Kultur

Buch-Tipp: “Host mi?” – Bayerische Mundartbegriffe

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Seinem Kulturauftrag für den Freistaat Bayern kommt der Bayerische Rundfunk in besonderer Weise durch die Herausgabe von zwei Büchern nach: einmal „Echt bayerisch! – Mundart aus ganz Bayern“ und dazu passend „Host mi? – Das Wörterbuch“. Gemeinsam mit dem Fachmann der bayerischen Sprache Prof. Dr. Anthony Rowley werden alltägliche und auch nicht mehr bekannte Begriffe so erläutert, dass sie auch außerhalb der jeweiligen Sprachzonen verstanden werden.

„Echt bayerisch!“ – in diesem Werk werden über 400 Dialektbegriffe aus der Kult-Sendung des Bayerischen Fernsehens „Wir in Bayern – Host mi?“ abgefragt und erklärt. Eingesandt wurden die Begriffe aus allen bayerischen Himmelsrichtungen, geordnet sind sie nach jedweder Lebenslage und sie versprühen auch echt lesenswerten Humor. Hier einige Beispiele: „Laggl“ aus Franken: Ein „Laggl“ ist im Fränkischen ein Schimpfwort für einen ungezogenen oder ungeschickten Burschen. Das Schimpfwort gibt es auch im Altbayerischen, da sagt man: „Du Lackl!“. In dem Wort versteckt ist der Name eines französischen Generals. General Ezéchiel du Mas, Comte du Melac hat im 17. Jahrhundert große Teile der Pfalz zerstört und verwüstet. Seinen Namen verwendet man seither als Schimpfwort für unangenehme, unverschämte Männer. Oder „Duschad“ aus Niederbayern: „Duschad“ sagt man in Niederbayern für „tollpatschig“. Das Wort ist lautmalerisch. Die tapsigen Schritte eines tollpatschigen Menschen machen Geräusche, die man als „dusch“, „dusch“, „dusch“ interpretiert. Oder „Hoglbuachan“ aus Altbayern: „Hoglbuachan“ bedeutet „zäh, unverwüstlich, derb“. Es leitet sich ab vom Holz der Hainbuche, auch Hagebuche genannt. Das Holz der Hainbuche ist sehr hart und schwer, quasi unbeugsam. Diese Eigenschaften hat man in Altbayern auf Menschen übertragen, wenn man anerkennend sagt, er sei „a ganz a Hoglbuachaner“, eben bodenständig, vielleicht etwas grob, aber unbeugsam, traditionsbewusst. Im schriftdeutschen Ausdruck „hanebüchen“ wird ebenfalls auf die Hainbuche angespielt, aber nur die negativen Seiten, die Grobheit und Klotzigkeit, waren da für das Bild ausschlaggebend.

Das Büchlein „Host mi?“ mit etwa 600 urtypischen Mundart-Begriffen aus dem beliebten BR-Nachmittagsmagazin „Wir in Bayern“ ist eine wahre Fundgrube an Dialektschmankerln aus allen Teilen Bayerns. Das sind einige Beispiele: „Hiawan“ aus Oberbayern: „A Hiawan“ ist in Oberbayern ein altes, etwas heruntergekommenes Haus. „Hiawan“ entspricht dem schriftdeutschen Wort „Herberge“, das sich offensichtlich im bayerischen Dialekt in Aussprache und Bedeutung ziemlich verändert hat. Oder „Grandl“ in Niederbayern: Das Wort „Grandl“ wird in Niederbayern für einen Wasserbehälter benutzt. Es ist die Verkleinerung von „Grand“, ein Wort, das nur in Österreich und Bayern vorkommt. Die Herkunft ist nicht völlig klar, aber man glaubt, dass es vom mittelhochdeutschen „grinden“ abstammt, was so viel wie „sich öffnen“ oder auch „ausgießen“ heißt“. Oder „Furet“ aus dem Allgäu: „Furet“ oder „gfuret“ sagt man im Allgäu für „sehr, sehr sättigend“, wenn man sich richtig vollgegessen hat. „Des hat gfuret“, sagt man dann: „Ich bin unglaublich satt.“ „Fure“ heißt im wörtlichen Sinne „mit einer Fuhre, einem Fuhrwagen, heranfahren“. Und das Bild dazu ist, dass da auf einem Wagen lauter Lebensmittel drauf sind, die man auffuttert.

Beide Bücher „Echt bayerisch!“ und „Host mi?“ sind in Lizenz der BR media Service GmbH und beim München-Verlag erschienen. Erhältlich sind sie mit den ISBN-Nummern 978-3-7630-4009-4 sowie ISBN 978-3-7630-4051-3. Aufgelockert werden die Begriffserklärungen mit heiteren Illustrationen.

Repro: Hötzelsperger – Titel der Werke „Echt Bayerisch! – Mundart aus ganz Bayern“ und „Host mi? – das Wörterbuch“.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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