Kirche

Bayer.-Tirolerische Wallfahrt nach Sachrang – Teil I

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Zum Ruhme Gottes und zur Mahnung für das Tal“, rief die Glocke der Ölbergkapelle die Pilger nach Sachrang. Den Festgottesdienst zur 48. bayrisch-tirolischen Wallfahrt zur Ölbergkapelle nach Sachrang hielt der Abt von Schäftlarn Petrus Höhensteiger (OSB). Bürgermeister Peter Solnar begrüßte die Wallfahrer und zahlreiche Ehrengäste – darunter die stellvertretende Landrätin Marianne Loferer, die beiden Abgeordneten Klaus Stöttner und Otto Lederer, Bezirksrat Sebastian Friesinger und die Vorsitzenden des Bayernbundes Adolf Dinglreiter und Christian Glas – in Sachrang. „Wallfahren kann uns helfen neue Wege zu gehen“, begann Bürgermeister Peter Solnar seine Ansprache, „in diesem Jahr ist die Wallfahrt etwas anders als in der Vergangenheit, nicht nur Sachrang und Niederndorfer Berg sind beteiligt: Pfarrer Janßen hat heute über 30 Pilger um sich geschart, die im Wallfahrtszug den Weg aus dem anderen Gemeindeteil Aschau hierher zurück gelegt haben. Gemeinsam unterwegs erreicht man einfach mehr Menschen, als immer nur alleine“.

Bürgermeister Solnar dankte dem Vorsitzenden des Müllner-Peter-Freundeskreises Dieter Höpfner, sowie allen Initiatoren und den zahllosen Helfern für die Durchführung dieser seit 48 Jahren weit über Aschau und Sachrang hinaus bedeutenden Wallfahrt. Dieter Höpfner verlas das Grußwort der Schirmherrin Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Erstmalig seit 1980 gab es wieder einmal eine Schirmherrschaft für die traditionsreiche Wallfahrt. Ilse Aigner bedauerte es außerordentlich, dass sie nicht mit dabei sein konnte, bei früheren Besuchen habe sie die Kraft des Ortes gerne genossen. An Sachrang könne man es ganz deutlich sehen, wie der Mensch in der Schöpfung wirkt: die Landschaft ist ein Geschenk Gottes, alles andere ist durch den Menschen in vielen Generationen hart erarbeitet.

Die Bundesmusikkapelle Niederndorf und der Müllner Peter Chor unter der Leitung von Christine Klinger begrüßten musikalisch die Pilger, die auf dem kleinen Platz vor der Ölbergkapelle unter den Bäumen in Sachrang zusammen gekommen waren. Die Hafenstoaner Alphornbläser stimmten die Gläubigen in den Gottesdienst ein, einen Teil der musikalischen Umrahmung übernahmen die Schwarzenstoaner Sängerinnen.

Abt Petrus Höhensteiger (OSB), der im nahen Hittenkirchen daheim ist und schon als Kind zusammen mit den Eltern zum Sachranger Ölberg kam, zelebrierte den feierlichen Festgottesdienst. In seiner Predigt versuchte er aktuell anwendbare Antworten für alle auf die Frage nach Schuld und Vergebung zu finden. „Von nix kimmt nix“, und „Was nix kostet ist auch nix wert“ zitierte er zwei alte bairische Spruchweisheiten und zeigte den Gläubigen auf, wie weit diese Weisheiten stimmen und wo sie ihre Grenzen finden. „Wir haben für Gott nicht allzu viel zu bieten, also müssen wir die Hände aufheben und darauf vertrauen, dass Gott sie füllen wird“.

Zahlreiche Gläubige aus der weiten Umgebung nahmen an der 48. Sachranger Wallfahrt teil. Erstmals zog ein Wallfahrtszug von Aschau nach Sachrang und kam pünktlich zum Gottesdienst an. Für das kommende Jahr haben sich bereits Wallfahrer aus Frankreich und ein paar Pfadfindergruppen angemeldet, freute sich Dieter Höpfner. Fahnenabordnungen aus Bayern und Tirol, Gebirgsschützen, Traditions- und Trachtenvereine und die Feuerwehren umstanden den reich geschmückten Altar an der Ölbergkapelle nahe der Grenze zu Tirol. Die Ehrenkompanie der Gebirgsschützen stellte in diesem Jahr die Gebirgsschützenkompanie Aschau. Aus Bayern waren die Gebirgsschützenkompanien aus Aschau, Bad Endorf, Traunstein und Rosenheim mit dabei, aus Tirol die Kompanien und Einheiten der grenznahen Orte Ebbs, Niederndorferberg, Niederndorf und die Kaiserjäger aus Kufstein.

Gebirgsschützenhauptmann Hubert Stein von der Aschauer Gebirgsschützenkompanie begrüßte noch vor dem Festgottesdienst zusammen mit dem Vorsitzenden des Müllner Peter Freundeskreises Dieter Höpfner und Bürgermeister Peter Solnar Abt Petrus Höhensteiger an der Kirche Sankt Michael in Sachrang und stellte die Front der angetretenen Schützen-Formationen mit ihren Hauptleuten vor.

Die Ölbergkapelle zu Sachrang entstand als Klause bereits im 17. Jahrhundert, in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts entwickelte sich eine rege Wallfahrt. Um 1700 war die Blütezeit dieser Wallfahrt, danach ging die Zahl der Wallfahrer stetig zurück. Die Wallfahrtsstätte verfiel und wurde erst durch den bekannten Müllner-Peter von Sachrang Peter Huber um 1800 wieder renoviert. Nach Aufklärung und Säkularisation erwachte neues religiöses Leben und die Wallfahrt gewann für etwa 50 Jahre wieder an Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts versiegte der Wallfahrerstrom endgültig. Die jetzige Bayrisch tirolische Ölbergwallfahrt wurde 1971 wieder ins Leben gerufen, nachdem sie weitgehend in Vergessenheit geraten war. Der Roman und der Film über den Müllner Peter von Sachrang machte den Ort und die Ölbergkapelle weit über die Region hinaus bekannt und so erreichte der damals neu gegründete „Müllner Peter Freundeskreis“ die Wiederbelebung der Wallfahrt. Zahlreiche hochrangige Zelebranten hielten in den vergangenen 48 Jahren am dritten Sonntag im September den Wallfahrtsgottesdienst, darunter alle Münchner Kardinäle an ihrer Spitze der emeritierte Papst Benedikt XVI. Josef Ratzinger, Reinhard Kardinal Marx, sowie die Bischöfe aus Salzburg und Innsbruck. Auch der Abt von Schäftlarn Petrus Höhensteiger (OSB) war bereits 2011 einmal als Zelebrant an der Ölbergkapelle.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg – weiterer Bericht mit Bildern folgt

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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