Kultur

Beifall für Musikkollegium Traunstein

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Dem langjährigen Leiter der Sinfonischen Konzerte des Musikkollegiums Traunstein, Augustin Spiel, gelingt es immer wieder bewunderungswürdig, bekannte, aber auch selten gespielte Komponisten oder Stücke aus der Musikliteratur auszuwählen, die das stets Publikum seelisch zu beglücken scheinen. Das jüngste Konzert in der Aula der Berufsschule war ausschließlich Johann Christian Bach (1735 bis 1782) und Wolfgang Amadé Mozart (1756 bis 1782) gewidmet. Wichtiger Hinweis: im Programm wurde überall der meistens als Amadeus bekannte Mozart neu Amadé genannt, da es seit kurzem ein von Musikwissenschaftlern neu herausgegebenes Köchelverzeichnis gibt, jüngst in Salzburg vorgestellt, nach dem der korrekte Name Amadé ist.

Zurück zum zweiten Komponisten des Abends: Johann Sebastian Bachs jüngster Sohn, Johann Christian, nur etwa 20 Jahre älter als Mozart, war zu seiner Zeit vor allem als Komponist zahlreicher Opern im italienischen und französischen Stil bekannt. Damit brach er mit der musikalischen Tradition seines Vaterhauses und wurde mit seinem vielseitigen, liebenswürdigen, aber nicht sonderlich tiefschürfendem Schaffen zum verhätschelten Modeliebling der Mailänder und Londoner Damenwelt. Auf die Frage, warum er sich so weit vom Stil seines Vaters wegbewegt hatte, antwortete Johann Christian einmal: „Mein Vater lebte um zu schaffen, ich aber schaffe, um zu leben.“ Entsprechend leichtfüßig beschwingt kam zum Auftakt des Konzerts die Sinfonie D-Dur opus 18, durchgehend Allegro con spirito, von Johann Christian Bach daher und nach einer Mozart-Arie auch die Sinfonie D-Dur mit den beiden Sätzen Andante und Rondo presto. Der Komponist gewann zeitgeschichtlich auch Bedeutung, da er großen Einfluss auf das Schaffen Mozarts hatte.

Gefeierter Solist des Abends war der junge, aus Österreich stammende, lyrische Bariton Benjamin Sattlecker, der bereits bei vielen Konzertreisen in Europa auftrat und neben anderen Preisen Preisträger für die beste Liedinterpretation des 4. Internationalen Haydn-Wettbewerbs wurde. Seine erste Ariette „Un baccio di mano“ (Ein Kuss auf die Hand) fesselte das Publikum vom ersten Ton an. In Sattleckers weicher, angenehm modulierender Stimme, umspielt von Mozarts Klängen, schwelgte das begeisterte Publikum gleichsam in einem unaufhörlichen Wohllaut und blühender Melodik. Nach Johann Christian Bachs D-Dur Sinfonie folgte die viel dramatischere, ernste Arie des Publio aus Mozarts letzter Oper „La Clemenza di Tito“, KV 621, nämlich „Tardi s´avvede d´un tradimento“ (Erst spät erkennt man den Verräter) Mozart  schrieb sie in seinem Todesjahr 1791 im Auftrag von Kaiser Leopold II. für die Krönung des Königs von Böhmen. In der Arie zeichnen sich die Abgründe des Dramas um den römischen Kaiser ab – Rache, Aufruhr und Zerstörung. Dazwischen wieder aufgelockert durch Mozarts Menuett C-Dur KV 409, folgte die wieder fröhlich beschwingte Arie „Mentre ti lascio, o figlia“, von Wolfgang Amadé Mozart.

Das Konzert des beliebten, traditionsreichen Traunsteiner Orchesters der Musikschule Traunstein war sehr gut besucht, darunter viele Traunsteiner Stammgäste wie Altoberbürgermeister Fritz Stahl oder zweiter Bürgermeisterin Walburga Mörtl-Körner und zahlreichen Ehrengästen. Nicht zuletzt wegen der hervorragenden Akustik des Raums kamen die Besucher voll auf ihre Kosten. Nach der Pause erklang in voller sinfonischer Besetzung mit Streich-, Holz- und Blechblasinstrumenten und rund 35 Mitwirkenden aus der Region, die so genannte „Linzer Symphonie“,  Mozarts Sinfonie Nr. 36 C-Dur KV 425 in vier Sätzen, die einmal mehr  Ausdruck seiner genialen Kunst der Komposition war. Mozart schrieb sie 1783 in Linz vom 30. Oktober bis zum 4. November – eine ungewöhnlich sehr kurze Entstehungszeit. Wolfgang war auf der Rückreise von Salzburg, wo er den Eltern seine Braut Constanze vorgestellt hatte. Durch die Verwandtschaft mit dem Stil Joseph Haydns, zum Beispiel der langsamen Grave – Einleitung, gilt die Linzer Symphonie auch als Hommage an den alten Freund. Reichhaltig ist ihr Formenreichtum, ihre Koloristik und harmonische Wirkung, die das hoch konzentrierte Orchester des Musikkollegiums mit Schwung, großer Schönheit und Glanz spielte. Die Instrumente klangen auch hier wieder völlig harmonisch einheitlich zusammen, so dass der jubelnde Applaus am Schluss des Konzerts, Bravorufe und stehende Ovationen lange dauerten.

Bericht und Fotos: Christiane Giesen – Das Musikkollegium Traunstein unter der Leitung von Augustin Spiel, hier mit dem lyrischen Bariton, Benjamin Sattlecker in der voll besetzten Aula der Berufsschule. 

   


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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