Michael Stodola von den Maltesern führte in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe in der Werkstatt der Lebenshilfe in Anger eine Erste-Hilfe-Ausbildung für Bewohner verschiedener Einrichtungen durch, die dabei von Auszubildenden zum Heilerziehungspfleger unterstützt wurden. Die Azubis Mona, Abdullah, Hamdi, Paul und Regina befinden sich im zweiten und damit vorletzten Jahrgang an der Fachschule für Heilerziehungspflege an der Staatlichen Berufsschule 3 in Traunstein. Für sie war dies eine Prüfungssituation im Zusammenhang mit dem Projekt: „Erste Hilfe-Ausbildung für Menschen mit Beeinträchtigung und Hilfestellung durch ihre Pfleger“.
Vor diesem praktischen Projekt mussten sie eine Ausarbeitung dazu abgeben mit den Punkten Planung, Durchführung, Methoden und Ziele. Dieses Praxisprojekt ist als Leistungsnachweis im zweiten Halbjahr fest verankert. Dazu musste jeder Prüfling mindestens eine Bewohnerin oder einen Bewohner aus der eigenen Wohngruppe mitbringen und zuvor den Transport, die Logistik, sowie den Ablauf des Tages selbst organisieren. Die Kriterien, nach denen sie beurteilt werden, waren Sprache, Kommunikation, Methoden und Ziele, die sie selbst nach den „SMART-Kriterien“ (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert) formulieren mussten. Beurteilt wurden die fünf Auszubildenden von ihrer Lehrerin Sarah Steinbichl. Vor Ort ging es hauptsächlich darum, wie und mit welcher Empathie sie die jeweiligen Bewohner beim Lernen und Anwenden unterstützten.
Nach Klärung der Gesprächsregeln auf der Flipchart gab der Schulungsleiter Michael Stodola einen Überblick über das zu erwartende Programm, wie Verhalten bei einem Notfall, Schocklage, stabile Seitenlage mit Wärmeerhalt, Herzdruckmassage, Anlegen eines Druckverbands, aber auch das Denken an den Selbstschutz als Ersthelfer. Dazu gab Stodola schrittweise Anleitungen, wie den Atem und das Bewusstsein zu prüfen durch Ansprechen oder Anschreien und den Kopf in der stabilen Seitenlage nach hinten zu überstrecken. In einfacher Sprache und mit einer übersichtlichen Präsentation, sowie mit leichten Eselsbrücken gab Michael Stodola Merkhilfen, zum Beispiel für die Telefonnummer 112. Er stärkte das Selbstbewusstseins der Teilnehmer. Mit „Ihr könnt nichts falsch machen, außer wenn ihr gar nichts macht“ motivierte er dazu, auf jeden Fall Hilfe zu holen, wenn man selbst dazu nicht in der Lage ist.
Alle durften die Anwendungen ausprobieren. Sogar zwei Frauen im Rollstuhl bemühten sich, mit Hilfe ihrer Auszubildenden, die richtigen Handgriffe sowohl an einer Puppe, als auch am Schulungsleiter (stabile Seitenlage) selbst anzuwenden. Und wenn es körperlich nicht möglich war, durften sie nach vorheriger Anleitung den Auszubildenden erklären, was zu tun war, etwa bei der Herzdruckmassage. In einem echten Notfall sollten sie in der Lage sein, energisch jemanden zu bitten, schrittweise die richtigen Handgriffe anzuwenden, wenn es auf Grund ihrer Beeinträchtigung nicht möglich ist, selbst tätig zu werden. Damit verbunden war der Appell an zufällig bei einem Notfall anwesende Menschen, die Bitte eines Beeinträchtigten anzunehmen und mitzuhelfen, bis der Notarzt eintrifft.
Die fünf Leitprinzipien „Integration, Teilhabe, Selbstermächtigung, Selbstbestimmung und Normalisierung mit größtmöglicher Beteiligung am gesellschaftlichen Leben“ standen als Ziel über der Veranstaltung. Dies bedeutet die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Beeinträchtigung. Diese sollen in einer Notfallsituation in der Öffentlichkeit selbstsicherer auftreten, Verantwortung übernehmen und im Alltag mehr Sichtbarkeit erreichen können. Es gehe darum, dass die Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen können, und dass die Barrieren, nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch aus den Köpfen verschwinden, so Stodola. Die Vorurteile darüber, was Menschen angeblich können und was nicht, müssen durch positive Erfahrungen, wie etwa solche durch dieses Projekt in Zusammenarbeit mit den Maltesern ersetzt werden. Es war hier die Aufgabe der Heilerziehungspfleger, die Menschen mit Beeinträchtigung zu ermächtigen, in einem Notfall selbstbewusst zu helfen. Dazu sollte dieser Kurs beitragen.
Bericht und Bilder: Brigitte Janoschka