Kultur

Ausstellung in der Fachberatung Heimatpflege in Benediktbeuern

Momentaufnahmen bayerischer Lebensart aus den 1950er-Jahren präsentiert die neue Ausstellung „ausgesprochen bayerisch“ in der Fachberatung Heimatpflege. Sie verbindet Fotografien, die der frühere Bezirksheimatpfleger Paul Ernst Rattelmüller angefertigt hat, mit Texten des jetzigen oberbayerischen Heimatpflegers Dr. Norbert Göttler.

Wer weiß, was man beim „Rossboinklaum“ macht oder was ein „Britschhaferl“ ist? Und auch wer die Begriffe für das „Pferdeäpfelsammeln“ und die „Petze“ kennt, weiß vielleicht nicht, was „Aprui-Aff“ oder „Wanznpress“ bedeutet. Diese und noch viele weitere Mundartbegriffe hebt Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler aus dem reichen Schatz des bairischen Dialekts. Seinen fundierten, mit einem Augenzwinkern präsentierten Erläuterungen stehen in dieser Ausstellung Fotografien von Paul Ernst Rattelmüller gegenüber. Als einer der Amtsvorgänger Göttlers hatte dieser ab den 1950er-Jahren begonnen, bäuerliches Leben, Feste und religiöse Bräuche in Oberbayern mit seiner Kamera festzu­halten.

Einzigartige Fotodokumente

Rund 8 000 Farbdiapositive Rattelmüllers sind im Archiv des Bezirks Oberbayern erhalten und in der Zwischenzeit digitalisiert worden. Sie dokumentieren das in den Nachkriegsjahren mühsame, oftmals in schwerer Handarbeit zu bewältigende Bauernleben ebenso wie die Fertigkeiten von Handwerkern, die heutzutage fast vergessen sind. So zeigen sie beispielsweise Federkielsticker, Lohgerber, Wagner und Schäffler. Oder eine damals typische Bäckerei, in der die Brezen noch mit der Hand geformt und in Lauge gelegt wurden.

Im humorvollen Zusammenspiel gehen die Fotografien mit den Texten Norbert Göttlers eine ungewöhnliche Symbiose ein und eröffnen gerade in der Gegenüberstellung überraschende Einblicke. Ein „Bummerl“ hat eben im Bairischen mehrere Bedeutungen – der Fotograf Rattelmüller hat es bildlich wunderbar eingefangen. Auch hinter einer „Heugeign“ steckt viel mehr als vielleicht vermutet, und der in Altbayern ursächliche Zusammenhang zwischen einem „Banzn“ und einer „Wampn“ ist vielleicht für manch einen neu zu entdecken. (ks)

Ausstellung „ausgesprochen bayerisch“

Dauer: 5.12.2020 – 28.2.2021

Öffnungszeiten:

  • Samstag 13 bis 17 Uhr,
  • Sonntag 11 bis 17 Uhr,
  • an Feiertagen geschlossen

Was ist … ?

  • Aprui-Aff: So wurde genannt, wer sich am 1. April in denselben schicken ließ.
  • Wanznpress: Harmonikainstrument
  • Bummerl: Das Wort bezeichnet ein Jungrind, einen grobschlächtigen Mann oder einen sturen Menschen ebenso wie einen Pflasterstein oder große, runde Steine im Bach oder Fluss.
  • Heugeign: besonders groß gewachsene, dünne (meist weibliche) Person
  • Banzn: Bierfass
  • Wampn: dicker Bauch

Neuerscheinung

Die Ausstellung in Benediktbeuern hat Dietlind Pedarnig vom ­Allitera Verlag kuratiert. In diesem Verlag erscheint zum Preis von 29,90 Euro ein Buch (ISBN: 978-3-96233-226-6) mit Fotografien aus dem Archiv Rattelmüller und Texten von Norbert Göttler.

Bericht: Bezirk Oberbayern

Foto: Paul Ernst Rattelmüller, © Bezirk Oberbayern – Ochsenritt in Bichl, Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen;

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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