Brauchtum

Chiemgauer Trachtler starten in Trachtensommer

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Um unserem Satzungsauftrag gerecht zu werden, müssen wir richtig auf der Hut sein. Brauchtumspflege, Tanzen, Platteln, Mundart, Singen und Musizieren dürfen wir nicht verwässern, wir müssen authentisch bleiben. Denn wo Tracht drauf steht, da muss auch Tracht drinnen sein – das gilt sowohl für die Vereine als auch für unser Gaufest, das wir heuer beim Göd des Gauverbandes in Hohenaschau feiern“ – mit diesen Worten appellierte Gauvorstand Thomas Hiendl aus Übersee-Feldwies an die gut 200 Delegierten aus den 23 Trachtenvereinen des Chiemgau-Alpenverbandes für Tracht und Sitte bei der Frühjahrsversammlung im Gasthaus „Zum Prinzregent“ in Marquartstein.

 Den Aufruf des Gauvorstandes wollen auch die Marquartsteiner unterstützen, was in den Grußworten von Vereinsvorstand Roland Polleichtner und von Ersten Bürgermeister Andi Scheck deutlich zum Ausdruck kam. Dass der Aufruf aber aktuelle Berechtigung hat, das erläuterte der Gauvorstand daran, dass bayernweit ein Rückgang von Trachtenvereinen und Trachtenvereinsmitgliedern zu verzeichnen ist. „Wenn in den letzten 15 Jahren innerhalb des Bayerischen Trachtenverbandes ganze 10.500 Mitglieder weniger geworden sind, dann muss uns das in unserem Gauverband mit rund 8.000 Mitgliedern auch ein Denkanstoß sein“. Letztlich, so der Gauvorstand weiter, brauche man sich im Chiemgau um die Zukunft der Trachten- und Musikpflege keine echten Sorgen machen. Im Gegenteil: die verschiedenen Rechenschaftsberichte aus den Sparten machten deutlich, dass die Chiemgauer Trachtler mit vielen Aktivitäten in den heurigen Trachtensommer starten und sich jetzt schon mit vielen Erwartungen auf das 100. Gründungsfest im Jahr 2026 vorbereiten. Neben Marquartsteins Vorstand Roland Polleichtner stellte sich auch Konrad Huber aus Atzing als neugewählter Vereinsvorstand vor.

Brauchtumspflege mit Auftrittsreisen nach München und Berlin

Schriftführerin Micha Nayder erinnerte ausführlich an das abgelaufene Jahr und an eine kürzliche Vorständeversammlung. Gauvorplattler Michael Memminger berichtete von einer heurigen Auftrittsreise der Gaugruppe zur Grünen Woche nach Berlin und empfahl dieses Erlebnis allen Vereinen. Jugendleiterin Monika Hiendl freute sich, dass beim heurigen Gaujugendtag anlässlich einer Faschingshochzeit in Frasdorf 170 Jugendliche mit ihren Jugendleitern dabei waren und kündigte an, dass die Gaujugend am 28. April zu einem Auftritt beim Münchner Frühlingsfest eingeladen ist. Theresa Fritzenwenger vom Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit gab neue und moderne Kommunikationswege zusätzlich zum Heimat- und Trachtenboten bekannt, Leonhard Meixner als Volksmusikwart lud zu einer Boarischen Singstund in die Harlachinger Gartenstadt am Freitag, 12. April  und zu einem Seminar „Alpenländisch Singen“ am Samstag, 25. Mai im Trachtenkulturzentrum Holzhausen ein. Petra Laubhuber vom Sachgebiet Tracht zeigte auf, dass Trachtenpflege zwar schön, aber die Trachtenbeschaffung immer schwieriger werde. Beifall erhielt sie für ihre Aussage, dass das Chiemgauer Röckegewand nicht nur verheirateten Frauen vorbehalten bleiben soll, sondern dass es auch Frauen nach ihrem Dienst bei den Aktiven tragen können und sollen. 30 aktive Preisrichter gibt es im Chiemgau-Alpenverband. Deren Obmann Lorenz Mühlberger lud diese und jene, die an diesem Amt Interesse haben zu einem Einführungsabend am Donnerstag,11. April nach Übersee und zu einer Informationsversammlung am Mittwoch, 17. April wiederum nach Übersee in das dortige Trachtenheim ein. Die Gauvorstände Thomas Hiendl und Lisbeth Tengler informierten noch zur alljährlichen Wallfahrt der Chiemgauer Trachtler nach Raiten. Aufgrund der Brückenbaustelle zwischen Raiten und Unterwössen wird am Donnerstag, 9. Mai (Christi Himmelfahrt) vom Steinbruch in Lanzing wegmarschiert (ab 8.45 Uhr), Zelebrant ist heuer Pfarrer Josef Steindlmüller vom Trachtenverein Hittenkirchen.

Jubiläumsjahr 2026 mit Kardinal Marx und Landtagspräsidentin Aigner

Wenn in zwei Jahren der Chiemgau-Alpenverband 100 Jahre alt wird, dann gibt es jetzt schon viele Vorbereitungen. Unter der Federführung von Christian Härtl, Standartenträger des Verbandes und Mitglied der „Chiemgauer“ München wird an einer zweiten Chronik gearbeitet. Erste Vereins-Entwürfe wurden bereits verteilt und die Zustimmung zu diesem Werk ist groß. Hoch motiviert ist Christian Härtl selbst, der nach der Vorstellung der Chronik-Pläne sagte: „Ein Ziel nach dem 100-Jährigem könnte sein, dass wir ein Gau-Archiv anschaffen, selbst bewerbe ich mich schon mal als Archivleiter des Chiemgau-Alpenverbandes“. Für das Gaufest 2026 bewarben sich bei der Versammlung im „Prinzregent“ Vorstand Roland Polleichtner vom GTEV Marquartstein-Piesenhausen und Bürgermeister Andreas Scheck. Die Abstimmung war ohne Gegenstimme, der Jubel mit Juchzern am Marquartsteiner Tisch war entsprechend groß. Freudig informierte Gauvorstand Thomas Hiendl, dass für 2026 bereits Kardinal Reinhard Marx für die Wallfahrt und Landtagspräsidentin Ilse Aigner für die Schirmherrschaft zugesagt haben. Nachdem die Herbstversammlung des Gaues für Greimharting bereits vergeben war, können sich für die Frühjahrs- und Herbst-Versammlung im Jahr 2025 noch Vereine für die Ausrichtung bei der Gauvorstandschaft bewerben. Für die musikalische Umrahmung der Versammlung sorgte die Grassauer Klarinettenmusi –  (über Ehrungen und über die Präsentation  zum heurigen Gaufest  in Hohenaschau vom 25. Juli bis 5. August berichten wir noch gesondert).

Fotos:    Eindrücke von der Gauversammlung des Chiemgau-Alpenverbandes für Tracht und Sitte in Marquartstein 

  • Begrüßung Bgm. Andreas Scheck
  • Gauvorstand Thomas Hiendl und Stellvertreterin Lisbeth Tengler
  • Grassauer Klarinettenmusi
  • Erich Hagner, „Chiemgauer München“ – mit 92 Jahren ältester Delegierter
  • Konrad Huber, neuer Vorstand GTEV Atzing
  • Blick in Versammlung
  • Christian Härtl und Georg Westner mit Chronik-Planungen 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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