Ukraine- & Nothilfe

Bruckmühl: Erstunterkunft genehmigt

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

„Reden bringt d‘Leit zam“ – dieses alte Sprichwort hat sich wieder einmal beim Thema Ankommenseinrichtung für Geflüchtete, dem dazugehörigen Bauantrag und der Optik des geplanten Gebäudes an der Wernher-von-Braun-Straße beim Markt Bruckmühl bewiesen.

Was ist geplant: An der Wernher-von-Braun-Straße, direkt nördlich der bereits bestehenden Wohncontaineranlage, sollen zwei neue Wohnbereiche entstehen. Investor ist die Kerscher Wohnbau GmbH. Vermietet wird an den Freistaat Bayern, vertreten durch den Landkreis Rosenheim. Das erste Gebäude ist einstöckig (Länge gut 30 Meter, Breite knapp 15 Meter), das zweite, direkt gegenüberliegend, vierstöckig (Länge von 48, Breite 13 und Höhe knapp 12 Meter). Auf den beiden begrünten Gebäudedächern soll eine PV-Anlage (50 bis 80 KW) gesetzt und die Hausfassaden mit einer Putzstruktur versehen werden.  Warum keine gefälligere Verteilung der Stockwerke möglich war, begründet sich unter anderem in den Richtlinien der Regierung für die Unterbringung für die Unterbringung von minderjährigen Flüchtlingen und den örtlichen Gegebenheiten.

Auch hätte man sonst mehr Treppenbauten als Zimmer sowie unzählige erforderliche Fluchttreppen gehabt. Überdies sei man barrierefrei, was sonst oftmals schwer zu erfüllen sei. Nachdem sich die Gemeinderäte beim Bauantrag von der Gestaltung und Optik irritiert gezeigt hatten, gab es zusammen mit den Investoren Tobias Kerscher und Florian Brandhuber und dem Landratsamt, vertreten durch Roxanne Scheurl, einen Vor-Ort-Termin in den Containern samt Erläuterung und Visualisierung des geplanten Areals. „Unglücklich kommuniziert“ lautete die Begründung bei den verschiedenen Darstellungen. 2D sehe ganz anders aus als die visualisierten 3D-Bilder zuvor.

Der Neubau der Wohnanlage für 200 Asylbewerber und Geflüchtete soll als Ankommenseinrichtung dienen und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Gymnasiums-Turnhalle nicht mehr als Notunterkunft dienen muss, sondern darin wieder gesportelt werden kann. Über die zweiteilige Optik sowie die unterschiedlichen Höhen von vierstöckig und eingeschossig war das Gremium irritiert gewesen. Aber: Das hat den Hintergrund, dass im eingeschossigen Bau unbegleitete Minderjährige sowie Personen mit Handicap untergebracht werden. Diese müssen räumlich getrennt von den Erwachsenen im viergeschossigen Gebäude (Ankommenseinrichtung) wohnen.  Der Gemeinderat stimmte in der Sitzung zwar dem Vorhaben zu, übte aber Kritik an der Optik. Bei dem Vor-Ort-Termin konnten aber einige Dinge besprochen und sogar verbessert werden.  Zudem verweist der Investor darauf, dass man eine eigene Hausverwaltung und einen eigenen Hausmeister für das Areal habe. „Wir haben großes Interesse, dass am jeweiligen Standort, und wir haben mehrere, alles gut funktioniert“, so Brandhuber. Das Unternehmen betreibt bereits mehrere Flüchtlingsunterkünfte.

Auf offene Ohren stießen die Kommunalpolitiker beim Investor zu einer künstlerischen Fassadengestaltung an der viergeschossigen Stirnseite mit weißen Fenstern. Hier soll mit einem Künstler – eventuell sogar als Schulprojekt oder mit den dort wohnenden Jugendlichen selbst – eine gefällige Gestaltung entstehen. Bepflanzungen (unter anderem entlang der Straße) samt Zaun um und auf dem Areal wurden ebenso besprochen, wie Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für die Jugendlichen, darunter ein Basketballfeld und eine Tischtennisplatte. Aufenthaltsbereiche soll es überdies geben.  Um möglichst wenig zu versiegeln werden Parkflächen et cetera mit Rasengittersteinen befestigt.  Auch werde es genügend Fahrradstellplätze geben. Für die Garagen der Bruckmühler Asylhilfe, in denen Fahrräder repariert werden, wurde ebenfalls ein Plätzchen auf dem Gelände gefunden.  Den gemeinsamen Weg zu beschreiten untermauerten in ihren Wortbeiträgen das Landratsamt Rosenheim, Investor, Planer sowie der Bruckmühler Gemeinderat. Die Bauten müssten Funktionalität und Optik sowie rechtliche Auflagen vereinen. Ein Spagat, der kaum zur Zufriedenheit Aller gelingen vermag. Aber hier werde nun ein guter Weg gemeinsam beschritten. Außer Frage stand für den Bruckmühler Gemeinderat, dass man den Menschen in Not helfen wolle. Und dass sich der Bau nun besser einfüge, gefiel, auch wenn damit kein Schönheitspreis zu gewinnen sei.

Die Bauzeit für das Vorhaben wird mit sechs Monaten beziffert. Der Bauantrag wurde am 20. Februar genehmigt. Gemäß Kooperationsvertrag zwischen dem Landkreis Rosenheim und dem Markt Bruckmühl soll dann die Gymnasiums-Turnhalle schnellstmöglich wieder frei für den Schul- und Vereinssport werden.

Bericht und Bilder: Markt Bruckmühl

 

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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