Umstrittener Bebauungsplan „Oberer Buchwald“ in der Gemeinde Übersee – Mit knapper Mehrheit nochmal Billigungs- und Auslegungsbeschluss gefasst – Mit knapper Mehrheit winkte der Bauausschuss diesmal den leicht geänderten Billigungs- und Auslegungsbeschluss durch.
Es handelt sich um ein bereits vor Jahren genehmigtes Bauprojekt. Anstelle eines alten, abgerissenen Bauernhofs soll ein großes Gebäude errichtet werden, das in seiner Grundfläche in etwa dem bisherigen Gebäude entspricht. Die leicht südöstlich versetzte Lage ergibt sich aus der Anordnung einer Doppelgarage im Norden, die direkt an das Hauptgebäude anschließen soll. Das Nebengebäude im Süden ist der Ersatz für den bestehenden Schuppen.
Anfang Mai hatte sich der Bauausschuss im Rahmen der Abhandlung der Stellungnahmen von Behörden und Bürgern bereits mit der Änderung des Bebauungsplans „Oberer Buchwald“ befasst. Wegen Stimmengleichheit wurde bei fast allen Abstimmungen ein Beschluss mit gleicher Stimmzahl gefasst, der deshalb als Ablehnung gewertet wird. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses erklärte Bürgermeister Herbert Strauch (Freie Bürgerliste, FBL) einleitend, dass das Planungsbüro inzwischen den Beschlussvorschlag noch etwas ergänzt und Einiges bei der Planung klargestellt habe. Insgesamt handle es sich um ein gelungenes Beispiel von Verdichtung der Bebauung am Ortsrand.
In dieser Sitzung waren nun alle Mitglieder des Bauausschusses anwesend. Daher fielen fast alle Beschlüsse mit einer Stimme Mehrheit aus, das heißt fünf Gemeinderäte dafür, vier dagegen. Wieder wurden vorwiegend die Stellungnahmen von elf Bürgern und Anliegern behandelt, die sich alle vehement gegen eine zu dichte Bebauung an der Hocherlacher Straße am westlichen Ortsrand von Übersee aussprachen.
Alte Birke im Fokus
Vor der Verlesung der Einwände sagte Gemeinderat Hans Thullner (Grüne), der Satzungsbeschluss habe mit der Bauleitplanung nicht mehr viel zu tun. Nach wie vor sehe er die Planung des Bauprojekts in „absoluter Ortsrandlage“ kritisch. Der Bauausschuss sei nicht da, um „Gefälligkeitsbeschlüsse zu machen“. Wenn Übersee auch keine Baumschutzverordnung habe, sei die alte Birke im Bebauungsplan als zu erhaltender Baum festgesetzt, was sogar mehr bedeute als ein genereller Baumschutz. Dem widersprach Stefan Berres (CSU). Grundsätzlich halte er die Planung nicht für zu groß. Eine Baumreihe sei prägend für das Landschaftsbild und sinnvoll, so dass eine Baumreihe weitestgehend erhalten werden solle. Vielleicht könne man die Zufahrt zum Grundstück weiter nach Süden verschieben. Stefan Haneberg (GfÜ, Gemeinsam für Übersee) hielt es für sehr wünschenswert, die alte Birke mit einem Umfang von 2,50 Meter im geplanten Zufahrtsbereich zu erhalten.
Aus den Einwänden der Anlieger und Bürger, die alle die geplante Bebauung für zu massiv hielten, sei aus dem Schreiben der Ortsheimatpflegerin Annemarie Kneissl Metz zitiert: Der zu bebauende Bereich liege im alten Ensemble Hocherlach, der aus dem abgebrochenen Bauernhof Schusterweber, Bauernhof Hafenberger und dem umgebauten Bauernhof Stein besteht. „Diese drei Höfe bildeten den in die Landschaft eingebundenen kleinen Ortsteil Hocherlach, der den hin bis zur Bebauung am Fuße des Westerbuchbergs bildete.“ Auch wenn früher bereits diverse Eingriffe wie Einfamilienhäuser in die gewachsene Struktur stattgefunden hätten, sei die geplante Bebauung zu dicht und einem Ortsrand nicht entsprechend. „Besteht nicht die Gefahr, dass hier speziell bei den freistehenden (Gebäuden), dass hier später einmal Wohngebäude, Ferienwohnungen entstehen könnten? Ob die zukünftige Nutzung für den einheimischen Wohnungsbedarf gesichert wird, bitte ich eingehend zu prüfen“, so die Ortsheimatpflegerin. In der Stellungnahme der Gemeinde heißt es dazu „Die als Garagen oder Nebenanlagen ausgewiesenen Gebäude unterliegen klaren Festsetzungen und sind hinsichtlich ihrer Nutzung eingeschränkt. Eine Umnutzung zu Wohn- oder Ferienzwecken ist gemäß Bebauungsplan nicht zulässig. Die Sicherung für den einheimischen Wohnraumbedarf wurde von der Gemeinde anteilig durch entsprechende Verträge mit den Grundstückseigentümern gesichert.“
Anton Stefanutti (Grüne) sagte, weil das Genehmigungsverfahren schon so weit fortgeschritten sei, werde er bei der Endabstimmung nicht dagegen stimmen. Er halte diese Änderung des Bebauungsplanes gerade noch für vertretbar. Bauausschuss und Gemeinderat müssten aber künftig dringend mehr darauf achten, dass der Ort seinen Charakter nicht verliere und gegenüber der künftigen Ortsentwicklung sensibler werden. Sonst werde Übersee bald ausschauen wie ein beliebiger Vorort von München.
So fiel die Endabstimmung über den Billigungs- und Auslegungsbeschluss mit sechs gegen drei Stimmen aus.
Bericht und Foto: Christiane Giesen Grundstück und alte Birke im Bebauungsplan „Oberer Buchwald“ an der Hocherlacher Straße, für die der Bauausschuss den Billigungs- und Auslegungsbeschluss fasste.