Freizeit

Briefmarken-Tauschverein Bad Aibling

Es sind schwierige Zeiten für Briefmarkensammler. Heutzutage gibt es E-Mails, WhatsApp-Nachrichten oder SMS. Briefe aus Papier, die mit der Post verschickt werden, werden immer weniger. Dennoch bleibt die Leidenschaft für ein Hobby, das vor Jahrzehnten beinahe Volkssport war. Und es gibt immer noch genügend Menschen, die sich dafür begeistern können. Franz Schlosser, Vorsitzender des Briefmarken-Tauschvereins Bad Aibling, will sich jedenfalls nicht beklagen. „Wir haben derzeit 35 Mitglieder, von denen ein Drittel auch regelmäßig zu unseren Tauschabenden kommt und auch unsere monatlichen Briefmarkensprechstunden in der Stadtbücherei werden von den Leuten gut wahrgenommen.“

Schlosser selbst kam in den 70er Jahren zum Verein, auf Empfehlung eines Kollegen hin. „Ich habe 1970 den Bestand eines Freundes übernommen und seitdem selbst gesammelt“, erzählt er. 1991 wurde er erstmals zum Vorsitzenden gewählt, das Amt begleitete er dann bis 2003. Sechs Jahre später übernahm er wieder das Ruder und ist nun seit 2009 an der Spitze eines Vereins, der auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Der Briefmarken-Tauschverein Bad Aibling wurde am 31. August 1936 gegründet. „Damals war gerade Olympiade, Sondermarken wurden veröffentlicht und es gab einen regelrechten OIympia-Hype“, sagt Franz Schlosser. „Leider war es eine unselige Zeit und so ein Verein wie unserer wurde schnell vom Regime vereinnahmt, sodass sich der Briefmarken-Tauschverein wieder auflöste und erst nach Kriegsende im Jahr 1953 wieder gegründet wurde.“

Ein wichtiger Schritt passierte dann im Jahr 1980, als sich die Aiblinger Sammler dem Landesverband bayerischer Philatelistenvereine anschlossen und so zu einem richtigen eingetragenen Verein wurden. Sechs Jahre später gab es dann etwas Großes zu feiern: Zum Jubiläum „50 Jahre Briefmarken-Tauschverein Bad Aibling e. V.“ organisierten die Verantwortlichen die erste Briefmarken-Ausstellung und konnten sich so bei einem größeren Personenkreis bekannt machen. „Damals, in den 80er- und  90er-Jahren war unsere hohe Zeit. Wir hatten über 60 Mitglieder und ließen zu den Ausstellungen extra Sonderstempel anfertigen“, erinnert sich der Vorsitzende, für den Briefmarkensammeln viel mehr ist, als nur das Sortieren von schönen und seltenen Postwertzeichen. „Ich bin historisch sehr interessiert und kann durch das Sammeln sehr viel über Geschichte lernen. Denn es sind ja nicht nur Marken, sondern auch die Briefe dazu. Die und ihre Inhalte sind Belege vergangener Zeiten.“

Einmal im Monat treffen sich die Vereinsmitglieder zum Tauschabend im AWO-Haus in Bad Aibling, in dem sie seit vielen Jahren untergebracht sind. Hier wird neben dem Tauschen auch viel gefachsimpelt oder einfach so geratscht. Was den Tauschfreunden auch wichtig ist, sind Aktionen über das Vereinsleben hinaus. So sind seit 2018 die bereits erwähnten Briefmarkensprechstunden, die immer am letzten Freitag des Monats von 14 bis 16 Uhr in der Stadtbibliothek stattfinden, sehr beliebt. Schlosser: „Da kommen viele Leute vorbei, die vielleicht eine Sammlung geerbt haben und sich informieren wollen, was die denn wert ist und wo man da weitere Marken finden kann.“ Hier bieten die Vereinsmitglieder kompetente Beratung an, denn sie haben Zugriff zu Katalogbeständen aus der ganzen Welt.

Auch beim Thema „Fälschung“ gibt es Hilfe. Die Leute vom Briefmarken-Tauschverein Bad Aibling e.V. können Sammlungen von Prüforganisationen checken lassen, die dann sichere Aussagen treffen können.

Ein weiteres Angebot des Vereins ist, dass es beim Ferienprogramm regelmäßig einen Nachmittag für Kinder gibt, die so an das Thema herangeführt werden. Der Zuspruch ist hier erfreulich groß. So groß, dass Franz Schlosser und die Vereinsmitglieder derzeit eine Jugendgruppe aufbauen. Der Vorsitzende macht sich da nichts vor: „Das ist ein schwerer Weg. Doch nach wie vor ist der Anfall an Marken riesig, obwohl das Sammeln von neuen Marken stark zurückgegangen ist.“

Doch vielleicht kann sich ja der ein oder andere Jugendliche dann doch für das Briefmarkensammeln begeistern. Gelegenheiten dazu gibt es genug.

Text: af – Bilder: Briefmarken-Tauschverein Bad Aibling e.V.

Anhang: Sonderstempel BTV

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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