Am 1. Mai 2021 musste es schnell gehen. Eine Frau war an der Wasserwand am Heuberg abgestürzt und sehr schwer verletzt. Die Mitglieder der Bergwacht Brannenburg waren mit 30 Einsatzkräften und Kameraden der Bergwacht Rosenheim-Samerberg in kurzer Zeit vor Ort und mussten dabei feststellen: Der hinzugerufene Rettungshubschrauber Christoph 14 konnte wegen schlechten Wetters die Einsatzstelle nicht anfliegen. Also musste die 56-Jährige von den Bergwachtlern notfallmedizinisch versorgt und gleichzeitig durch teils sehr steiles Gelände zu den Daffnerwaldalmen getragen werden, wo dann endlich der Hubschrauber landen und sie ins nächstgelegene Krankenhaus bringen konnte. „Die Patientin hat es zum Glück überlebt“, sagt Bereitschaftsleiter Leonhard Pichler und merkt dazu an: „Nicht alle Einsätze sind so schwer und fordernd. Aber wir haben selten Einsätze, die unkritisch sind.“ Wenn die Bergwacht dann helfen kann, hat sich alle Mühe gelohnt.

Und das ist einer von vielen Gründen, warum Pichler und die anderen Bergwachtmitglieder mit ganzem Herzen dabei sind. „Mich fasziniert die Vielseitigkeit bei der Bergwacht“, sagt er. „Wir gehen meist dahin, wo andere nicht hingehen und sehen dann bei den Einsätzen unmittelbar, was wir bewirken können.“ Damit das im Ernstfall reibungslos klappt, trainieren die Mitglieder dreimal im Monat. An einem Tag oder Abend gibt es Theorie, zweimal Praxis. Dabei halten sich die alpine und die medizinische Ausbildung die Waage. Auch das Training für Sommer- oder Wintereinsätze ist ausgeglichen. Ein guter Bergwachtler muss klettern können und macht auch auf Tourenskiern eine gute Figur. Wer bei der Bergwacht neu einsteigen will, durchläuft eine knapp dreijährige Ausbildungszeit. Nach dem von einem Verantwortlichen die physische und psychische Eignung festgestellt wurde, folgt eine sechsmonatige Basisausbildung, an deren Ende dann die Eignungstests für Sommer und Winter stehen. Wenn auch die Kondition passt, steht der weiteren Ausbildung in den Bereichen Winterrettung, Sommerrettung, Notfallmedizin, Luftrettung und Naturschutz nichts mehr im Wege.

Nachwuchssorgen hat die Bergwacht Brannenburg glücklicherweise nicht. Leonhard Pichler: „Zu den derzeit etwa 50 aktiven Einsatzkräften kommen noch 22 Anwärter und eine Jugendgruppe mit 15 Leuten.“ Sehr viel mehr können gar nicht ausgebildet werden. „Wir haben ja einen Anspruch an uns selbst“, sagt Pichler. Dazu gehört auch der Naturschutz, der in den vergangenen Jahren immer mehr Wertschätzung erfährt. Die Mitglieder wissen Bescheid über geschützte Pflanzen und Tiere und legen bei Aktionen wie der „Gritschen-Mahd“ am Heuberg immer wieder selbst Hand an.

War die Bergwacht früher fast ein reiner Männerverein, so kommen mittlerweile immer mehr Frauen dazu, in Brannenburg liegt ihre Quote bei inzwischen gut 15 Prozent. Der Bereitschaftsleiter sieht das sehr positiv und macht dabei auf einen weiteren wichtigen Aspekt aufmerksam: „Wir haben eine tolle Kameradschaft in unseren Reihen. Wir sind eine sehr heterogene Gemeinschaft, bei dem Alte und Junge, Männer und Frauen und unterschiedlichste Berufsgruppen gemeinsam an einem Strang ziehen. Trotz aller Unterschiede im Alltag – im Einsatz ist jeder gleich.“

Zum Gebiet, in dem die Bergwacht Brannenburg aktiv ist, gehören u.a. Heuberg, Dandlberg, Riesenkopf, Rosengasse, Petersberg, Hohe Asten, Hochsalwand, und die Nordseiten von Wildalpjoch und Wendelstein. Dort oben bei der Bergstation der Zahnradbahn hat die Bergwacht Brannenburg eine Diensthütte, die an Wochenenden und Feiertagen mit dem Vorsorgedienst besetzt ist. Auch auf dem Sudelfeld sind die Mitglieder an Skibetriebstagen präsent. Keine Frage, dass es der Bergwacht dabei nicht langweilig wird. In den Jahren vor Corona leisteten sie zwischen 100 und 120 Einsätze im Jahr, 2021 gab es zwar so gut wie keinen Skibetrieb, dafür jedoch trotzdem ca. 100 Notfall-Alarmierungen zu Unfällen im Gelände.

Dieses ehrenamtliche Engagement wird in der Regel von den Verunfallten sehr geschätzt. Pichler: „An irgendeiner Stelle übergeben wir die Verletzten an den Landrettungsdienst und bekommen dann meist nichts mehr von ihnen mit. Doch viele, denen wir geholfen haben, schicken uns Karten oder Dankesbriefe.“ So macht Helfen gleich noch viel mehr Freude.

Text: af – Fotos: Bergwacht Brannenburg

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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