An der Attel bei Emmering im Landkreis Ebersberg findet ein bedeutender Schritt zur Rettung der seltenen Bachmuschel (Unio crassus) statt. Die Bachmuschel zählt heute zu den akut vom Aussterben bedrohten heimischen Fließgewässer-Arten. Im Rahmen eines artenschutzfachlich begleiteten Projekts der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern sowie dem Fischereiverband Oberbayern e. V. wurden Wirtsfische mittels einer fischschonenden Elektro-Befischung entnommen, mit Glochidien – den Larven der Bachmuschel – infiziert und anschließend wieder ins Gewässer zurückgesetzt.
Die Freisetzung der Glochidien erfolgt nur zu bestimmten Zeiten und nur bei geeigneten Wassertemperaturen. Genau dies nutzt das Projektteam, um die Larven in dieser natürlichen Phase im Labor zu gewinnen. Die Glochidien müssen sich – nachdem sie von der Muschel abgegeben wurden – innerhalb weniger Tage an die Kiemen geeigneter Fischarten, wie zum Beispiel die der Elritze, Koppe oder Nase anheften, um sich hier zur Jungmuschel weiterentwickeln zu können. Nach mehreren Wochen an den Fischen fallen die etwa 0,3 mm kleinen Jungmuscheln von den Kiemen ab. Sie sinken auf den Gewässerboden, wo sie sich im kiesigen Grund eingraben. Dort beginnt ihr Leben als eigenständige Muschel – ein Prozess, der durch das Projekt gezielt gefördert wird, um den über Jahrzehnte durch verschiedene Faktoren beeinträchtigten Vermehrungszyklus wieder zu schließen.
Dr. Bernhard Gum, Fachberater für Fischerei des Bezirks Oberbayern, zeigt sich zuversichtlich: „In bisherigen Kartierungen – von der optischen Suche bis hin zu DNA-Untersuchungen des Gewässers – konnten in der Rott, der Attel und im Kaltenbach kleine Restbestände der Bachmuschel nachgewiesen werden, die als Grundlage für die Nachzucht dienen. Wir hoffen, dass wir mit diesem Projekt dazu beitragen können, die Bachmuschel in Bayern vor dem Aussterben zu bewahren.” Maximilian Voit, Präsident des Fischereiverbands Oberbayern ergänzt: „Die erfolgreiche Umsetzung funktioniert nur mit einem starken Netzwerk engagierter Akteure: Die Kreisfischereivereine Ebersberg, Wasserburg und Rosenheim, der Anglerbund Rosenheim und Isaria, der Verein Die Blinker, mehrere Fischereirechtsinhaber sowie die Fischereigenossenschaft Rottbach unterstützen das Projekt tatkräftig und ehrenamtlich – sei es bei der Elektrobefischung, der Pflege von Gewässerabschnitten oder der Auswahl geeigneter Standorte.”
Koordiniert wird das Projekt gemeinsam von der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern und dem Fischereiverband Oberbayern, die u. a. auch für die wissenschaftliche Begleitung und die Förderung aus dem Artenhilfsprogramm Bachmuschel verantwortlich sind.
Mit dem Ziel, die natürliche Reproduktion der Bachmuschel wieder in Gang zu bringen, leistet das Projekt einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in bayerischen Fließgewässern. Es soll bis mindestens 2030 fortgesetzt und laufend begleitet werden.
Bericht: Fischereiverband Oberbayern / Fotos lt. Bild-Hinweis