Kultur

Cappuccino Jazzband in Tittmoning

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Es spricht für die Originalität einer Formation, ihr Jubiläumskonzert im Elf-Achteltakt zu beginnen. „Sneeking Cats and Dancing Elephants“ heißt dieser Jazz-Zwiefache aus der Feder von Drummer Reinhard Thußbas. Der Stadtsaal im Braugasthof ist bis auf den letzten Platz besetzt, als die Cappuccino-Jazzband loslegt, zur Feier des Tages mit drei Bläsern: Bernhard Gierlinger an Trompete und Flügelhorn, Bruno Backes an der Posaune und Bandleader Robby von Siemens an Tenor- und Sopransax. Für das harmonische Gerüst sorgen zuverlässig Bassist Gerhard Herrmann, Gitarrist Maxx Pastötter und (als „Special Guest“) Gründungsmitglied Balthasar Hechenbichler am Piano.

In dieser Septett-Besetzung, nach dem Vorbild von Art Blakeys „Jazz Messengers“, lassen sie die Temperatur im Stadtsaal gleich zu Beginn steigen. Auf den im Up-Tempo interpretierten Standard „You Don’t Know What Love Is“ folgt der elegante Bossa Nova „Pensativa” (Clare Fischer). Präzise kommen die Bläser-Riffs, dazu gibt es Zwischenapplaus für virtuose Soli von Trompete und Posaune. Besucher wippen entspannt mit den Füßen, manche schließen die Augen und träumen sich in den Süden.

In Wayne Shorters „This Is For Albert“ zeigt Robby von Siemens sein großes Können am Saxofon. Dann bittet er Karin Lischka auf die Bühne, wobei er lakonisch anmerkt, dass die Vokalistin, die seit 2019 dabei ist, zur Zeit der Band-Gründung noch nicht geboren war. Die vielseitige Sängerin steigt mit dem Chanson „Que reste-t-il de nos amours?“ von Charles Trenet ein. Entsprechend dem Charakter dieses Gusto-Stücks erklingen Soli von Gitarre, Kontrabass und Piano.

Das Liebeslied „Alone Together“ singt Karin mit warmem Timbre. Trompeter Gierlinger greift hier zum Flügelhorn, dessen samtiger Klang sich bestens in diese Ballade fügt. Eine ähnliche Stimmung wird mit „Ruby, My Dear“ (Thelonius Monk) erzeugt. Bei „The Nearness of You“ tritt der Bläser-Satz in einen Dialog mit der Vokalistin, ebenso in „Nica’s Dream“ von Hard-Bop-Pianist Horace Silver. Die raffiniert arrangierten Riffs wirken absolut professionell. Solistisch beeindrucken hier vor allem Posaunist Bruno Backes und Drummer Reinhard Thußbas.

Ungebrochen spannungsgeladen geht es nach der Pause weiter, zunächst mit der Funk-Nummer „Herz Solo“ von Balthasar Hechenbichler. Bei dem Walzer „Pretty Eyes“ und dem „Tokyo Blues“ (beides von Horace Silver) fasziniert Karin Lischka die Zuhörer mit fantasievollen Scat-Improvisationen. Nach weiteren drei Songs ist der „offizielle“ Teil des Konzerts beendet, doch besteht das Publikum mit tosendem Applaus, Bravo-Rufen und Begeisterungspfiffen auf Zugaben. Zu seiner Komposition „Weiß der Geier“, aus den Anfangsjahren der Cappuccino-Jazzband, liefert Robby von Siemens eine Anekdote: Sich über den Erhalt von Tantiemen wundernd, fand er heraus, dass eine Verwechslung mit dem Schlager „Weiß der Geier, oder weiß er nicht“ vorlag…

Mit dem Blues „Get Your Kicks on Route 66” verabschiedeten sich Musiker und Sängerin, nicht ohne sich beim Veranstalter, dem Kultur-Sozialzentrum Tittmoning (KuSZ), zu bedanken. Die nächsten Konzerte der Band finden im Trostberger Postsaal (14.3.) und im Traunsteiner Kulturforum Klosterkirche (26.4.) statt.

Text: Helmut Rieger – Fotos: Daniella Rieger-Böhm


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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