Tourismus

Besuch im Museumspark Rüdersdorf bei Berlin

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Touristenerlebnis mit Geschichte und Zukunft“ war das Thema einer Medien-Veranstaltung vom TourismusDialog Berlin. Gemeint ist Rüdersdorf, das mit seinem Kalk-Tagebau einst als der Baustofflieferant für Berlin galt. Längst haben die alten Kalköfen ausgedient. Das „weiße Gold“ aus dem Tagebau wird inzwischen in einem modernen Werk verarbeitet, neben der historischen Industrieanlage gelegen.  Von dort aus wird heute u.a. Rüdersdorfer Zement europaweit für die Bau-Branche exportiert.

Auf dem 17 Hektar großen Gelände mit den geschichtsträchtigen Kalköfen ist inzwischen ein Museumspark entstanden, der weltweit einzigartig ist. Nirgendwo sonst findet sich ein solches Ensemble der Industriegeschichte.  Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist der Museumspark Rüdersdorf mit seinem vorbildlichen Hygienekonzept ein idealer Freizeitpark für Einheimische und Touristen aus nah und fern, eingebettet in eine reizvolle Naturlandschaft mit Kanälen und Seen. Zu einer historischen Führung hat der Geschäftsführer der Museums- und Kultur GmbH Rüdersdorf, Prof. Dr. Frank Schaal, die Medienvertreter vom TourismusDialog Berlin nach Rüdersdorf eingeladen.

Herr Gerhard Kirsch, Leiter des Medienforums, bedankte sich im besonderen Maße für die Gastfreundschaft. Herr Schaal hieß die Journalistenrunde herzlich willkommen. Zu seinem begleitenden Mitarbeiter-Team zählten die Marketingleiterin Michaela Bakenhus, die Geologin Liesa Sieg, sowie Kolleginnen vom Eventmanagement und der PR-Betreuung. Mit zur Runde zählten auch  die externen  Teamkollegen für das Veranstaltungsprogramm des Museums, Wolfgang Wündsch, der berühmte Eckensteher Nante, ein echtes Berliner Original, und der bekannte Hauptstadt-Moderator und Entertainer Michael Ehrenteit. Beide managen u.a. die Bühnenprogramme für die Open Air Veranstaltungen auf dem Museumsgelände. Frank Schaal, leitet erst seit März 2020 den Museumspark und dazu auch das Rüdersdorfer Kulturhaus. Es war für ihn eine besondere Herausforderung, gerade zu Beginn der Corona-Beschränkungen dieses Amt zu übernehmen. In diesem Jahr ist alles anders. Viele Feste und Veranstaltungen können nicht wie gewohnt stattfinden, bedauerte der Museumsparkchef. Es ist ihm jedoch gelungen, mit Open-Air-Konzerten und traditionellen Familienfesten auf dem 17 Hektar großen Freigelände den Gästen ein bisschen Normalität bieten.

Auch die Bürgermeisterin von Rüdersdorf, Sabine Löser, hat sich eingefunden. Sie verwies darauf, dass in der DDR nicht alles „Alte“ abgerissen wurde. So sind z. Bsp. die einzigartigen Rumfordöfen, in denen früher der Kalk gebrannt wurde, erhalten geblieben. Auch die übrigen historischen Anlagen für den Kalkabbau, für die Verarbeitung und für dessen Transport über die anliegenden Gewässer nach Berlin, zeugen von der geschichtsträchtigen Industrieanlage. Dazu richtete Frau Löser dankende Worte an Ihre Vorgänger und den kommunalen Vertretern, für den Erhalt und die Förderung der Museumsanlage.

Den geologischen Teil der Führung übernahm Liesa Sieg. Fachkundig gab sie Einblicke in den Kalksteintagebau von Rüdersdorf, sowie in die Entstehung und Funktionsweise der Bauwerke und Arbeitsstätten. Mit dem Abbau von Kalkstein wurde in Rüdersdorf bereits vor ca. 750 Jahren begonnen. Zunächst wurden damals vor allem nur Werksteine hergestellt, d.h. von Steinmetzen bearbeitete Kalksteine.  Erst ab dem 16. Jahrhundert begann man mit der Herstellung von Brandkalk für die Baustoffindustrie. Dazu dienten spezielle Brennöfen. Der fortschrittlichste unter ihnen stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es ist der sogenannte Rumfordofen, auch Rüdersdorfer Ofen genannt, mit getrennten Kammern für Kalk und Brennstoff. Damit konnten in kürzeren Zeiten große Mengen hochwertigen Branntkalks erzeugt werden, da dieser nicht mehr durch den Kontakt mit Brennstoff verunreinigt wurde.

Nach einem grandiosen Blick über das Areal des Kalktagebaus führte Frank Schaal die Gäste weiter zum Seilscheibenpfeiler, einem Überbleibsel des historischen Schrägaufzugs für Eisenbahnwagen. Der Weg führte vorbei an einem Tiergehege und am sogenannten Bohlenbinderhaus, dessen Dachkonstruktion aus einer speziellen Anordnung von Holzbohlen besteht.   Besonders eindrucksvoll war die Besichtigung der Schachtofenbatterie, auch genannt die „Kathedrale des Kalks“. Deren Anblick versetzt einem ins ferne Kambodscha. Denn das Ensemble aus einer Vielzahl von Schachtöfen gleicht in gewisser Weise der Tempelanlage Angkor Wat. Nicht ohne Grund dient dieses Industriedenkmal deshalb auch als Kulisse für Filmaufnahmen.

Neben all den historischen Sehenswürdigkeiten und kulturellen Veranstaltungen bietet der Museumspark seinen Gästen auch was für das leibliche Wohl. Das neue Museumscafè, die Kalkscheune, ehemals Lager für gebranntem Kalk, sowie der kleine Kammerofen-Biergarten und der große Mühlenfließ-Biergarten dürften den gastronomischen Ansprüchen der Museumspark-Besucher durchaus gerecht werden, so Frank Schaal. Von dem vielfältigen kulinarischen Angebot seien zumindest das frische Bier aus der Schleusenbrauerei von Woltersdorf und die Heinitz Currywurst mit Steiger-Soße erwähnt.

Abschließend lässt sich das Resümee ziehen, dass die Umgestaltung der historischen Industrieanlage  vor den Toren Berlins, zu einem attraktiven Freilicht-Industriemuseum bestens gelungen ist. Es bietet sowohl für Familien, Schulklassen und Vereinen, als auch für Touristen aus nah und fern eindrucksvolle Freizeiterlebnisse und hochkarätige Kulturveranstaltungen. Ob eine Offroad-Tour mit einem Land Rover durch den Kalkstein-Tagebau, ein Open-Air-Konzert im Park oder eine kulturelle Veranstaltung im Kulturhaus, die Museums- und Kultur GmbH Rüdersdorf hat für alle was zu bieten.

Es ist dem Geschäftsführer Frank Schaal gerade in Zeiten der Corona-Pandemie gelungen, den Besuchern Corona-konforme Veranstaltungen mit traumhaft historischer Kulisse unter freiem Himmel zu bieten. Das Hygiene-Konzept des Museumsparks ist vorbildlich. Umso mehr ist es zu bedauern, dass gerade solche Freizeitparks von den aktuellen Corona-Beschränkungen betroffen sind. Es ist zu hoffen, dass zumindest der traditionelle Rüdersdorfer Weihnachtsmarkt im Museumspark stattfinden kann.

https://www.ruedersdorf-kultur.de/museumspark Bericht und Fotos: Helmut Amberger, freier Mitarbeiter der Samerberger Nachrichten

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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