Land- & Forstwirtschaft

Bezirks-Almbauern-Versammlung in Aschau i. Chiemgau mit Neuwahlen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Jakob Müller aus Bernau und Sebastian Pfaffinger aus Sachrang bleiben auch in den kommenden fünf Jahren Bezirksalmbauern des Bezirks Aschau. Bei den turnusmäßig anstehenden Neuwahlen unter der Leitung von Michael Hinterstoißer, dem Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern wurden sie bei der Almbauernversammlung im gut besuchten Cafe Pauli in Aschau einstimmig in ihrem Amt bestätigt. In seinem Jahresbericht bedankte sich Jakob Müller bei den Aschauer und Frasdorfer Almbauern für die Ausrichtung der Almbegehung und des Almbauerntages im vergangenen Sommer. Die Veranstalter hätten von allen, die etwas von der Sache verstehen, viel Lob für die Durchführung beider Veranstaltungen erhalten. Bei der Almbegehung waren mit Ilse Aigner, Ulrike Scharf und Helmut Brunner, drei leibhaftige bayerische Staatsminister mit dabei, dazu eine große Zahl an Abgeordneten aller Ebenen, vom Gemeinderat bis zur Europaabgeordneten. Acht Almen mit rund 400 Stück Vieh, mit Kühen, Pferden und Schafen stellten die Frasdorfer Almbauern den weit über 1200 Gästen vor, eine ewig lange Besucherschlange wälzte sich über die Almgründe. „Wir hätten nie gedacht, dass es so nahe am Ort und an der vielbefahrenen Autobahn mit ihrer berüchtigten Stauumfahrung so schöne Almen gibt“, so ein Teilnehmer der Begehung aus dem Oberland. Müller wies darauf hin, dass die Feuerwehr Frasdorf seit dem letzten Sommer über ein Bergegeschirr für Kühe verfüge, mit dem verunfallte Rinder schonend aus Gruben und Löchern geborgen werden können.
Georg Mair, der erste Vorsitzende des Almwirtschaftlichen Vereins bedankte sich ebenfalls für die logistische Meisterleistung, mit der diese Almbegehung durchgeführt wurde. „Für 1200 Menschen genügend Speis und Trank auf den Berg zu bringen, das muss euch erst einmal jemand nachmachen“. Auch der Almbauerntag mit dem Festabend in der Lamstoahalle und dem Festgottesdienst samt Kirchenzug durchs Dorf am Sonntag sei „wohlorganisiert gewesen“. Bei der Versammlung in der Lamstoahalle zeichnete Landwirtschaftsminister Helmut Brunner zahllose Männer und Frauen aus, die sich um das Almleben in der Region verdient gemacht haben und lange Jahre als Hirte und Senn auf den Bergen verbrachten. (wir berichteten)
„Keine Almbauernversammlung ohne den Wolf“, brachte Georg Mair das Thema, das den Almbauern am meisten auf den Nägeln brennt zur Sprache. „Wehret den Anfängen und lasst den Wolf nicht mehr in unserer Kulturlandschaft heimisch werden“. Mittlerweile gebe es 47 Wolfsrudel in Deutschland, davon wurden zwei Paare im Bayerischen Wald und auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr gesichtet. Das weitere Vordringen auf die heimischen Berge müsse unbedingt verhindert werden, der Schutz der Nutzviehbestände durch irgendwelche „Wolfsschutzmaßnahmen“ sei auf den unübersichtlich weiten Almflächen illusorisch. Die Almbauern sollten sich nicht von irgendwelchen selbst ernannten Wolfsexperten und Wolfstreichlern irre machen lassen: „Wolf bleibt Wolf und Schaf bleibt Schaf – beides zusammen geht nicht“. 9000 gemeldete Wolfsrisse im vergangenen Jahr in den Nutztierbeständen in Frankreich sprächen eine deutliche Sprache. Alle empfohlenen Schutzmaßnahmen vom Einsatz der speziellen scharfen Hütehunde bis zum nächtlichen Einsperren ins Gatter hätten nichts gefruchtet, Wölfe suchten sich ihre Beute auf jedem Weg. „Das Auftreten eines Wolfsrudels in unserer heimischen Almlandschaft beendet die bisherige Almwirtschaft und verändert die auf der Viehhaltung bestehende Kulturlandschaft nachhaltig“. Bei einer internationalen Konferenz aller Almbauernverbände in Slowenien hätten sich die Teilnehmer darauf geeinigt, dass es in der Alpenregion keinen Platz für den Wolf gebe.
Georg Mair bedauerte es, dass im vergangenen Jahr wieder viele Bauern die Bewirtschaftung ihrer Almen aufgegeben haben. 570 Hektar aufgegebene Almfläche klinge zwar zunächst nicht so viel, entspreche aber der Fläche von 19 Almen. Ein solcher Rückgang und die Aufgabe solcher Flächen seien nicht hinnehmbar und gefährdeten auf Dauer die Almwirtschaft. Aktuell werden alleine in Oberbayern 18000 Hektar Almen bewirtschaftet, 22000 Stück Vieh aller Art findet hier seine Sommerweiden.
Rosemarie Weinhart vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Rosenheim informierte die Almbauern ausführlich über die aktuellen Fördermöglichkeiten aus den verschiedenen Fördertöpfen aller staatlichen Ebenen, vom Lande Bayern bis zur EU nach Brüssel. Abschließend erinnerte Michael Hinterstoißer mit vielen Bildern an die gelungenen Veranstaltungen des vergangenen Jahres vom Almbauerntag bis zum Almabtrieb. Als Besonderheit zeigte er ein Bild vom „Almabtrieb von den Halligen“ bei dem eine Herde schwarzbunter Kühe von einer der Halligeninseln quer durchs Watt der Nordsee aufs nordfriesische Festland getrieben wurde. „Almbauern gibt’s also nicht nur bei uns“, schloss er augenzwinkernd.

Bericht und Foto: Heinrich Rehberg
Jakob Müller aus Bernau und Sebastian Pfaffinger aus Sachrang bleiben auch in den kommenden fünf Jahren Bezirksalmbauern des Bezirks Aschau
(von links Georg Mair, der erste Vorsitzende des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern, – Stellvertreter Sebastian Pfaffinger aus Sachrang – Vorsitzender Jakob Müller aus Bernau – Michael Hinterstoißer, Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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