Kultur

Ausstellung in Oberschöffau – Phoenixen beziehen POSITION

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Beeindruckt zeigten sich die Ausstellungsbesucher über die gelungene Präsentation der Phoenixen-Ausstellung mit dem Titel Positionen in Oberschöffau. Knapp 300 Gäste bewunderten sowohl die abstrakten als auch figurativen Werke. Die sechs Phoenixen zeigten dieses Jahr 50 Arbeiten und gaben damit einen Einblick in ihr vielseitiges Schaffen von Zeichnung, Malerei, Textil- Papier- und Objektkunst. Corona-bedingt gab es nur eine interne Eröffnung mit geladenen Gästen am 25. September.

„So viele schöne, handwerkliche hochwertige und belebende Ergebnisse…“, so die Laudatorin Elisabeth Kronsteiner aus Grainbach, „…tun uns allen gut. Jetzt, wo man eine Verwahrlosung der Demokratie oder gar eine Rüpeldemokratie fürchtet, muss jeder Position beziehen. Diese Gedanken sind eine Mischung aus Selbstbesinnung und Bewusstmachung, was die Phoenixen 2020 bewegt: persönliche Erinnerungen, Träume, Hoffnungen oder Ängsten, verdichtet in künstlerischer Form.“

Welche Gemeinsamkeiten zeigen die sechs Künstlerinnen in der Werkschau? Lebensfroh und kritisch setzen sie sich wieder mit Natur, Umwelt und Gesellschaft auseinander. Dabei verfolgen sie ihre Form der Lebenskunst – die Freude an der künstlerischen Betätigung. Inzwischen ist es für jede eine unentbehrliche Notwendigkeit geworden. Wie es Thomas Mann erklärt hat: „Es gibt keinen Besitz der Nachlässigkeit vertrüge.“ So verstehen es auch die Phoenixen, Anna Stuffer, Ingrid Auer, Elisabeth Opperer, Eva Pichler, Margareta Wackerle, Christine Mayer und „sehen ihr Talent nicht als gesichertes Gut, sondern arbeiten sorgsam an ihren Ausdrucksformen.“

Schon im Aufgang zum eigentlichen Ausstellungsraum bekommt man einen Vorgeschmack auf die Aufsehen erregende Bilderwelt von Anna Stuffer. Sie unterhält die Besucher mit ihren Gedanken und Wortspielen und setzt dies geistreich in realistischer Malweise um. Der Betrachter wird zum Lachen, jedoch auch zum Nachdenken aufgefordert. So auch in Anna Stuffers größtem Ölbild der Ausstellung, Der letzte Vorhang, in dem sich die Künstlerin mit der Not der Künstler in Coronazeiten auseinandersetzt. Menschliches und Lebensfreude findet Ausdruck im Bild First Date mit Sepp und Rotkäppchen.

Die elaborierten Textilgestaltungen von Margareta Wackerle, handgedruckt und bestickt, zeigen eine ganz andere Formensprache. In teils seriellen Frottagen und Siebdrucken spielt sie Bildelemente in unterschiedlichen Variationen durch. Einige der Quilts aus der Reihe Teatime with… sind handbestickt und heuer stilvoll in Rahmen präsentiert. Die Zeit der Coronabeschränkungen wurde erstaunlich kreativ genutzt.

Die Rosenheimer Künstlerin Elisabeth Opperer beschäftigte sich in ihrer Vorbereitung zur Ausstellung nicht nur mit der Heiligen Geometrie, sondern auch mit dem ältesten Flachdruckverfahren, der Lithografie.  So entstanden die Werke, wie Turteltauben, koloriert oder im kontrastreichen Schwarz-Weiß und Bügel-Flügel.  Ebenfalls gekonnt in Gouachetechnik gemalt, konstruierte die Malerin in fantastischer Symmetrie ein Dodekagon, ein rotes Zwölfeck mit dem Titel Ursprung.

Die ebenfalls naturverbundene Architektin Ingrid Auer zeigt in der Ausstellung wieder Leinwandbilder in Airbrushfarben. In gewohntem Hell-Dunkel-Kontrast verfremdet sie die Natur soweit, dass dem Betrachter noch Raum für die eigene Fantasie bleibt. Diese Arbeiten erinnern an japanische Holzschnitte. In einigen Bildern, wie Waldbrand, Lanzarote oder Bunte Natur, tritt eine Entwicklung der jüngsten Zeit zutage. Neben Sepia und Weiß tauchen nun auch die anderen Töne der Farbpalette auf.

Eva Pichlers Orimoto-Buchobjekte bekräftigen ihre Liebe zu Geschichte und alten Büchern. Die Künstlerin beschäftigt sich seit einigen Jahren mit Projekten, die mit dem ethischen Umgang mit Menschen und den Ressourcen unserer Erde zu tun haben. Diese Thematik greift sie in den feinen Grafiken Black lives matter und den Faltkunst-Arbeiten Richard in Quarantäne oder Schutzwald auf. Handwerklich präzise und ideenreich bezieht die Künstlerin gesellschaftspolitisch Position.

Auch die Kunsterzieherin Christine Mayer lässt sich für ihre vorwiegend expressive Acrylmalerei von der Natur inspirieren. Nicht das objektive Abbilden eines Motivs, sondern der Malprozess an sich steht im Vordergrund. In fantasievoller Farbgebung und abstrahierten Formen drückt sich Energie und Freiheit aus. Aus der Reihe tanzt aber heuer eine Folge von schmalen Acrylbildern in gegenständlicher Malweise. Die Diptichen Duett in Einheit und Befreiung ziehen mit ihren markantem Leitersymbol und Brettspielmanier die Aufmerksamkeit der Betrachter auf sich.

So manch anregendes Gespräch wurde geführt und erfreulich viele Exponate tauschten den Besitzer. Die sehr gut besuchte Ausstellung schloss nach drei Wochenenden am Sonntag,11. Oktober mit einer kurzen Finissage, bei der alle Phoenixen der Gastgeberfamilie Stuffer nochmal herzlich dankten.                         

Bericht und Bilder:  Christine und Christoph Mayer

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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