Kultur

Bairische Sprache – Erlebnis im Landtag

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Stirbt das Bairische aus? Das jedenfalls befürchten Sprachforscher – und stellen vor allem für die urbanen Räume des Freistaats düstere Prognosen auf. Der Verlust von Bayerns Vielsprachigkeit wäre fatal – kulturell, gesamtgesellschaftlich und individuell. Deshalb hat es sich die FREIE WÄHLER Landtagsfraktion zur Aufgabe gemacht, die bayerischen Mundarten zu bewahren und zu fördern. Unter dem Motto „Sprache ist Heimat“ hat sie am Freitag zu einem Parlamentarischen Abend eingeladen, um mit Prof. Dr. Anthony Rowley, Sprachwissenschaftler und Dialektforscher aus Schottland, sowie dem Hörfunkjournalisten, Historiker und Schriftsteller Gerald Huber über Dialekte, ihre Relevanz und Möglichkeiten ihres Schutzes zu diskutieren.

„Als FREIE WÄHLER-Fraktion wollen wir die Besonderheiten und Eigentümlichkeiten unserer bayerischen Heimat bewahren – das betrifft den Schutz ortsüblicher und identitätsstiftender Gerüche und Geräusche ebenso wie Schutz und Erhalt der bayerischen Sprachen“, erklärte der Fraktionsvorsitzende Florian Streibl in seinem Grußwort. Dialekte seien ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes und besäßen identitätsstiftende Funktion. „Dialekte vermitteln ein kollektives Gefühl des Zusammenhalts. In einer zunehmend globalisierten und von geopolitischen Unsicherheiten geprägten Welt können sie Halt und Orientierung bieten und das Heimatgefühl stärken.“ Es sei daher weder nachvollziehbar noch angemessen, dass Mundartsprechen häufig schon in der Schulzeit mit Geringschätzung bedacht werde. „Unser Ziel ist deshalb, die bayerische Sprache stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken und für eine positive Konnotation zu sorgen.“ Der Parlamentarische Abend könne dazu einen Beitrag leisten.

Der FREIE WÄHLER-Abgeordnete Josef Lausch, der den Parlamentarischen Abend initiiert hatte,ergänzte: „Bayern soll Bayern bleiben – mit all seinen kulturellen und regionalen  Besonderheiten! Dialekte sind dabei der unmittelbarste Ausdruck von Kultur und Region, sie machen Bayern einzigartig. Zudem drücken sie die Dinge direkter aus: Jeder Mundartkünstler wird bestätigen können, dass man im Schriftdeutschen Gefühle niemals so wie im heimatlichen Idiom vermitteln kann.“ Das erzeuge nicht nur Authentizität, sondern auch Vertrautheit. „Aus all diesen Gründen finden wir es bedauerlich, dass unsere bayerischen Sprachen und Dialekte mithin belächelt werden. Wir haben es uns deshalb zur Aufgabe gemacht, unsere bayerische Sprache zu schützen, und kämpfen dafür, dass Bairisch, Fränkisch und Schwäbisch in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen aufgenommen werden.“

Rowley erklärte: „Dialektpflege ist integraler Bestandteil der Heimatpflege.“ In Großbritannien sei es mittlerweile sogar üblich, Nachrichten bei der BBC mit Akzent vorzulesen. Eine Gefahr, dass regionale Sprachen aussterben, sehe er dort aktuell nicht. Sein Appell an die bayerische Bevölkerung lautet deshalb: „Leit, redts Boarisch, na stirbts net aus!“ Huber erläuterte kenntnisreich, woher das Deutsche seinen Ursprung hat, nämlich im Lateinischen. Bis zum heutigen Tage seien diese sprachlichen Wurzeln nachvollziehbar. Gleichzeitig betonte er, dass das Bairische dem Hochdeutschen mitnichten unterlegen sei: „Bairisch ist nicht bloß ein schlechteres Hochdeutsch. Bairisch, Fränkisch und Schwäbisch haben vielmehr das Hochdeutsche hervorgebracht.“ Die Schriftsprache hingegen sei ein künstliches Konstrukt. „Was ich mir deshalb wünsche, ist die Anerkennung der bayerischen Dialekte als Amtssprachen in Bayern.“

Umrahmt wurde die Diskussion von künstlerischen Beiträgen der FBH-Trachtengruppe, der Emmerani-Musi und der Ostermünchner Sänger.

Bericht und Foto: Freie Wähler


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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