Freizeit

Aschau: Film//riss – Kino mit Ambiente

Früher war alles besser, sagt man. Auch in Aschau. Da gab es doch tatsächlich mal zwei Kinos in der guten alten Zeit. Das ist lange her. Und das ist einigen Leuten, die in den Ort kamen und gerne Filme schauen wollten, sauer aufgestoßen. Denn das nächste Kino war weit weg, in Prien. Aber nur schmollen und sich ärgern, das war und ist nicht die Sache von Winfried Wolke, der dann vor vielen Jahren einfach selbst aktiv wurde und mit einigen anderen Film-Enthusiasten den Verein „film//riss“ gründete. Eine gute Idee. Denn in den über 20 Jahren ihres Bestehens brachten die Mitglieder das Kino wieder zurück in den Ort und das auch noch mit einem ganz besonderen Konzept.

Die Filme sollten nämlich nicht nur in irgendeinem Saal über die Leinwand flimmern. Der Gedanke ist vielmehr der, den gezeigten Werken das passende Ambiente zu geben. Und das fand bei allen Kinofreunden der Gemeinde großen Anklang.

Inzwischen ist Annette Schürzinger die Vorsitzende des kleinen Vereins, der gerade mal elf Mitglieder hat, da sich Wilfried Wolke jetzt seiner Aufgabe als Vorstand der neu gegründeten „Kulturbühne Aschau“ widmen muss. Selbstverständlich ist er immer noch den Filmriss-Leuten treu. Trotz Wechsel im Vorstand ist die Grundidee nach wie vor dieselbe: Filme im passenden Umfeld zeigen.

„Wir haben schon einiges für dieses Jahr geplant“, erzählt Annette Schürzinger. „Sicher ist, dass wir im Rahmen der „Kampenwand Historic“, einem Motorradrennen, das hier alle zwei Jahre stattfindet, im August einen Film zeigen.“ Welcher das ist, kann sie noch nicht sagen. Nur, dass es auf jeden Fall stattfinden wird, da die Vorführung in der Halle und nicht Open Air geplant ist. So sind sie und ihr Team sicher vor Wettereinflüssen.

Die haben dem Verein in der Vergangenheit schon öfter Probleme bereitet. Und so musste die eine oder andere Vorführung schon ausfallen. Wenn sie aber durchgezogen werden konnten, dann war es für die Vereinsmitglieder und für das Publikum ein großes Vergnügen. „Als wir „In der Mitte entspringt ein Fluss“ gezeigt haben, wurde die Leinwand mitten in der Prien aufgestellt“, erinnert sich die Vorsitzende. Bei der Vorführung von „Saiten des Lebens“ habe dann ein Streichquartett dazu gespielt, in dem die Tochter eines Mitglieds mitwirkt.

Unvergessen ist auch ein Filmabend mit „Straight Story“, der die Geschichte eines Rentners erzählt, der 400 Kilometer mit seinem Aufsitz-Rasenmäher zu seinem Bruder durch die USA gefahren ist. Die Filmriss-Leute haben dazu in Aschau ein Aufsitz-Rasenmäher-Rennen organisiert. Oder „Metropolis“ von Fritz Lang. Der wurde in der alten Brauerei gezeigt. Wie Winfried Wolke berichtet, sei er durch die Dampfmaschine und die Schalttafeln im Raum dazu inspiriert worden. Auch dieser Abend war ein großer Erfolg, der Stummfilm wurde zudem vom Aschauer Duo „Catfish“ musikalisch untermalt.

Dass die Aschauer Filmleute den Kinos in der Region Konkurrenz machen, wird nicht passieren und ist auch nicht gewollt. Annette Schürzinger: „Neue Filme oder Blockbuster können wir uns gar nicht leisten. Da sind die Leihgebühren viel zu hoch. Deshalb konzentrieren wir uns auf ältere Filme oder alternative Produktionen, die wir selbst gut finden.“ Die werden dann im Verein zuerst gemeinsam geschaut und dann wird entschieden, was gezeigt wird. „Das passiert oft sehr kurzfristig“, sagt sie mit einem Lächeln. „Denn wir sind sehr demokratisch und sehr spontan.“

Diese gelebte Unprofessionalität nehmen die Zuschauer der Filmriss-Vorstellungen nicht krumm. Sie bringen ihre eigenen Stühle mit, haben Brotzeit dabei und haben dann gemeinsam mit den Vereinsleuten ihren Spaß. Intern wird bei „film//riss“ an der Umsetzung einer weiteren Idee gearbeitet: In Zukunft sollen die Lieblingsfilme aller Mitglieder zur Aufführung kommen. „Mein Wunschfilm fällt da schon mal durch“, gesteht Annette Schürzinger, die sich „The Big Lebowski“ wünscht. „Doch es gibt in Aschau keine Kegelbahn.“

Sie wird es verschmerzen können, denn schon für Ende Mai ist die nächste Aufführung geplant. Der Film dazu steht noch nicht fest. Es wird wohl wieder eine spontane Entscheidung werden. „Auf jeden Fall soll es ein Film sein, der Spaß macht. Wir wollen mit guter Laune ins Jahr starten.“ Wer in dieser Beziehung informiert sein will, kann übrigens den Newsletter von „film//riss“ abonnieren. Den gibt es, genauso wie weitere Informationen, auf der Homepage www.filmriss-aschau.de.

Text: af – Fotos: Filmress e.V

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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