Freizeit

Besuch in der Nicklheimer Filze

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Weite sowie die Kargheit und Ödnis der Landschaft versprühen ihr ganz eigenes Flair – diese Eindrücke gewinnt man bei einem Besuch in der Nicklheimer Filze. Beitrag entstand mit Bildern von Adelheid Bonnetsmüller und mit nachfolgendem Text vom Tourismusverband Chiemsee-Alpenland.

Die Nicklheimer Filzen gehören zu einem Verbund aus Hochmooren mit einer Gesamtfläche von rund 600 Hektar. Sie wurde seit 1989 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt und seitdem stetig renaturiert. Die Filzen sind aufgrund ihrer Größe europaweit einzigartig, denn es gibt in Europa keine größere Moor-Renaturierung als hier vor den Toren Rosenheims. 2021 wurde dieses Gebiet in die Riege der “Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung” aufgenommen.

Der ehemalige Torfabbau in der “Nicklheimer Fuizn” ist auch als BR-Beitrag zu sehen.

Was können Sie hier mit Kindern machen?

Mit Familie oder in der Klasse können Kinder die Nicklheimer Filze anschaulich erkunden. Die Moorstation Nicklheim hat eine umweltpädagogische Zielsetzung mit folgenden Angeboten:

  • Moorexkursionen mit Lernspielen für jeden Wissensstand und alle Altersstufen
  • Grünes Klassenzimmer mit moorkundlich ausgestalteter Inneneinrichtung
  • Aussichtsplattform und zwei Torfaussichtshügel zur Beobachtung von Landschaft und Vögeln
  • attraktives Wanderwegenetz durch das Moor
  • botanischer Garten der Hochmoorflora
  • Schau-Handtorfstich
  • Bockerlbahn
  • ehemalige Hütte der Torfarbeiter (“Mittagshütte”)
  • Bohlenweg mit Hängematten und Picknicktischen sowie Infotafeln

Diese Punkte sind über das Schülerprogramm “Moorstation Nicklheim” buchbar. Aber auch ohne Programm können Sie das attraktive Wegenetz durch das Moor zu den Aussichtsplattformen nutzen.

Weitere Informationen zur Fahrt mit der Bockerlbahn finden Sie hier>>

Fauna

Seit der Renaturierung entwickelt sich eine einzigartige Vogelwelt mit zum Teil seltener Vogelarten. Oft zu beobachten sind Arten der Entenvögel, wozu Reiher-. Moor- oder auch Schnatterenten gehören. Diese bevorzugen die reichhaltige Ufer- und Unterwasservegetation. Mit viel Glück kann man von den Vogelbeobachtungsstationen aus einen Blick auf den Eisvogel erhaschen, der 2009 zum Vogel des Jahres gewählt wurde.

Flora

Besonders eindrucksvoll ist die spezialisierte Moorflora. Häufig anzutreffen sind hier feuchtigkeitsliebende Gehölze wie die Moorbirke, die Eberesche und der Faulbaum. Zur charakteristischen Vegetation der Filze zählt außerdem das Torfmoos Sphagnum, das große Mengen an Nährstoffen binden kann und somit im Boden das nährstoffarme, saure Milieu schafft und unterhält, das die übrigen an diesem Lebensraum angepassten Pflanzen zum Gedeihen unbedingt benötigen. Des Weiteren findet man dort auch die Heidel- und Preiselbeere und andere Zwergsträucher. Auch zwei immer spärlich auftretende und als geschützt geltende Gewächse, die optisch sehr ansprechende Drachenwurz und den rundblättrigen Sonnentau (einer der bekanntesten Vertreter der “fleischfressenden” Pflanzen Europas) kann man hier in Augenschein nehmen.

Für viele Vogelarten dient das Moor als Lebensraum, darunter auch Schwarz-, Braun-, Blau- und Rotkehlchen. Aufgrund des Vorkommens dieser vier Vogelarten in den Rosenheimer Stammbecken Mooren wird die Gegend auch als “Vierkehlchenland” bezeichnet.

Geschichte des Torfabbaus

Im 19. Jahrhundert wurde Torf genutzt als Brennstoff für die Heizung der Wohnhäuser. Bauern und Siedler gingen in die “Fuizn” zum Torfstechen, Torf galt als Kohle des armen Mannes. Erst mit der Industrialisierung wurde ab 1876 Torf in großem Stil abgebaut, mit Maschinen der Torf abgetragen und das Moor entwässert. Für das entstehende Nicklheim bedeutete das Arbeitsplätze und die Gründung einer Siedlung. Viele Saisonkräfte schufteten im Sommer im Akkord, einige ließen sich auf den braunen, abgetorften Flächen dauerhaft nieder und es entstand ein neuer Ort: das heutige Nicklheim (Gemeinde Raubling).

Durch die Entstehung von anderen, rentableren Brennstoffen wurde ab Mitte der 50er Jahre der Torf in Nicklheim vor allem für Blumenerde abgebaut. Doch einhergehend mit dem wachsenden Umweltverständnis schloss 2006 das Torfwerk in Raubling. Es wurde 1989 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt und seitdem stetig gewässert und renaturiert. Die Filzen sind aufgrund ihrer Größe europaweit einzigartig, denn es gibt in Europa keine größere Moor-Renaturierung als hier vor den Toren Rosenheims.

Nicklheimer Torfkulturverein D´Fuizler e.V.

Eine Initiative von Freiwilligen hat es sich zum Ziel gesetzt, die alte Torfstecher- und Ortsvergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Nach Sanierungen von Gleisen, Bockerlbahn und Gebäude können Führungen auch für Schüler angeboten werden. Mehr Informationen unter https://www.fuizler.net

Bericht: Tourismusverband Chiemsee-Alpenland – Fotos: Adelheid Bonnetsmüller

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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