Kultur

Buchtipp: Rafael Horzon, “Das Neue Buch”

Veröffentlicht von Günther Freund

Mein Buch des Monats November: Rafael Horzon, “Das Neue Buch” .  Zehn Jahre nach  Erscheinen der erfolgreichen Autobiografie “Das Weisse Buch” des erfolgreichen Berliner Autors will dieser  wieder ein Buch schreiben, aber es fällt ihm nichts ein.

Rafael Horzons “Das weisse Buch” war die literarische Sensation im Jahr 2010. Dabei hat der Autor damals einfach nur sein Leben erzählt: als gescheiterter Student, mit einem unbefriedigenden Versuch als Paketfahrer, dann aber erfolgreich mit aufsehenerregenden Projekten wie Modelabel, Partnertrennungsagentur, Nachtklub. Zehn Jahre später rafft sich Horzon, der sich Unternehmer nennt und energisch dagegen wehrt, als Künstler bezeichnet zu werden, noch einmal auf, ein Buch zu schreiben. Doch als er am Schreibtisch sitzt, weiß er nicht, über was er schreiben soll. Sein Freund Philip Mollenkott, Mitbegründer der Berliner Dandy Diary Partywelt, meint, für einen Bestseller müsse er unbedingt auch über Sex schreiben, damit sei ihm der Nobelpreis so gut wie sicher. Horzon stürzt sich daher erst einmal in die Berliner Szene, rennt auf der Suche nach Frauenbekanntschaften von Party zu Party, bleibt aber erfolglos. Auch finanziell geht es bergab mit ihm, doch Mollenkott weiß wieder Rat: Öl-Aktien! Natürlich verspekuliert Horzon sein gesamtes Vermögen. Erst als dann sein Freund, der “Dandy Diary”-Blogger Carl Jakob Haupt, stirbt, ist Horzons sonst so unerschütterliche gute Laune doch schwer getrübt. Allerdings nur vorübergehend, und mit Hilfe der Ratschläge seiner größenwahnsinnigen Berliner Freunde setzt er sein ambitioniertes Buchprojekt doch noch um.

In seinem zweiten Roman präsentiert Rafael Horzon ein Update seines erfolgreichen Erstlingswerks. Ich-Erzähler Horzon erweist sich in einer wahnwitzigen Geschichte über das Leben, den Tod und die Frage, was überhaupt Kunst ist, als intelligenter Erzähler seiner selbst. Er ist immer nahe am Leben, glänzt mit umwerfenden Dialogen und vermeidet geschickt die Trivialität vieler Gesellschaftsromane. Ein ironischer, manchmal melancholischer, meist aber unglaublich witziger und wunderbar zeitgemäßer Roman.

BUCHPROFILE – Rezension von Günther Freund

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SUHRKAMP, 2020, 303 S., 20,00 €
ISBN/EAN: 9783518470947

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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