Kultur

Bad Endorfer Theaterfreuden ab 24. Juni

Die hundertblättrige Rose (Rosa Centifolia) gilt als edelste aller Rosen und war das Lieblingsmotiv zahlreicher Maler im 16. Jahrhundert. Auch so mancher Hochstapler schmückte sich gerne mit der Rosa Centifolia, um den eigenen Scheinstatus zu bekräftigen oder einen gefälschten Adelstitel zu kaschieren.

Ein solcher Hochstapler ist Graf Schorschi, eine von Carl Borro Schwerla erfundene Figur, die wir ab 24. Juni 2022 auf die Bühne des Volkstheaters Bad Endorf bringen, nicht. Das vom Landschafts- und Comiczeichner Josef Hölzl gestaltete Plakat für unser Stück zeigt einen edel gekleideten Herrn, der besagte Rosa Centifolia an die Haushälterin einer typisch bürgerlichen Familie Anfang des 20. Jahrhunderts überreicht. Im Hintergrund ragt der Alte Peter, ein Wahrzeichen Münchens, stramm in die Höhe.

Auch auf dem von Barbara Bichler gemalten Bühnenbild für den ersten Akt dominiert der Alte Peter den Hintergrund. Er blickt auf den Verkaufsstand von Walburga Graf, einer ziemlich resoluten, von Annemarie Ramoser verkörperten, Blumenhändlerin, die nichts über ihre Rosa Centifolia kommen lässt und pikierten Damen, die es wagen, ihre edlen Blumen als “Bauernrosen” zu verunglimpfen schlagkräftig zeigt, wo der Bartel den Most holt.

Die Rosa Centifolia steht in diesem Bild für das Edle und Reiche, eine mondäne Welt der Schickeria, die nur wenigen offen steht, aber in die jeder gerne hineinkommen würde. Babette Schrumm (Ina Siferlinger), Gattin eines Münchener Eckhausbesitzers (Markus Mädler), versucht es mit Äußerlichkeiten. Sie gibt sich pikiert, legt großen Wert auf Etikette und tut als gehöre sie zum adeligen Jet-Set.

Ihre Oberflächlichkeit stürzt Schorschi Graf (Konrad Schlaipfer) in eine Welt der Verwechslungen und Verwirrungen, in der niemand etwas wirklich behauptet und doch jeder am Ende die “Wahrheit” kennt, die falsch und gleichzeitig richtig ist.

Den insgesamt 16 Spielern und auch der Spielleiterin Paula Aiblinger geht es aber nicht um Heben des moralischen Zeigefingers. Ganz im Sinne des Autors möchten sie vielmehr mit einem Augenzwinkern daran erinnern, dass uns die eigenen Gedanken und Vorstellungen trotz aller Lebenserfahrung bisweilen trügen können. Und dass es letztendlich nicht auf die äußere Fassade ankommt, sondern auf das was in den Menschen steckt.

Eingekleidet werden die Spieler von Juliane Hofstetter und ihren talentierten Helferinnen, die häufig ihre gesamte Freizeit opfern, um die Kostüme zu schneidern. Josef Feichtner und Vinzenz Rossmy sorgen nicht nur für die passende atmosphärische Beleuchtung, sie drücken auch zum richtigen Zeitpunkt auf die Knöpfe für die Soundeffekte, damit zur rechten Zeit Telefone und Türglocken läuten. Eine besondere Herausforderung stellt der Bühnenbau dar. Weil sich die Spieler durch zahlreiche Ein- und Ausgänge bewegen müssen und die Umbauzeiten möglichst kurz gehalten werden sollen, ließ sich Peter Bichler ein raffiniertes System einfallen, bei dem die Kulissenwände gedreht werden. Für einige Action-Szenen mussten Türen und Wände stabilisiert werden, der betriebene Aufwand gleicht einer professionellen Filmproduktion. Nicht fehlen dürfen die Maskenbildnerinnen und natürlich die Requisiteure, die neben Biedermeier-Möbeln, alten Bildern und anderem Wandschmuck auch Blumen, darunter die Rosa Centifolia beschaffen und auf die Bühne bringen müssen.

Noch bevor der Zuschauer den Saal betritt, wird er von freundlichen Billeteuren begrüßt und bei Bedarf zu seinem Platz gebracht. Fällt der Vorhang am Ende des dritten Aktes, darf der Zuschauer sein Urteil fällen und entscheiden, ob sich die schweißtreibenden Proben und zahlreiche ehrenamtlich geleistete Arbeitsstunden im Dienste der Kultur für die Bad Endorfer Theaterspieler gelohnt haben.

Karten für Graf Schorschi sind über Münchenticket, über unsere Webseite und ab 13. Juni auch an der Tageskasse, die Montag und Freitag von 9 bis 13 Uhr geöffnet ist, erhältlich.

Die genauen Spieltermine sind:

  • Freitag, 24. Juni um 20:00 Uhr
  • Freitag, 01. Juli um 20:00 Uhr
  • Freitag, 08. Juli um 20:00 Uhr
  • Sonntag, 26. Juni um 14:00 Uhr
  • Sonntag, 10. Juli um 14:00 Uhr

Bericht und Fotos: Theatergesellschaft Bad Endorf e.V.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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