafé in Zukunft alles auf die Beine stellen werden, damit diese tolle Einrichtung noch runder wird.

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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